Die Beständigkeit der Flucht

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600 Jahre Verbannung (aus dem Himmel)

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600 Jahre Verbannung (aus dem Himmel)

Lautlos glitt ich durch den Wald, meine Verfolger dicht hinter mir. Es waren Männer des Highlords, Ganoven und Schufte, die nicht mehr in mir sahen als das Monster, welches ich nun einmal zur Hälfte verkörperte. Jetzt waren sie hinter mir her, dem Schrecken eines jeden Mannes. Lachhaft, bedachte man die Zeit, in der ich als die Geliebte und Zukünftige des Highlords angesehen wurde. Genau ein Jahrzehnt, wenn ich mich recht entsinnte. Ein Jahrzehnt voller Schlemmerei, Prunk und Festen, die dein Herz vor Aufregung höherschlagen ließen.
Überall fand man sie vor: Männer! Das schwache Geschlecht, Berge aus Muskeln und doch nicht genug Weisheit, um ein falsches Spiel zu erkennen, begegnete man ihm. Und eines könnt ihr mir glauben: Ich spiele es schon viele, viele Jahre.
Hinter mir erklangen Trompeten. Eine Fanfare, die selbst meiner Wenigkeit maßlos übertrieben vorkam. Meine Verfolger konnten nicht mehr weit entfernt sein. Und wenn sie mich erst mal hatten... Tja, damit würde ich mich erst beschäftigen, sollte es dazu kommen.
Verflixt! Diese ungehobelten Männer hatten aber auch keine Ahnung, wie man mit einer Dame richtig umzugehen hatte! Sie sollten sich was schämen, mich mitten in der Nacht durch den Wald zu hetzen, sie zu Pferd und ich ... Wieder eine Fanfare, dieses Mal näher.
Bis jetzt hatte ich versucht, meine menschliche Form so gut es geht aufrechtzuerhalten - schließlich war ich in die Rolle einer Hofdame geschlüpft - doch nun schnellten die auffällig bronzefarbenen Schuppen aus meiner Haut, bis ich fast vollständig von ihnen bedeckt wurde. Auf diese Art war ich schneller – viel schneller. Pfeilartig schoss ich in gebückter Haltung durch das Gestrüpp und spürte den Abstand zwischen den Trompeten und mir größer werden. Das Gefühl des Triumpfes machte sich in mir breit und ließ mich unvorsichtig werden.
Einige Meter weiter änderte sich der Untergrund. Er wurde rauer, fast felsenartig. Leider unterschied ich nicht zwischen Laub und Stein, denn es machte mich nicht langsamer, ob ich durch den Wald mit all seinen knorrigen Wurzeln oder über eine felsige Fläche glitt. Dank meines schuppigen Leibes konnte ich mich über jede Oberfläche schlängeln, wodurch ich den See erst bemerkte, als es schon zu spät war und ich hineinfiel.
Eisige Wassermassen schlugen über mir zusammen und tauchten alles in tiefste Schwärze.

700 Jahre Verbannung (aus dem Himmel)

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700 Jahre Verbannung (aus dem Himmel)

Ein Schwall Nässe ergoss sich über meinem Kopf. Eine korpulente Frau stand zitternd an meinem Strohbett, in der Hand einen leeren Blecheimer, rostig und ausgeblichen.
„Lady Anja. Wenn ..., wenn sie jetzt bitte aufstehen würden. Euer Gemahl verlangt nach Euch, seine Abreise steht kurz bevor." Müde rieb ich mir den Schlaf aus den Augen und versuchte schwach ein Gähnen zu unterdrücken, wohl wissend, dass mir die korpulente Frau keine weiteren Anweisungen geben würde. Sie würde es einfach nicht wagen, mich in irgendeiner Form zu verärgern. So eine war sie einfach nicht. Sie war keine besonders rebellische Persönlichkeit, eher eine zarte Gartenblume. In den letzten zwei Jahren hatte sie meinen Befehlen treu Folge geleistet, doch stets mit diesem Zittern! Es trieb mich in den Wahnsinn und sorgte nicht selten dafür, dass mein sowieso schon ungezügeltes Temperament noch wilder wurde.
Die runden Murmeln, zu denen sich ihre Augen geweitet hatten, ließen mich aufseufzen und mit einem schwungvollen Zurückschlagen der Bettdecke stand ich auf. Miss Korpulent folgte mir und nahm eines der Gewänder aus dem Schrank, welches sie mir flink über den Kopf zog. Danach bürstete sie meine Haare bis sie glänzten und hielt zu meinem Erstaunen ein einziges Mal den Mund. Es machte mich stutzig.
„Gibt es da vielleicht etwas, das du mir mitzuteilen hast?", fragte ich mit einer Stimme, die sich selbst in meinen Ohren ekelhaft freundlich anhörte.
„Nein, Mi ... Milady. Einzig Euer Gemahl tru ... ug mir auf, euch seine Gunst zu schicken. Er—" Ich unterbrach das erbärmliche Gestammel.
Er ist noch nicht mein Gemahl, die Hochzeit hat noch nicht stattgefunden. Also hör auf, ihn als solchen zu bezeichnen. Oder willst du deinen Kopf als nächstes über dem Tor hängen sehen?" So ein bisschen Angst und Schrecken war doch etwas Schönes! So praktisch und leicht zu verursachen. Bestens gedacht für einen einfachen Menschenverstand.
Mit einem flehenden Ausdruck, dem die Angst deutlich anzusehen war, begegneten sich unsere Augen im Spiegelbild. „Haben wir uns verstanden?"
Die Frau nickte mir eilig zu und widmete sich wieder meinen Haaren, die sie in eine komplizierte Hochsteckfrisur verwandelte. Eine perlenbesetzte Halskette und ein kleines Diadem vollendeten meine Erscheinung und gaben mir die hoheitsvolle Ausstrahlung einer Prinzessin. Ein letztes Mal lächelte ich mir wissend zu. Dann raffte ich meine Röcke und trat in den nächstgelegenen Gang hinaus. Die Frau entließ ich mit einem Winken meiner Hand.
„Aber wirklich!", sprach ich zu mir selbst. „Dieses Gestammel! Wer hält denn so etwas aus? Sie sollte sich glücklich schätzen, dass ich sie solange behalten habe, denn jeder andere hätte sie für diese Zumutung längst hingerichtet. Das hätte ich auch, wenn sie nur nicht solch eine Meisterin mit dem Kamm wäre..."
Vor den Türen des großen Anwesens, durch die ich hinaustrat, standen in Reih und Glied Soldaten zu Pferd, gepanzert und auszugsbereit. An der Spitze befand sich ein besonders auffälliger Reiter auf einem strahlenden Schimmel, der mir freudig entgegentrabte.
„Mein Geliebter.", schnurrte ich. „Lass dich noch einmal ansehen, bevor du mir davonreitest. Wer weiß schon, wie sehr du in der Gunst der Götter stehst."
