No need for many words, just take me to your side

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Müde ging ich die Treppen hoch zu meiner Wohnung. Erst nachdem ich im Bus saß, merkte ich, wie anstrengend dieser Tag eigentlich war. Ich hatte die letzten Stufen hinter mir und wollte gerade die Tür aufschließen, als ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter spürte. Vor Schreck ließ ich meine Schlüssel fallen und drehte mich ruckartig um, nur im in das Gesicht von Ji Yong zu sehen. Mein geschockter Gesichtsausdruck wechselte zu wütend. "Ji Yong! Jag' mir nicht immer so einen Schreck ein!", meckerte ich los, während mein Herz immer noch wie verrückt schlug. "Tut mir Leid.", entschuldigte er sich, was aber eher weniger ernst rüber kam und lächelte mich schief an. Sofort war meine Wut wie verflogen. Wenn er mich so ansah, war es mit mir vorbei. Seufzend hob ich den Schlüssel vom Boden auf und schloss die Tür auf. Ich trat in meine Wohnung und ließ Ji Yong an mir vorbei, bevor ich die Tür wieder schloss. Er streifte sich die Schuhe von den Füßen und schmiss sich auf mein Sofa. Kurz betrachtete ich das mit einer hochgezogenen Augenbraue. Der scheint sich ja sofort wie Zuhause zu fühlen. Ich zuckte mit den Schultern und stellte meine Tasche neben den Schreibtisch. "Wenn du was brauchst, such einfach danach. Es müsste alles da sein. Ich bin unter der Dusche." Ohne auf eine Antwort zu warten, holte ich mir bequeme Klamotten aus dem Schlafzimmer und verschwand im Badezimmer. Die heiße Dusche tat unglaublich gut. Ich rubbelte mir die Haare trocken und mit einem Handtuch umwickelt stellte ich mich vor das Waschbecken. Mit meiner Hand wischte ich über den beschlagenen Spiegel. Ich begann mir die Zähne zu putzen. Gerade spülte ich mir den Mund und sah wieder hoch. Ich erstarrte plötzlich, als ich etwas an meinem Hals, knapp unter meinem Ohr, entdeckte. Hastig streckte ich meinen Kopf schräg nach oben, nur um einen dunkelroten Fleck zu entdecken. Ich riss die Augen auf und fing an, darüber zu reiben, in der Hoffnung, es würde verschwinden. Doch es blieb dort. In mir fing es an zu brodeln. Ji Yong hatte mir einen Knutschfleck verpasst! Der Gedanke an dem, was vorhin im Studio passiert war, ließ mich extrem rot werden. Doch das ignorierte ich und stürmte aus dem Bad. "Ji Yong!", rief ich laut. Dieser kam gerade um die Ecke und kaute auf etwas rum. Verwirrt blieb er stehen und starrte mich mit großen Augen an. Mir war bewusst, dass ich nur mit einem Handtuch umwickelt vor ihm stand, doch das interessierte mich gerade wenig. Ich war viel zu aufgebracht deswegen und ging mit schnellen Schritten auf ihn zu.

"Wie kannst du es wagen, mir einen Knutschfleck zu verpassen?", sagte ich wütend und tippte immer wieder mit meinem Finger auf seine Brust. "Ich hab was?", antwortete er fragend mit vollen Mund. "Du hast schon richtig gehört. Du hast mir einen Knutschfleck verpasst!" Unbeirrt kaute er auf und sah mich unbeeindruckt an. "Ja, und? Was ist daran jetzt so schlimm?" Ich stoppte in meiner Bewegung und starrte ihn mit offenen Mund an. Meinte er das gerade ernst? "Was daran so schlimm ist? Ich kann doch so nicht raus gehen!", sagte ich und drehte mich demonstrativ zur Seite und entblößte meinen Nacken. Einen kurzen Moment später spürte ich seine Hand nahe meinem Hals. Ich zuckte kurz zusammen, da mir endlich richtig bewusst wurde, wie ich vor ihm stand. Mein Gesicht lief Rot an und ich verschränkte meine Arme vor meiner Brust. Manchmal verstand ich mich selbst und meine hirnlosen Aktionen nicht. Super gemacht, Min Hee.

Durch seine Berührung bekam ich unweigerlich eine Gänsehaut, die sich über meinen gesamten Körper verteilte. Im Augenwinkel sah ich, wie er hinter mich trat. Mit seiner Hand fuhr er von meinem Hals über meine Schulter und zurück. Unweigerlich genoss ich seine Berührungen. Ich spürte seinem Atem auf meiner Haut und kurz danach auch seine Lippen, die federleicht über meine Haut strichen. Ich wollig aufseufzen, konnte es aber noch verhindern. Was passierte hier eigentlich? Dieser Mann ließ all meine Sinne verrückt spielen und ich konnte nichts dagegen unternehmen. Mittlerweile fuhr er mit seinen Fingerspitzen stetig über meine Schultern und Arme. Ich war komplett entspannt und ließ es einfach geschehen. Dann platzierte er seine Hände auf meine Hüften und fing an, leichte Küsse in meinen Nacken und auf meinen Schulter zu verteilen. Was machte er nur mit mir?
Ich hörte ich aufseufzen, woraufhin er seine Arme um mich schlang und mich an ihn drückte und automatisch umgriff ich seine Arme. Seinen Kopf legte er auf meine Schulter ab. "Was machst du nur mit mir?", flüsterte er und sprach somit meine Gedanken aus. Ich wusste einfach nicht, was das mit uns beiden war. Meine Gefühle fuhren stetig Achterbahn, wenn er in meiner Nähe war. Ich konnte diese nicht einordnen. Langsam ließ er mich los. "Lass uns vor dem Fernseher setzen und faul sein." Ich nickte und er gab mir noch einen Kuss auf die Schulter, bevor er sich entfernte. Mit schnellen Schritten ging ich wieder ins Bad. Nachdem ich die Tür geschlossen hatte, lehnte ich mich mit dem Rücken dagegen und atmete erstmal tief durch. Er brachte mich vollkommen durcheinander. Ich beruhigte mich etwas und zog mich um. Ich bürstete noch meine Haare und begab mich dann ins Wohnzimmer und setzte mich auf das Sofa zu Ji Yong. Er hatte bereits eine Decke über sich ausgebreitet und deutete an mich zu ihm zu setzen. Ich hob meine Beine auf das Sofa und krabbelte zu ihm. Er legte die Decke über uns beide und ich lehnte mich an seine Brust. Seinen Arm legte er um mich und so verbrachten wir den restlichen Abend dort.

