Kapitel 37

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Als ich mich am nächsten Morgen im Spiegel ansehe fallen mir zuerst die tiefen Augenringe auf. Meine Augen sind immer noch rot und geschwollen. Normalerweise würde ich jetzt irgendwas dagegen machen, aber heute ist mir das alles egal. Ich fühle mich wie betäubt, als läge irgend ein Filter über der Welt, der ihr all die Farbe entzieht. Ich bin allein, nichts was ich geglaubt habe ist wahr. Was von meiner Vergangenheit stimmt überhaupt?

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Auf dem Weg zur Arbeit steigt meine Nervosität. Vor dem Gebäude der Polizei wische ich mir erst einmal die Hände an der Jacke ab, da sie von einem Schweißfilm überzogen sind. Will ich überhaupt wissen was mir Herr Choi gleich erzählen wird? Es wird alles verändern, all das was ich in meinem Vater gesehen habe, der Gerechtigkeitsglaube, meine Motivation diesen Job zu machen und all die Verbrecher hinter Gitter zu bringen.....ein Irrglaube?

 Mit schnellem Herzschlag öffne ich die Tür und gehe auf den Fahrstuhl zu. Die Fahrt nach oben kommt mir so viel länger vor als sonst. Also sich die Türen mit einem leisen ‚pling' öffnen atme ich noch einmal tief durch. Ich gehe ins Büro. Namjoon sitzt schon am Schreibtisch und springt auf sobald er mich durch die Tür kommen sieht. „Alles okay Tae?" Ich nicke nur zögerlich. Was soll ich schon sagen? Das ich alles hinterfrage was ich je wusste, dass mir alles sinnlos vorkommt und dass ich nicht weiß wie ich mit diesem Wissen umgehen soll? Nein! Also belasse ich es bei einem Nicken. Namjoon sieht mich verzweifelt an, er weiß offensichtlich nicht wie er mit mir umgehen soll, aber wer kann es ihm schon verübeln? „Soll ich dich zu dem Gespräch begleiten?", fragte er dann zögelrich. Ich nickte wieder nur. Ich könnte einen Freund an meiner Seite gebrauchen wenn ich diese Sachen erfahren werde. Gemeinsam gehen wir also zum Büro von unserem Chef. Die Tür ist nur angelehnt, Namjoon klopft einmal und wir treten ein. Das Büro ist leer. Verwundert blicken wir uns um als sich die Tür hinter uns schon öffnet. „Oh, sie sind schon da. Einen Moment bitte.", sagt Herr Choi während der einen Stapel Akten balanciert. Er schließt die Tür hinter sich, durchquert den Raum, legt die Sachen auf seinem Schreibtisch ab und setzt sich. Besorgt sieht er mich an. „Also Taehyung, es ist wohl Zeit dass ich dir erkläre was es mit der Mafia und deinem Vater auf sich hat." Ich schaue in seine Augen und erkenne Mitleid. Ich will mich auf das Schlimmste gefasst machen, von der Angst gelähmt kann ich mich nicht bewegen oder etwas sagen.