„Keine Sorge, meine Liebste. Die Götter sind mir wohlgesonnen. Schau doch nur mit welch strahlendem Wetter ich bei meiner Abreise gesegnet wurde!", strahlte der stattliche junge Mann und beugte sich zu mir hinab. Meine Hände flogen wie von selbst zu seinem Gesicht und zogen ihn noch tiefer zu mir, sodass sich unsere Lippen vor dem ganzen Hof verbanden und eins wurden. Laute Jubelrufe waren zu hören, jeder war hinausgekommen, um dem beliebten Adelsmann und seinen Soldaten hinterherzuwinken, da er die Liebe und das Vertrauen seiner Leute besaß. Zu schade aber auch, dass seine Reise ein Ende finden würde. Denn mit diesem einen letzten Kuss hatte ich einen Großteil seiner restlichen Lebensenergie in mich aufgenommen und sie meiner eigenen Lebensspanne hinzugefügt. Nur ein paar klägliche Monate waren meinem Liebsten geblieben, nicht mal mehr ein Jahr, in denen er einen Krieg führen würde, dessen Ende ich bereits bestimmt hatte.
Die Ritterschar mitsamt meines Geliebten ritten davon und ich lächelte leicht, als ich in die vor Hoffnung leuchtenden Gesichter um mich herum blickte. Narren, dachte ich im Stillen.
Beflügelt verließ ich den großen Hof und begab mich zurück in meine Gemächer, wo mich die korpulente Frau bereits erwartete. Sofort startete das Stammeln wieder. „Ih ... hr seht nii ... nicht besonders tra.. aurig aus, dafür da ... dass euer Verlobter eu ... euch verlassen musste." Ich zwinkerte ihr zu.
„Soso. Für dich scheint es so zu wirken, doch lass dir versichern, innerlich trauere ich gerade zutiefst." Selbst in meinen Augen klangen diese Worte so falsch wie das Zischen einer Schlange ... die ich ja zum Teil auch war.
Vielleicht war meine Dienerin nicht so dumm wie ich dachte oder vielleicht log ich nicht gut - was natürlich nicht sein konnte – es sah jedenfalls nicht so aus, als würde sie meinen Worten besonderen Glauben schenken. Betont ruhig ging die Frau ihren Tätigkeiten nach und schaute nur ab und zu in meine Richtung.
Innerlich kicherte ich vor mich hin, wusste ich doch, was sie vor sich sah. Meine dicken, schwarzen Haare glänzten wie Seide, sie reichten mir bereits bis zu den Waden, die zu zwei wohlgeformten Beinen gehörten. Meine Augen waren dunkel, fast schwarz und so ausdrucksstark wie ausdruckslos. Ein jeder würde mich für höchstens zwanzig schätzten, ohne auch nur einen Funken meines wahren Alters erfassen zu können. Wirklich erbärmliche Kreaturen, mit denen ich mich da abgeben musste.
„Habe ich etwas im Gesicht oder warum starrst du die ganze Zeit so?", knurrte ich die Frau im Spiegelbild an.
Mit geröteten Wangen wandte diese sich ab. „N ... nein, Milady.", gab sie unterwürfig von sich und ich konnte nicht anders, als sie auszulachen. Etwas verwirrt über meinen Sinneswechsel sah sie mich an und ich te , kalte Berechnung in ihren Augen gesehen zu haben. Ich musste mich irren, dieses einfältige Ding könnte nicht mal einem Huhn was zuleide tun, geschweige denn einer Adelsdame, auch wenn ich in Wirklichkeit keine war.
„Dann lass mich allein, ich habe zu tun." Mein Interesse an dieser einfältigen Frau war geschwunden, ich musste mich um weit wichtigere Angelegenheiten kümmern. Schließlich musste ich schon bald um einen kleinen Hofstaat regieren und ein Baby großziehen, mein erstes überhaupt.
Erfreut wanderte meine Hand zu meinem flachen Bauch, dessen Inhalt mich schon jetzt mit blanker Freude erfüllte. „Wir werden zusammen herrschen und keiner soll unser Geheimnis jemals herausfinden."

Hmmm

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Hmmm ... Das erste richtige Kapitel ist somit abgeschlossen. Was haltet ihr bis jetzt von meiner Hauptfigur?
Aus meinem kleinen Ausschnitt habt ihr ja bereits erfahen, was es im Groben mit den Lamia auf sich hat. Sicherlich war der Prolog dabei aich eine Hilfe. Jetzt liegt es an euch, ob ihr der Geschichte eine Chance gebt, oder euch lieber mal an ein anderes meiner Bücher heranwagt.
xD Giuly 

Lamia -  My first and last loveWhere stories live. Discover now