Auf nach Florida

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Die Achtundzwanzigjährige Gwyn Peters saß aufgeregt im Flieger nach Pensacola. Sie hatte es tatsächlich durchgezogen und konnte es noch immer nicht glauben. Mit der rechten Hand fuhr sie durch ihre langen blonden Haare und schüttelte immer wieder den Kopf. Für sie war das letzte Jahr ein einziges Chaos gewesen und dabei hatte sie es ganz anders geplant. Mit ihrem Verlobten Dean hatte sie ein Haus gekauft und ihre Hochzeit geplant. Alles war bis aufs kleinste Detail vorbereitet und Gwyn war überglücklich. Doch im August, drei Wochen vor dem grossen Tag, brach ihre für sie perfekte Welt zusammen. Als sie nach einem langen Arbeitstag nach Hause kam, erwischte sie Dean mit ihrer besten Freundin im Schlafzimmer. Noch am selben Tag warf sie ihn raus und schottete sich vier Wochen lang komplett ab. Doch nach diesen  war sie dem dunklen Loch entflohen und sie war sich bewusst, dass Dean nicht der Richtige war.

Im Oktober sollte sich ihr Leben in komplett neue Bahnen lenken. Sie besuchte einen medizinischen Lehrgang in Tallahasse und lernte dort Doktor Miller und Krankenschwester Betty kennen, die auf der Kinderkrebsstation des Medical Centers in Pensacola arbeiteten. Doktor Miller erzählte, dass sie zur Zeit Krankenschwestern suchten und schon am nächsten Morgen hatte Gwyn ihm grinsend eine Bewerbung mitgegeben. Es dauerte noch nicht einmal zwei Wochen, als sie vom Krankenhaus ein Zusage erhielt.

Daraufhin flog sie gemeinsam mit ihrer Mutter nach Pensacola und hatte glücklich den Arbeitsvertrag unterschrieben. Betty hatte für sie Kontakt mit einem Immobilienmakler aufgenommen, der ihr mehrere Objekte zeigte und schlussendlich entschied sie sich für eine gemütliche Zwei Zimmer Wohnung, gleich zwei Strassen vom Medical Center entfernt lag. Mit Hilfe ihres Anwaltes hatte sie das Haus verkauft und Dean seinen Anteil ausgezahlt. Ihre Möbel hatte sie teils Freunden geschenkt oder bei ihren Eltern eingelagert.

Und jetzt saß sie hier im Flugzeug und konnte es noch immer nicht fassen, dass nun für sie ein neuer Lebensabschnitt beginnen sollte. Sie war so nervös, dass sie alles um sich herum nur halb wahrnahm. Sie stülpte sich die Kopfhörer, die neben dem Sitz lagen in die Ohren und zappte durch den vor ihr eingebauteten Fernseher. Der junge Mann, der neben ihr Platz genommen hatte, beobachtete das Spielchen eine zeitlang und grinste vor sich hin.Dann tippte er ihr leicht auf die Schulter. "Entscheidungsfreudig sind sie aber gar nicht?"

Gwyn nahm die Kopfhörer ab und schaute ihn an. "Entschuldigen sie bitte. Wenn sie möchten, können sie das Programm aussuchen. Ich habe eigentlich nicht wirklich Lust zu schauen."

Dann schluckte sie kurz, denn vor ihr saß niemand geringeres als John Cena. Ihr Bruder Steven war ein riesiger WrestlingFan und hatte einige Poster von ihm in seiner Wohnung hängen.

"Wow" kam nur aus ihrem Mund.

"Nennen sie mich John", antwortete er grinsend.

"Sorry, aber wenn ich das meinem Bruder erzähle, glaubt der mir kein Wort. Tut mir leid, ich bin unhöflich. Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt Mr. Cena. Mein Name ist Gwyn." Sie streckte ihm die Hand hin.