 Also fährt der ältere Mann mir gegenüber fort. „Vor ein paar Jahren gab es einen Vorfall der uns so nah an die Mafia gebracht hat wie noch nie. Auslöser war der Tod eines Ehepaares in Daegu... der deiner Eltern. du warst damals noch sehr jung und hast das alles wahrscheinlich gar nicht so mitbekommen. Wir haben also ermittelt und ein paar Sachen herausgefunden. Ja, dein Vater hat mit der Mafia zusammengearbeitet...aber nicht freiwillig." Er macht eine Pause. Ich schaue entsetzt hoch. Mein Gemütszustand ändert sich von einer Sekunde auf die Andere. Ein Gefühl der Wut baut sich in mir auf. „Was soll das heißen nicht freiwillig?", presse ich hervor. „Naja, das ist alles etwas kompliziert aber nach dem was wir herausgefunden haben fing das Alles an als dein Vater große Geldprobleme bekam. Er wusste nicht wie er seine Familie weiter finanzieren konnte und lieh sich Geld bei den falschen Leuten. So kam es, dass diese Leute ihr Geld irgendwann zurück forderten, doch er konnte nicht zahlen. Also hieß es ‚entweder du stirbst oder du steigst in unsere Geschäfte ein'. Und weil er euch, dich und deine Mutter, nicht im Stich lassen wollte, entschied er sich für die zweite Variante. So kam es das er, aufgrund seiner guten finanztechnischen Fähigkeiten, das Waffen- und Drogenlager in Daegu leiten sollte, alles natürlich immer unter strengster Bewachung. Neben seinem aufgezwungenem Job bekam er natürlich auch einige Machenschaften der Mafia mit. Er erduldete das Alles immer mit dem Hintergedanken eine Familie zu ernähren und euch nicht in Gefahr bringen zu wollen. Doch irgendwann ging es wohl so weit, dass er einen Mord an einem Unschuldigen mit ansehen musste und da wusste er, er kann das nicht weiter machen. Er wollte dich und deine Mutter schnappen und abhauen, raus aus dem Land irgendwo hin wo euch keiner kannte und die Probleme nicht so groß waren. In der Nacht der Flucht lief dann aber alles schief. Die Mafia bekam mit was er vor hatte. Sie kamen zu euch nach Hause, dein Vater reagierte schnell genug und versteckte dich. Die Mafia wusste nichts von deiner Existenz, da dein Vater dieses Geheimnis unter allen Umständen vor ihnen verbergen wollte. So kamen sie in dieser Nacht, nahmen deine Eltern mit und brachten sie um. Natürlich ließen sie alles wie einen Unfall aussehen und in der Öffentlichkeit glaubte man das auch. Doch wir fanden die Wahrheit heraus und mussten schnell handeln. also steckten wir dich und deine Großmutter, die ja wie du weißt das Sorgerecht bekam, sofort ins Zeugenschutzprogramm und legten euch neue Identitäten an, sodass die Mafia euch niemals finden konnte. Wir haben uns also eigentlich schon damals kenngelernt Taehyung, aber ich war noch jung und in einer niedrigen Position. Als ich dann Jahre später deine Bewerbung vor mir hatte, fiel mir Alles wieder ein als wäre es gestern gewesen. Ich las deinen Lebenslauf und war beeindruckt, so ging es auch meinen Kollegen die damals am Fall beteiligt waren. Also nahmen wir dich sofort an, mit dem Hintergedanken, dass dich dieses Wissen irgendwann dazu treiben wird mit uns diese Verbrecher, die das deiner Familie angetan haben, hinter Gitter zu bringen." 

Eine Pause entstand. Niemand traute sich etwas zu sagen. Die Blicke von Namjoon und Herr Choi lagen erwartend auf mir. Ich schlucke. Ich weiß nicht was ich fühlen soll. Mein Vater hat das alles nur getan um meine Mutter und mich zu retten. Ich kam ins Zeugenschutzprogramm. Wieso hat meine Oma mir nie etwas erzählt? Das meine Familie tot ist....alles wegen diesem Bastard Jeon Yun-Suk. Die Wut in mir wird immer großer, ich fühle mich als würde ein Knoten in mir platzen. „Warum haben Sie nicht von Anfang an reinen Tisch gemacht?" Herr Choi sieht mich traurig an. „Deine Großmutter wollte nicht, dass du davon erfährst. Sie wollte, dass du eine verhältnismäßig unbeschwerte Kindheit hast und dass das Bild von deinem Vater in deinem Kopf gut bleibt. Also haben wir ihr versprochen nichts zu sagen. Aber jetzt war es ja unumgänglich."

 Langsam erhebe ich mich von meinem Stuhl. „Ich weiß nicht was ich sagen soll..." Namjoon steht ebenfalls auf. „Ich glaube niemand hat etwas dagegen wenn du für heute nach Hause gehst." Unser Chef nickt zustimmend. „Nein." Erstaunt sehen die Beiden mich an. „Ich bin natürlich immer noch verwirrt wegen der Sache und irgendwie auch wütend, dass ich erst jetzt davon erfahre aber vor allem will ich jetzt noch mehr, dass diese Mafia Bastarde ihre gerechte Strafe erhalten!" Stolz sehen Namjoon und unser Chef mich an. Ich verbeuge mich zum Abschied kurz und stürme aus dem Büro. 

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Jaaaa bei mir gehts auch mal weiter (*ノωノ) 

...Wer hätte es erwartet, dass so Etwas passiert ist?  

Sohn des Teufels | VKOOKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt