119. Auf was ich bei Geschichten achte

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Hallo meine Lieben, bevor wir mit dem neuen Blogthema loslegen, möchte ich euch für die Kommentare zum letzten Beitrag danken.

Da mein Award, den ich jedes Jahr abhalte (die Ambis), schon sehr bald startet, dachte ich, dass es eine gute Idee wäre, einmal aufzuzeigen, auf was ich bei den Geschichten achte. (Wir gehen hier jetzt von Stories mit normaler Länge aus, nicht von Kurzgeschichten).

Sicher hat sich der eine oder andere Teilnehmer bereits diese Frage gestellt und vielleicht stellt ihr euch diese Frage auch bei den anderen Awards, die auf Wattpad durchgeführt werden.

Zuerst einmal möchte ich allen, die meinen Award nicht kennen, kurz den Unterschied zu den meisten (ich würde sogar fast sagen zu allen anderen Awards hier), nennen.

Die Geschichten, die an den Ambis teilnehmen dürfen, müssen abgeschlossen sein.

Warum das so ist und ich darauf bestehe? Die Antwort ist denkbar einfach. Man kann nicht nach fünf oder zehn Kapiteln beurteilen, ob eine Geschichte großartig ist bzw. sein wird. Das wäre so, als ob man bei den Grammys nur einen Teil des Albums bewertet oder bei einem Film nur den Anfang. Niemand würde das wollen, geschweige denn würden die Verantwortlichen das anstreben.

Mein Ziel ist es also, eine abgeschlossene Geschichte als Ganzes zu beurteilen. Ich sehe nicht nur ein Tortenstück, ich sehe die ganze Torte, vom Boden (der Grundstock) bis zur allerhöchsten Verzierung (das Ende). Dazwischen gibt es selbstverständlich mehrere Lagen an Füllungen (Storyline). In den Füllungen können sich auch Dinge wie Obst usw, verstecken (das wäre dann der Plot, oder Teile davon).

Ich weiß auch nicht, weshalb ich Geschichten immer mit Essen vergleiche, aber vielleicht, weil sie eine Art Seelenfutter sein können, wenn sie einem ans Herz gehen; zumindest wenn sie etwas in einem auslösen.

Zurück zum eigentlichen Thema.

Wenn ich eine Geschichte beurteile, dann zähle ich automatisch die essentiellen Zutaten wie Rechtschreibung, Grammatik und Ausdruck auf. Diese bilden praktisch das Grundgerüst. Aber diese Komponenten alleine machen noch keine gute und interessante Geschichte aus.

Ich achte auf Einfallsreichtum, darauf wie die Grundidee umgesetzt wurde und ob sich vielleicht irgendwo Logikfehler verstecken.

Dinge wie häufige Wortwiederholungen oder falsche Zeichensetzung (gerade bei der wörtlichen Rede), schmälern das Lesevergnügen. Und ich urteile auch danach, wie gut ich mich unterhalten fühlte. Wenn ich mich langweile ist das gar nicht gut. Sicher werdet ihr euch jetzt fragen, wie man mich dazu bringt, dass keine Langeweile aufkommt. Das ist einfach: überrascht mich. Am besten dort, wo man es nicht erwartet, aber keinesfalls mit Dingen/Szenen, die an den Haaren herbeigezogen sind. Die Geschichte sollte realistisch rüberkommen.

Natürlich gibt es noch andere Komponenten auf die ich achte. Lässt sich der Text leicht lesen oder eher holprig? Muss man sich die Sätze mehrfach zu Gemüte führen, um den Sinn zu verstehen, weil diese eventuell zu verschachtelt sind? Oder geht alles in einem Rutsch? All das ist wichtig.

Die Ausarbeitung der Charaktere ist ebenfalls ein sehr wichtiger Punkt. Damit kann der Autor gewinnen aber auch verlieren. Ein großer Teil der Geschichte steht und fällt mit den Charakteren, also arbeitet sie sorgsam aus, hegt und pflegt sie. Und hier kommen wir wieder zu dem Punkt, den ich bereits angesprochen habe: Niemand kann nach 5 Kapiteln sagen, ob ein Charakter sehr gut ausgearbeitet worden ist, denn die Entwicklung, die die Protagonisten während der Geschichte erfahren, wird sich nicht komplett nach 5, 6 und auch nicht nach 10 Kapiteln zeigen.

Um den Charakter als Ganzes, als vollendetes Werk zu beurteilen, muss man meiner Ansicht nach die ganze Geschichte gelesen und somit erlebt haben. Man schaut sich ja auch nicht nur die Hälfe eines Filmes an und urteilt dann oder sagt sogar: „Das war einer der besten Filme, die ich jemals geschaut habe" – ohne den weiteren Verlauf und das Ende zu kennen.

Warum beurteilt man dann also ein Buch nach nur wenigen Kapiteln, verpasst ihm sozusagen den Titel „Beste Geschichte in der Rubrik xy" – macht keinen Sinn, oder?

Wie gesagt, meine Vorgehensweise ist eine andere.

Generell kann ich euch sagen, dass schon öfter Geschichten bei den Ambis ausgezeichnet wurden, die im Vergleich zu anderen sehr wenige Reads hatten, denn das ist etwas, worauf ich nicht achte. Die Geschichte muss mich fesseln, mich mitnehmen, zum Lachen und/oder zum Weinen bringen, zum Nachdenken anregen.

Wichtig ist, dass ich euer Herzblut spüre, mit dem ihr geschrieben habt, dass ich merke, wie sehr ihr euch in diese Geschichte 'hineingesprungen' seid. Kleine Fehler in Rechtschreibung/Zeichensetzung kann ich verzeihen, wenn mich das Werk als gesamtes überzeugt hat.

Oh und noch eine Sache: es ist mir vollkommen wurscht, wie viele Follower ihr auf Wattpad habt, ob ihr beliebt seid oder unbekannt, denn das ist nicht ausschlaggebend für die Qualität einer Geschichte und auch nicht ausschlaggebend dafür, ob ich euren Schreibstil ansprechend finde.

Natürlich hat jeder Mensch seine Präferenzen, wenn es um den Schreibstil geht, da bilde ich keine Ausnahme und es ist immer schwer zu benennen, was mich da nun anzieht. Der Text muss flutschen, eine flüssige Schreibweise ist wichtig und fünf Bandwurmsätze hintereinander sind sicher kein Plus, ebenso fünf kurz, abgehackte Sätze in Folge. Ein schöner Rhythmus, eine spannende Erzählung, authentische, interessante Charaktere, ein gut ausgearbeiteter Plot, gründliche Recherchen, Spuren, die gelegt werden, Fäden, die gezogen werden und die letztendlich alle zusammen führen – all dies trägt dazu bei, den Unterhaltungswert zu steigern.

Ich lese alle Geschichten, die bei den Ambis angemeldet werden vom Anfang bis zum Ende durch und beurteile sie dann nach bestem Wissen und Gewissen. Es gibt keine Vorrunde, wo die Leser voten dürfen – man darf lediglich anmelden und gespannt sein, was dann passiert.

So manches Mal hat es die eine oder andere Autorin aus den Socken gehauen, weil sie sich nicht den Hauch einer Chance ausrechnete und dann boom, war ihre Geschichte unter den Gewinnern.

So wie ich bei meinen eigenen Stories jede Menge Herzblut hineinstecke, so tue ich das auch bei diesem Award. Er bedeutet mir etwas und ich hoffe, euch auch.

Kommen wir nun zu den Fragen:

Habt ihr schon einmal an einem oder mehreren Awards auf Wattpad teilgenommen?

Wenn ja, wie waren eure Erfahrungen dabei?

Wenn nein, zieht ihr irgendwann eine Teilnahme in Erwägung oder schrecken euch die Vorgaben der meisten Awards (die Geschichte muss nicht beendet sein und es gibt Vorrunden, wo die Leser voten dürfen) eher ab?

Würdet ihr gerne bei den Ambis teilnehmen, wenn ihr eine abgeschlossene 1D Geschichte vorweisen könntet?

Was zieht euch persönlich bei Geschichten am meisten an?

Und was mögt ihr eher nicht?

Wie immer bin ich sehrgespannt auf eure Antworten.

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