"Kein Mr. Cena, nur John. Freut mich dich kennenzulernen. Und wohin geht die Reise Gwyn?" Neugierig sah er sie an.

"Nach Pensacola. Ich habe dort eine neue Arbeitsstelle im Medical Center."

"Ach, du bist Krankenschwester?"

"Ja, genaugenommen Kinderkrankenschwester. Ich fange dort auf der Krebstation an."

"Wow, das ist ein heikles Thema. Durch meine Arbeit mit der WishesComeTrue Foundation habe ich schon oft Kinder kennenlernen dürfen, die leider daran erkrankt sind. Ich werde immer ganz traurig, freue mich aber auch immer, wenn ich den Kindern ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann."

Die beiden verstanden sich auf Anhieb. John erzählte über seine Arbeit bei der WWE und das er nach Pensacola fliege, weil dort in diesem Jahr der Summerslam  stattfinden würde. Die Zeit verging wie im Flug und schon bald standen die beiden an der Gepäckausgabe.

"Es war schön, dich kennenzulernen Gwyn. Vielleicht sehen wir uns ja mal im Medical Center. Machs gut." John drückte ihr einen Kuss auf die und verließ dann die Halle durch einen Nebenausgang.

Gwyn wartete noch auf ihren Koffer, als Doktor Miller und Betty plötzlich neben ihr erschienen. "Hallo Gwyn, Willkommen in Pensacola."

"Doktor Miller, das ist aber nett von Ihnen, dass sie mich persönlich begrüßen."

"Hi Betty." Sie umarmte die junge rothaarige Frau, die ihr nach kurzer Zeit schon eine Freundin geworden war.

"Ich habe ihre Mutter angerufen, daher wussten wir, wann sie landen. Geben sie mir ihren Koffer", antwortete Doktor Miller. Schon hatte er ihn ihr aus der Hand genommen und führte sie zu einem schwarzen BMW, der draussen vor der Türe parkte.


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Mark und Michelle Calaway saßen gerade beim Abendessen, als es an der Haustüre klingelte.

"Na, altes Haus. Wir wollten doch mal sehen, was unser Teilzeitrentner so macht", rief Jon Good und ließ seine Zähne aufblitzen.

Mark schlug dem blonden Mann mit der Faust auf den Arm und schüttelte dann dessen Hand.

"Ich gebe dir gleich Teilzeitrentner. Kommt rein", antwortete er lachend. 

"Hi Michelle" Colby Lopez trat hinter sie und gab ihr einen Schmatzer auf die Wange.

Mark öffnete den Kühlschrank und warf den beiden ein Bier rüber. "Wer ist denn schon alles angekommen."

"Randy, Dave, Bryan, Brianna und Stephen. Stephanie, Paul und Joe kommen morgen. Der Rest keine Ahnung", antwortete Colby, öffnet die Dose und nahm einen Schluck. "Und wie gefällt euch eure neue Heimat?"

Mark und seine Familie waren von Austin nach Pensacola gezogen, da Mark von Paul als Stellvertretender Direktor für das Performance Center engagiert worden war.

"Sehr schön. Die Kinder haben sich schon eingelebt", antwortete Michelle und räumte die Teller in die Spüle. Als ihr Handy klingelte, nahm sie es vom Tisch und drückte auf die Annahmetaste.

"Hi Paula. Nein, nicht schon wieder. Das kann aber doch nicht mehr normal sein. Du solltest das wirklich tun. Wir kommen morgen mittag dann mal vorbei. Ok, Ciao"  Michelle schmiss das Telefon auf den Tisch und seufzte. Mark sah seine Frau fragend an.

"Neill hatte schon wieder Nasenbluten. Diesmal einfach nach dem Baden. Sie gehen morgen mal zum Check ins Krankenhaus."

"Schon wieder. Ich rufe gleich morgen früh Steve an und sage ihm, dass ich auch dort hin kommen werde."


Dich hat uns der Himmel geschicktWhere stories live. Discover now