Teil 2 - Gegenwart

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02 - »Runder Bauch«

Nachdenklich fahre ich über meinen bereits rundlichen Bauch, verharre aber in der Position, als ich Schritte wahrnahm. Zilan und Berivan, meine besseren Hälften. Die besten Freunde, die man sich wünschen kann. Ohne sie hätte ich niemals alles durchgestanden. Gerade sitze ich mit beiden auf der Terrasse und trinken einen Tee, beobachten und passen auf unsere Kinder auf, die im Garten von Bervian rumalbern. Zurück zu den Schritten, die mich erschrocken haben. Es waren die Schritte von Haval, der Ehemann von Zilan, der gerade dabei war, sie abzuholen. Siya, die Tochter von ihnen erkannte ihren Vater, die dann glücklich kreischend auf ihn zu rannte.

„Babo!", rief sie überglücklich, ihr Vater, Haval, kniet sich genauso glücklich auf den Boden und fängt sie auf, als sie auf ihn springt. Im Türrahmen steht Amir, der Ehemann von Berivan. Er drückt ihr ein Kuss auf den Kopf und läuft auf sein Kind zu, dass im Planschbecken des Gartens spielt. Halim, deren gemeinsamer Sohn, ist gerade mal ein Jahr alt und macht Berivan und Amir zu den glücklichsten firschgebackenen Eltern, die ich kenne. Nun zu mir. Ich erwarte mein drittes Kind, von dem grausamsten Mann, den ich eins mal geliebt habe. Ich schüttle mein Kopf und schaue zu meinem großen vierjährigen Malik, der traurig und hoffnungsvoll zum Türrahmen schaut. Es zerbricht mir mein Herz. Wahrscheinlich hat er seinen Vater erwartet, der aber nie wieder auftauchen wird. Dieser Mann, mein Ehemann. Wie konnte ich bloß „Ja" sagen? Was war in mich gefahren? Wie habe ich nie die Gefahr und Konsequenzen in seinen Augen gesehen? Ich schließe meine Augen. Erneut erscheint sein Gesicht vor meinen Augen, eine Gänsehaut durchzieht mein Körper. Ich stehe auf und laufe auf Malik zu, der betrübt und schmollend Steine wegkickt.

„Was ist denn los, mein Herz?", fragte ich ihn. Ich weiß was los ist. Aber wie soll ich meinen vierjährigen Sohn jemals erklären, dass sein Vater grausame und eklige Dinge getan hat? Wie kann ich es übers Herz bringen und meinem Sohn, der seinen Vater als Vorbild sieht, erzählen dass sein Erzeuger kein guter Mensch ist? Wie kann ich ihn schlecht dastehen lassen? Obwohl er es nur verdient hat.

„Wieso kommt Babo nicht wieder zurück?", fragte er zerbrechlich nach. Bei seinem Anblick kommen mir die Tränen hoch. Er hat sowas nicht verdient. Aber ändern kann ich es nicht mehr. Er darf nicht erfahren, wo ich mich auffinde.

„Babo kommt wieder. Er hat nur was zutun.", redete ich auf ihn ein und strich ihm auf den Rücken. Nein, er wird nicht wieder kommen. Es tut so verdammt weh, ihn anzulügen. Und dass noch bewusst, in sein Gesicht gespuckt.

„Wirklich?", seine Augen stahlen. Er hat die selben kalten grünen Augen, wie sein Vater. Diese Augen, die mir mal meine Sinne geraubt haben. Ich nickte mit meinen Kopf. Irgendwann werde ich ihm erklären müssen, dass Papa nicht mehr kommen wird. Es geht einfach nicht mehr.

„Wirklich, mein Sohn.", sagte ich erneut. Mein Herz verkrampft sich, ich schaue zu meiner kleinen zweijährigen Tochter, Maliha. Sie steht bei Siya und verabschiedet sich von ihr. Ich wusste schon immer, dass sie beste Freunde werden. Zilan winkt mich zu sich, ich greife nach Malik's Hand und laufe auf Zilan und Haval zu.

„Wir gehen jetzt. Sollen wir dich mitnehmen?", fragte sie und legte ihre Hand auf meinem Arm ab. Alle gehen so vorsichtig mit mir um, seitdem sie wissen, wie ich behandelt wurde. Ich kann das nicht mehr ab, jeden Tag sehe ich die bemitleidenden Blicke. Ich schüttle mein Kopf und schaue trotz dessen lächelnd zu ihr.

„Nein, danke.", meinte ich und umarmte sie zum Abschied. „Ich werde mit Malik und Maliha laufen. Will noch etwas spazieren gehen und die frische Luft genießen.", erklärte ich ihr.

„Pass auf dich und die Kleinen auf. Wenn es spät ist, gehst du nicht allein, verstanden?", redete sie weiter, ich winkte ab. Was soll mir schon passieren? Als Zilan gegangen ist, fühlte ich mich wie das fünfte Rad am Wagen. Ich störe doch nur die anderen. Ich nehme meine Tasse und laufe mit dieser rein in die Küche, lege diese in die Spüle und laufe ins Wohnzimmer, wo ich Berivan und Amir vorfinde.

