„Ich werde gleich die Wunde zunähen“,  erkläre ich und setze die Nadel, die ich vorher mit dem Schnaps einmal übergossen habe, an seiner Haut an. Meine Hände zittern doll und in mir steigt Angst auf. Ich habe so etwas noch nie gemacht. Was, wenn ich es falsch mache und ihm dann nur noch mehr schmerzen zufüge?

„Christopher?“, flüstert Sebastian. Er nimmt meine Hände in seine und zwingt mich ihn anzuschauen. „Atme einmal tief durch und versuche dich ein wenig zu beruhigen. Mach dir keine Gedanken. Ich vertrau dir und glaube, dass du das schaffen wirst.“ Er lächelt schwach und nickt mir aufmunternd zu. Mein Herz beginnt schneller zuschlagen, als ich seine Worte höre. Dann atme ich tief durch und setze dann die Nadel wieder an. Mit immer noch leicht zitternden Händen steche ich durch seine Haut. Laut wimmert Sebastian auf und krallt sich ins Bettlaken. 
„Es tut mir leid“, flüstere ich leise und steche wieder durch seine Haut.  Leicht ziehe ich das erste Stück zusammen. Eine unangenehme Gänsehaut breitet sich über meinen gesamten Körper aus. Das ist ein unglaublich unangenehmes Gefühl. Ein weiteres Mal wimmert Sebastian laut auf und presst daraufhin fest seine Lippen zusammen, als ich zu einem weiteren Stich ansetze. Mein Herz zieht sich bei diesem Geräusch zusammen. Überraschenderweise schmerzt es ihn so leidend zu sehen. Aber warum ist das so? 
Es ist seltsam. Diesen Schmerz habe ich noch nie gespürt nur, als Annabeth sich einmal den Arm gebrochen und Stunden lang einfach nur geschrien hatte. Es ist damals unerträglich gewesen sie zu hören und diesen Schmerz, den ich damals gespürt habe, spüre ich genau jetzt nur noch um einiges schlimmer. 
„Halt durch“, flüstere ich sowohl ihm als auch mit zu.

„Gleich geschafft“, murmle ich und steche ein letztes Mal durch seine Haut. Vorsichtig ziehe ich am Faden und Sorge so dafür, dass die Wunde sich schließt. „Ich hoffe jetzt heilt die Wunde gut…“  Hoffentlich.
„Danke Christopher“, haucht der Dunkelhaarige schwach lächelnd und schaut. 
„Hast du noch irgendwo was?“, frage ich nach und lege die Nadel weg. 
„Nein glaube ich nicht. Wieso wusstest du genau was du zu machen hast?“ 
„Mein Onkel ist vom Beruf her Arzt. Er hat mich ein paar mal mitgenommen und mir einiges gezeigt“, erzähle ich stolz. Verstehend nickt er. 

„Ich denke, du solltest eine Runde schlafen, um dich ein wenig auszuruhen“, sage ich nach einer kurzen Stille. 
„Aber ich muss doch jetzt für meine Männer da sein. Ich kann jetzt nicht einfach so schlafen! Ich bin schließlich ihr Kapitän“, ruft er, steht auf, doch beginnt augenblicklich stark zu schwanken. 
„Du gehst nirgendwo mehr hin! Auf jeden Fall heute nicht mehr!“, sage ich bestimmt und drücke ihn wieder aufs Bett. „Sie sind alt genug, Sebastian. Sie werden auch einige Stunden ohne dich zurechtkommen, glaube mir.“ Er möchte erneut etwas erwidern, doch dann seufzt er ergeben und nickt langsam. „Dann werde ich jetzt gehen, denke ich“,   murmle ich. 
„Bitte bleib hier.“ Überrascht blicke ich ihn an. 
„Wie bitte?“, frage ich nach um mich zu vergewissen, dass ich mich nicht verhört habe. 
„Bitte bleib“, wiederholt er und blickt mir dieses Mal in die Augen. 
„Bist du dir sicher? Nachdem du mich fast eine Woche ignoriert hast, mich fertig gemacht hast, bittest du mich bei dir zu bleiben?“, fahre ich ihn an. 
„Ich…. Du hast recht. Aber bitte bleibt hier“, fleht er mich schon gerade zu an. Ich zögere. Natürlich ist er ein Idiot gewesen doch irgendwie... Er tut mir leid, wie er jetzt da so auf seinem Bett sitzt und mich bittet zu bleiben. 

Leise seufze ich auf und laufe zurück zu ihm. Ich kann selbst nicht fassen, was ich hier gerade mache. Warum bin ich nochmal so schlecht darin etwas durchzuziehen? 
„Mach bitte etwas platz“, murmle ich, während ich dazu eine Handbewegung mache. Schnell rückt Sebastian etwas nach hinten. 
„Danke“, sagt er leise und lächelt mir vorsichtig an. 
„Wenn du müde bist, solltest du schlafen“, erwidere ich und drehe ihm den Rücken zu. Eine nicht ganz so kluge Idee, denn wenige Augenblicke später spüre ich, wie sich sein Arm um meine Taille legt. Überrascht zucke ich zusammen. Irgendwie erinnert mich diese Situation an eine andere. Da lagen wir genauso da. Jedoch streichelt er dieses Mal über meinen Bauch. Was zum Teufel passiert hier gerade? wieso tut er das?

„Warum tust du das? Hör auf damit oder willst du, dass ich gehe“, grummle ich und ergreife seine Hand, um sie wegzuschieben. Danach kommt nichts mehr von ihm. Ich spüre nur noch seinen gleichmäßigen Atem in meinem Nacken, der mich immer müder werden lässt. Kurz bevor ich eingeschlafen bin, spüre ich, wie Sebastians Arme sich wieder auf meine Taille legt.

 Kurz bevor ich eingeschlafen bin, spüre ich, wie Sebastians Arme sich wieder auf meine Taille legt

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