Recht lange blieben wir wach und schauten uns verschiedene Filme an. Wir redeten und lachten viel. Ich fühlte mich unheimlich wohl in seiner Nähe und allgemeinen war es ein sehr schöner Abend. Irgendwann bemerkte ich, dass Ji Yong eingeschlafen war. Er war vermutlich noch erschöpfter, als er vorhin zugeben wollte. Eine Weile blieb ich noch liegen, bevor ich mich dann langsam erhob, damit ich ihn nicht aufweckte. Ich legte die Decke über ihn und holte meine Tasche. Gerade hob ich sie vom Boden auf, als auch schon fast der gesamte Inhalt rausfiel. Es erzeugte ziemlich viel Krach und ich erstarrte. Ich lugte zum Sofa rüber, aber Ji Yong schlief immer noch tief und fest. Ich fing an alles einzusammeln, als mir ein gefaltetes Stück Papier auffiel. Den Rest räumte ich zusammen und neugierig öffnete ich das Blatt. Gleich auf den ersten Blick erkannte ich, dass es ein Songtext war.

You're so beautiful
I can't forget you
Your eyes still make my heart flutter

I only wanna be with you
During the day and at night
I want you like this

Ich las mir jede Zeile genau durch.

Every guy checks me out every day
They all think they can get me
I don't want a lot of things
I want your heart
Cut out your heart and show me
Make me not know what to do
Softly call out to me
Like a whistle in my ear

Der Text gefiel mir auf Anhieb. Er hatte Potential und man könnte daraus was richtig gutes machen.

Don't pass me by
If you can't forget me either
My heart for you is fire
My heart is beating so fast
You can hear it closer and closer

- Ahri

Moment. Der Text ist von Ahri? Ich wusste gar nicht, dass sie Songtexte schrieb. In meinem Kopf setzte sich ein Gedanke fest. Ich nahm mir meinen Laptop und setzte mich vor den Wohnzimmertisch auf den Boden. Die Kopfhörer hatte ich bereits aufgesetzt und schon startete ich das Programm.

***
Ich spürte, wie sich eine Hand an meinen Kopf legte. Müde öffnete ich meine Augen und hob meinen Kopf an. Ich sah direkt in Ji Yong's Gesicht und mich überkam ein Déjà vu.
"Mh?"

"Leg dich in's Bett, von der Position bekommt man nur Rückenschmerzen.", sagte er leise, dann lächelte er leicht. "Und mal wieder bist du bei der Arbeit eingeschlafen." Ich nickte und richtete mich dann auf. Mein Laptop lief noch. Ich speicherte einfach ab und beendete alles, bevor ich den Laptop herunterfuhr. Dies dauerte etwas, da mich der helle Bildschirm blendete und ich mich noch im Halbschlaf befand. Ich versuchte aufzustehen, doch kaum hatte ich mich aufgerichtet, knickte ich ein und landete auf den Sofa. Meine Beine fingen an zu schmerzen, was vermutlich daran lag, dass ich die ganze Zeit im Schneidersitz auf dem Boden saß. "Was ist los?", fragte Ji Yong. Ich zuckte nur mit den Schultern. "Vom Sitzen tun mir die Beine weh und gehen kann ich vermutlich auch nicht, wenn ich noch nicht mal richtig aufstehen kann. Ich schlafe auf dem Sofa." Ich wollte mich gerade hinlegen, als Ji Yong auch schon dazwischen funkte. "Kommt nicht in Frage.", beharrte er und im nächsten Moment hatte er mich auch schon hochgehoben. Gerade so konnte ich noch meine Hände um seinen Nacken legen. Dann ging er auch schon los. "Ji Yong, lass mich runter, ich bin viel zu schwer.", versuchte ich es, da es mir gerade ein wenig peinlich war, im Brautstil von ihm getragen zu werden. "Rede keinen Mist, Min Hee." Im Schlafzimmer angekommen legte er mich sanft auf das Bett ab. Kurz verschwand er nochmal, um alle Lichter auszuschalten und legte sich dann zu mir. Es fühlte sich irgendwie selbstverständlich an, dass wir im selben Bett schliefen, auch wenn es nicht oft vorgekommen ist. Er rutschte nah an mich heran, nur um mich in seine Arme zu nehmen. Sofort umhüllte mich sein Duft und entspannt schloss ich meine Augen. Schnell driftete ich auch schon wieder ins Land der Träume.
"Schlaf gut, Min Hee."

crooked | k.jy |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt