Kapitel 21

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In dieser Nacht suchten mich keine Alpträume heim. Ich hatte so tief und fest geschlafen, dass ich nicht mal mehr mitbekommen hatte, dass Cami sowie Lina und Leon ihre Matratzen in Lukes Zimmer geschafft hatten.

Während sich Lukes Körper an meinen Rücken schmiegte, lag mein Arm quer über Samys Brust. Tatsächlich war es jetzt wirklich etwas komisch.

„Bist du wach?", erkundigte sich Luke leise an meinem Ohr, während ich nach hinten schielten und im Augenwinkel seinen neugierigen Blick sehen konnte. Ich nickte leicht und er zog mich noch ein bisschen näher an sich ran.

„Ich versteh es jetzt, Mary.", sagte er leise und sein Atem an meinem Ohr verpassten mir Gänsehaut.
Langsam löste ich meinen Arm von Samy drehte ich mich zu Luke um, der seine Arme um mich schlang und mich in eine feste Umarmung zog.
„Es tut mir so leid.", fuhr er leise fort.

Ich sagte nichts.

Ich hatte nichts zu sagen.

Was sollte ich auch sagen?

Eine ganze Weile lag ich in seiner Umarmung, es war absolut still. Keiner von uns sprach ein Wort. Als wären nur wir beide hier. In unserer kleinen Blasen, die Außenwelt verschwunden.
Vielleicht hätte irgendein Wort diese Blase zerstört, also blieb es still.
Meine Augen fielen erneut zu.

Als ich aufwachte war es bereits 15 Uhr und ich hatte wohl den Weg in mein eigenes Bett gefunden. Nervenzusammenbrüche scheinen sehr ermüdend zu sein.
„Möchtest du einen Film schauen? Oder einen Kaffee? Vielleicht Frühstück?", hörte ich Samys Stimme und drehte mich im Bett erschrocken zu ihm um. Ich dachte, ich wäre mittlerweile alleine, doch Samy lag immer noch in meinem Bett, hatte was anderes an und sah eigentlich ziemlich ausgeschlafen aus. Aber ich war ihm auch dankbar, dass er mich in mein Bett gebracht hatte.
„Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken! Aber alleine lassen wollte ich dich auch nicht. Ich mach mir Sorgen um dich.", erklärte er sich entschuldigend und ich schenkte ihm ein herzliches Lächeln.

Das war einfach Samy.

Samy, der Gentleman.

Der Aufpasser.

Der, der sich Sorgen machte.

Der, der sich kümmerte.

„Kaffee und ein Film klingt großartig.", sagte ich lächelnd. Er stand auf und verließ ohne ein weitere Wort den Raum.

Langsam setzte ich mich auf, entschloss mich heiß zu duschen und als ich wieder mein Zimmer betrat, kam auch Samy mit zwei Tassen und seinem Laptop zurück.

„Also Crazy Stupid Love oder Transformers?", erkundigte er sich grinsend. „Ähm, Transformers bitte.", antwortete ich ihm lachend. Crazy Stupid Love war ein guter Film, aber nicht was ich gerade brauchte.

Ähnlich war das mit Samy, er war ein guter Kerl, aber vielleicht nicht das, was ich gerade brauchte.

Wir machten es wieder auf dem Bett bequem und er startete den Film. Alle paar Minuten gab Samy ein abschätziges Kommentar zum Film, was mich lachen ließ. Es war deutlich, dass er hier sein bestes gab, um mich aufzuheitern.

Luke P.O.V.

Nach diesem furchtbaren Abend, an dem Mary sich endlich geöffnet hatte und erzählte was passiert war, wurden uns allen wahrscheinlich so einiges klar.

Ihre hohen Mauern waren mit einem heftigen Knall vor unseren Augen eingestürzt.

Diese starke, unabhängige Frau war tatsächlich ziemlich kaputt und zerbrechlich, doch gab täglich alles, um das niemanden spüren zu lassen.

Heute Morgen genoss ich ihre Nähe noch viel mehr als sonst. Ich dachte immer, dass Sex das intimste wäre, was zwei Menschen gemeinsam erleben könnten. Doch vorhin mit Mary, wie wir einfach nur da lagen, das fühlte sich wirklich intim an. Dieser kleine zerbrechliche Körper, der in meinen Arm lag.

Mary war eingeschlafen und ich realisierte, dass sie wirklich gerade in meinen Arm lag.

Als wenn das wichtiges wäre.

Als wäre alles andere egal.

Doch eigentlich war das nicht wahr. Sie gehörte mir nicht und das würde sie wahrscheinlich auch nie.

Dieses Gefühl war schwer auszuhalten, also war ich vorsichtig aufgestanden, brachte sie in ihr Bett und hatte versucht mich mit einem Buch abzulenken.

Erfolglos.

Langsam rappelte ich mich auf, ich wusste, dass ich mit ihr reden musste. Ich wollte es ihr sagen.

Sagen, dass sie mir Ruhe und Frieden gibt.

Sagen, dass es mir nicht nur um Sex geht.

Sagen, dass sie etwas besonderes für mich ist.

Hoffen, dass sie mir glaubte.

Als mein Hand gerade die Klinke zu ihrem Zimmer runterdrücken wollte, hielt ich inne. Gedämpfte Stimmen drangen mir aus dem Raum entgegen. Mein Adern gefroren zu Eis, natürlich hatte ich die Stimme meines Bruder sofort erkannt. Autsch.
Ich lauschte und hörte, dass sie wohl einen Film schauten. Dann hörte ich Marys Lachen.
Autsch 2.0.

Behutsam sank meine Hand nun wieder und ging ohne Umschweife zurück in mein Zimmer.

Hatte sie jemals wegen mir gelacht?

Mein Hoffnungen erstarben, als ich realisierte, dass ich es mir vielleicht eingebildet hatte.

Das da nichts war zwischen uns.

THE FLOWERS - Lebe deinen TraumWhere stories live. Discover now