Geben und Nehmen

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Mark und Michelle hatten Gwyn zum Abendessen eingeladen, um sie ein wenig abzulenken. Doch Michelle sah sie besorgt an, da sie dabei sehr still dagesessen hatte und beschloss mit ihr zu reden. Gelegenheit hatte sie beim Abspülen, denn Gwyn war nicht davon abzubringen mitzuhelfen. Und so stand sie schweigend neben Michelle und trocknete ab.

"Was ist los Gwyn? Du warst heute beim Abendessen so still. Hast du doch Bedenken wegen Stammzellenspende? Wir würden das verstehen."

"Nein, das ist es nicht. Um nichts in der Welt würde ich deswegen Bedenken haben. Ach,ich weiß auch nicht. Ich bin im Moment so durcheinander. Egal, ich bin hier um Neill zu helfen und wegen nichts anderem" antwortete sie und stöhnte leise auf.

Michelle nahm ihr das Handtuch ab, schob sie zu einem Küchenstuhl und wies sie an sich zu setzen. Dann zog sie sich ihren Stuhl zurecht, setzte sich vor Gwyn und sah sie an.

"So und nun mal raus mit der Sprache. Ich lass dich nicht eher nach Hause, bis du damit rausrückst. Und ich bin hartnäckig, dass lass dir gesagt sein" meinte sie.

Gwyn muss lachen. Dann schluckte sie kurz. "Kann man sich in kurzer Zeit verlieben?"

Michelle grinste innerlich. "Na klar kann man das. Also ich persönlich glaube auch an Liebe auf den ersten Blick" erwiderte sie lässig. "Also wer?"

"Es ist Joe. Wenn er mich anschaut, dann wird es mir heiss und kalt" antwortete Gwyn. Sie war froh, dass es raus war und sie wusste, dass sie Michelle vertrauen konnte.

"Wow! Damit habe ich jetzt nicht gerechnet. Mark dachte, es sei Jon" platze es aus Michelle heraus und Gwyn starrte sie erschrocken an. "Na, so wie ihr beiden miteinander umgeht."

"Nein, Jon ist genau derselbe Typ wie ich. Deswegen verstehen wir uns wohl so gut. Ich sehe ihn wie meinen Seelenverwandten. Ist seltsam. Er schaut mich an und ich weiß was er vorhat" antwortete sie.

"Der gute alte Joe. Ist ja auch ein sehr ansehnliche Kerl" Michelle schnalzte mit der Zunge.

"Michelle, nun machst du dich aber lustig."  Gwyn sah sie empört an, musste aber dann doch grinsen.

"Nein, gar nicht. Auf ihn fahren viele Frauen ab. Meinst du wie lange diese AJ schon versucht an ihn heranzukommen" meinte sie.

"Das ist es ja. Wenn ich mir die Frauen so anschaue, mit denen er tagtäglich zu tun hat. Da kann ich ja schon gar nicht mithalten. So als normale Krankenschwester", antwortete Gwyn verstört.

"Hallo, gehts noch. Gwyn, die meisten von denen sind ganz normale Frauen wie du und ich. Klar, Tussen hast du immer dabei. Also, von deiner Figur und vom Aussehen her hältst du da locker mit. Ich brezel dich morgen auf und du gehst glatt als neue WWE Diva durch."

"Um Gottes Willen. Nein, lass mal." Gwyn schüttelte sich. Sie machte sich gerne zurecht, aber so aufgedonnert wie AJ wollte sie dann doch nicht aussehen.

"Und du hast Joe als Joe kennengelernt. In dem Business ist es halt schwer, das herauszufiltern. Was meinst du wieviele Frauen Mark Avancen gemacht haben. Aber sie haben in ihn nur den Undertaker gesehen und wollten sich mit ihm brüsten. Und wie ich Joe einschätze, steht er eh nicht auf diese aufgetakelten Dinger."

"Daran habe ich noch nicht einmal gedacht. Natürlich war ich am Anfang ganz hin und weg, dass ich den Undertaker kennengelernt habe, aber ich sehe ihn als Mark. Ich finde es schön, dass ich den Menschen Mark kennenlernen darf. Genauso wie Jon, Joe oder Colby."

"Und wie gehts nun weiter?" Michelle blickte sie von der Seite an.

"Na, wie schon. Im Moment gibt es nur Neill, und darauf werde ich mich jetzt erst einmal konzentrieren. Alles weitere wird sich zeigen. Weißt du, ich habe ein beschissenes Jahr hinter mir. Ich wollte eigentlich im August geheiratet haben, doch mein Verlobter hat es vorgezogen, mich mit meiner besten Freundin zu betrügen. Deshalb bin ich, was Männer angeht, lieber etwas vorsichtig."

"Das kann ich verstehen. Tut mir echt leid."

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Gwyn hatte sich die ganze Nacht im Bett hin und her gewälzt. Pünktlich um 6 Uhr ging der Wecker und nicht ausgeschlafen und tierisch nervös stieg sie unter die Dusche. Sie hatte gerade ihre Zahnbürste im Mund, als es an ihrer Türe klingelte. Als sie öffnete, strahlten Jon, Joe und John sie an.

"Was macht ihr denn hier?"

"Wir sind ihr persönliches Taxi, Mam?" John hob die Hand an die Stirn und salutiert.

"Blödmann. Kommt rein und setzt euch. Ich bin gleich fertig. Wenn ihr Kaffee wollt, da steht die Maschine." Sie lief ins Bad zurück und machte sich fertig. Nervös setzte sie sich dann neben Joe und vermied es, ihn anzusehen.

"Ach, dass soll ich dir von Schwester Claire geben. Ich war gestern abend noch im Krankenhaus." John reichte ihr eine Packung.

"Na Bravo. Beruhigungsmittel. Die nehme ich dann erst, bevor wir losfahren, sonst könnt ihr mich gleich die Treppe runter tragen.  Ein Lachanfall ist auch nicht auszuschliessen. Ich kriege dann immer so eine Scheissegal Einstellung."

Joe beugte sich leicht zu ihr, sodass nur sie ihn hören konnte. "Hmmm, das klingt sehr interessant. Kontrollverlust und Scheissegaleinstellung. Gute Mischung" flüsterte er.

Gwyn lachte auf und boxte ihn wieder mal gegen die Schulter. "Flegel"

"Autsch. Die Frau muss mich immer verprügeln" stieß er laut aus.

"Dann hast du es sicher auch verdient" antwortete John.

Um 7:30 Uhr nahm sie ein Glas aus dem Schrank, schüttete Wasser hinein und drückte dann zwei Tabletten aus der Packung. "So, weg mit dem Zeug", sagte sie lachend. Schnell stand sie auf und schaute in die Runde. "Jetzt muss ich aber ins Auto. Das Zeug wirkt schnell."

In der Klinik angekommen, hakte John sich bei ihr ein, denn ihr war schwummerig zumute. Ein Krankenpfleger erwartete sie schon bittersüß lächelnd mit einem Rollstuhl, wo sie sich reinfallen ließ. Vieles bekam sie nun nicht mehr mit. Sie erkannte, dass Paula neben ihr stand und ihre Schulter festhielt. Eine Schwester halt ihr in die OP-Kleidung und setzte sie dann auf ein Bett. Professor Grave und Doktor Miller erzählen ihr noch etwas, aber Gwyn starrte sie nur an. Ein grelles Licht und ein Brennen im Arm war das Letzte, was sie noch wahrnahm.

Joe, der mit Jon, Mark, Michelle und John auf dem Flur stand zitterte leicht und fuhr sich durch die Haare, als man Gwyns in ihrem Bett an ihn vorbeischob. Jon stupste ihn an.

"Du magst sie sehr, huh?"

"Ja"

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"Gwyn, hier ist Paula. Alles ist gut gegangen." Für Gwyn klang die Stimme sehr weit weg und sie versuchte sich darauf zu fokussieren. Sie öffnete die Augen und schloss sie schnell wieder, weil das Grelle Licht sie blendete.  Langsam versuchte sie sich aufzurichten, doch als sie starke Schmerzen im Unterkörper verspürte, stöhnte sie auf. Erneut öffnete sie die Augen und sah, dass neben Paula noch Steve und Doktor Miller im Raum waren.

"Ist Neill schon dran?", wollte sie von Paula wissen, die sofort nickte.

"Ja, er ist aber auch schon bald fertig. Du hast drei Stunden geschlafen. Hast du starke Schmerzen?" Paula liefen Tränen von den Wangen.

Doktor Miller trat an sie heran und kontrollierte ihren Puls. "Ich lasse dir gleich noch Schmerzmittel von der Schwester geben Gwyn. Du hast dich tapfer gehalten. Wir werden dich doch heute noch hierbehalten, da du auf die Narkose doch nicht so gut reagiert hast. In der Aufwachphase hast du dich erbrochen." Er tätschelte leicht ihre Hand.

Mark und Michelle betraten den Raum. "Wir haben deine Eltern schon informiert, dass alles gut gegangen ist. Wir sollen dir viel Grüsse bestellen und von Steven soll ich dir das geben", meinte Mark, bückte sich zu ihr runter und verpasste ihr einen Kuss auf die Stirn. Gwyn lächelte.

Die Türe öffnete sich und ein Bett wurde hereingeschoben. "Neill", flüsterte Gwyn.

"Er ist wieder eingeschlafen. Hat die ganze Zeit auf den Schlauch mit dem Blut geschaut. Der kleine Mann war ebenso tapfer. Da haben wir ein tolles Team erwischt", erzählte Betty.  Paula setzte sich gleich zu ihrem Sohn und strich ihm über den Kopf.

Und auch Gwyn war wieder eingeschlafen


Dich hat uns der Himmel geschicktWhere stories live. Discover now