„Bist du verrückt?!", zischte Berivan Amir an, ich versteckte mich hinter dem Türrahmen. Wenn sie sich streiten, will ich nicht stören sondern einfach unauffällig weglaufen.

„Du brichst mit ihm sofort Kontakt ab.", verlangte sie von Amir, der etwas lauter wurde. Es erwecke meine Interesse. Seit wann hat Berivan was gegen Amir's Freunde?

„Er ist immer noch mein bester Freund, Berivan!-", rief er, doch Berivan erhöhte ihre Stimme noch viel mehr.

„Es reicht, Amir!", sie hörte kurz auf zu reden, dann schaut sie sich um, weshalb ich einen Schritt zurück gehe. Als sie sicher war, dass ihr „keiner" zuhörte, sprach sie weiter. „Du weißt, was er alles getan hat. Sie wird mir das nie wieder verzeihen. Wir hätten sie doch fast verloren.", murmelte sie, ihre Stimme bricht am Ende ab. Über wen sprechen sie? Bevor ich noch mehr mitbekomme, dass viel zu privat ist, gehe ich ins Wohnzimmer rein. Berivan schaut mich erschrocken an, von selbst erhebt sich eine Augenbraue von mir.

„Uhm, ich- Ich wollte sagen, dass ich jetzt gehe. Danke für die Einladung, Berivan.", sagte ich und umarmte sie.

„Sollen wir dich begleiten bis nach Hause? Du hast eine lange Strecke zu laufen.", nuschelte Berivan, doch ich schüttelte den Kopf. Die zwei brauchen jetzt Zeit zu zweit. Also verabschiedete ich mich auch von Amir, ging mit ihnen in den Garten und holten die Kinder rein. Halim, der Kleine, kann schon etwas laufen, fällt aber trotzdem immer wieder auf seinen Hintern, was nur zu süß bei ihm aussieht. Maliha hält seine Hand, Malik die andere. Ich muss diesen Moment festhalten, weshalb ich mein Handy zur Hand nehme und dies aufnehme. Sowas werde ich nicht oft erleben.

„Ciao!", ich winkte den drei zu, als sie auch winkten. Halim ist auf Amir's Arm, der so putzig wie er ist, seine Hand hin und her schwingt. Berivan schickte mir unendliche Luftküsse, die ich belächelnd auffing, dann aber vor ihren Augen losließ. Vernichtend schaut sie zu mir, dann lachten wir.

„Mama, ich bin müde.", murmelte Maliha. Ich seufze auf, nahm aber meine kleine Prinzessin auf den Arm. Sie legt ihr Kopf auf meiner Schulter ab, erschöpft mache ich mich mit meinen Kindern auf den Weg zurück Nachhause.

Ismail

Ich habe ihr Vertrauen missbraucht. Sie will mich nicht mehr, sie hat mich verlassen. Mein Herz schlägt bei ihren Namen zehn Mal schneller. Endlich verließ sie das Haus von Amir und Berivan. Als ich sie erblicke, blieb mir fast mein Herz stehen. Immer noch so schön wie früher. Ich schärfe meinen Blick und versuche mich so gut es geht mich hinter einem Auto zu verstecken. Ihr Bauch wird immer größer. Es bringt mich um, sie nicht mehr bei mir zu haben. Sie und die Kinder.

„Du bist meine Welt, Azmar.", sprach ich für mich selbst. „Du und die Kinder. Ich hätte niemals dich verletzen dürfen.", allein wenn ich nur zurückdenke, wie ich mit ihr umgegangen bin, da.. da könnte ich mir selbst den Hals umdrehen. Ich bin ein verdammter Mistkerl, sie hat jemanden wie mich nicht verdient. Aber zu wissen, dass ein anderer Mann an ihrer Seite stehen würde, lässt mich durchdrehen. Sie stand immer hinter mir, wir waren ein Team, trotz unserer Probleme.

„Du bist meine Frau.", murmelte ich weiter und schaue ihr hinterher. Bei weitester Entfernung erkenne ich, dass sie Maliha auf den Arm nimmt. Es ist sicher schon eine Last genug mit dem Bauch.

„Ich hole dich zurück.", sprach ich. Ja, genau dass werde ich tun. Doch sobald sie mich sehen wird, wird sie verrückt. Ich muss noch etwas warten, solange beobachte ich sie von der Ferne. Meine Seele brennt. Wieso habe ich ihr das alles angetan? Wäre Azmar nicht da, wäre ich immer noch dieser kriminelle Mann, dieser Mann, der keinen Sinn in dieser Welt gesehen hat. Dieser Mann, der in krumme Dinge verwickelt war. Ich habe alles ihr verheimlicht, bis sie einen Drohbrief in dem Postkasten entdeckt hat. Somit kannte sie meine Schulden und hat diese bezahlt, von dem Erbe ihrer Eltern. Meine Augen schließen sich.

Sie ist mein Sinn. Ohne sie bin ich nutzlos.

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