I bims 1 Bob der Baumeister

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Ein Schiff zu steuern war schwerer als gedacht. Das Steuerrad gerade zu halten kam mir nach ein paar Minuten vor, als würde ich einen Lastwagen ziehen. Meine Finger fühlten sich schnell wund an und ich konnte die Blasen förmlich sprießen hören. Aber so sehr meine Arme auch müde waren, meine Sorge um die Crew übertrumpfte jedes Gefühl von Schwäche. Die Crew. Sofort tauchte der Käpt'n in meinen Gedanken auf und sie wollte einfach nicht mehr verschwinden. Sie hatte mir vorhin noch etwas zugerufen. "Flieg!" Aber wie hätte ich das anstellen sollen? Brosnan hätte das Schiff einfach wieder zurückgesteuert und dann wären wir wieder am Anfang. Oh shit. Brosnan. Den hatte ich ja total vergessen!

Wie aufs Stichwort kam er schnaufend die Treppe hochgetaumelt. Mit seinem Schwert in der Hand richtete er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf und sah mich hasserfüllt an. "DU!" Ich sah ihn angstvoll an. "Brosnan, bitte! Ich hab ihn nicht umgebracht! Ich wollte doch gar nicht, dass er stirbt! Ich mochte ihn!" Wieder kamen mir die Tränen, als ich vor meinem inneren Auge sein blasses Gesicht sah. "Du hast uns betrogen! Dafür musst du bestraft werden!" Er kam langsam, aber etwas sicherer auf den Beinen die Treppen zur Steuerplattform hoch, während ich noch das Steuer festhielt. Ich sah mich verzweifelt nach einem Seil um, um das Steuer irgendwie festzubinden, aber, wie es das Schicksal wollte, war dieses eine Mal keines weit und breit zu sehen. Ich fluchte. Brosnan war jetzt oben angelangt und kam bedrohlich auf mich zu.

"Sei doch vernünftig! Wenn ich das Steuerrad loslasse, könnten wir Gott weiß wohin treiben! Willst du das wirklich?!" Er schnaubte. "Das ist mir egal, solange du dafür bezahlst, was du getan hast!" Er stand jetzt nah genug und holte aus. Ich ließ das Lenkrad los und wich aus. Meine Arme hingen schlaff an meinem Körper hinunter, kämpfen würde ich nicht mehr können. Also wich ich aus. Und wich aus. Und wich aus. Das Schiff schaukelte mehrmals bedrohlich, aber Brosnan gab nicht nach. Er hieb, stach und schlug nach mir mit Leibeskräften.

Irgendwann legte sich das Schiff mit einem Ruck so weit nach links, dass wir beide umfielen und mit dem Kopf gegen die Reling knallten. Benommen lagen wir da, keiner war mehr imstande zu kämpfen. "Warum?", fragte er leise. "Es tut mir leid. Wirklich. Unglaublich leid. Aber...sie sind nicht böse. Nun ja, die meisten. Sie benehmen sich genauso wie wir. Die Angst vor ihnen ist unbegründet. Das schwöre ich dir bei meinem Leben." Er schwieg. "Und dieses Mädchen da?" Mir fiel ein, dass er ja nicht da war, als ich zum zweiten Mal dem Käpt'n meine Liebe gestanden hatte. "Ich...ja. Ich liebe sie." Ich atmete tief aus. Ich habe diese Worte schon so oft gesagt. Zu meinem Vater, zum Käpt'n, zu meiner Magd und sogar mal zu einem Soldaten, der mich hochgehoben hatte, weil ich weinte. Aber nie hatten sie dieselbe Bedeutung gehabt, als wenn ich über den Käpt'n sprach. Wenn ich über die Liebe zu ihr sprach, meinte ich eine tiefe Verbindung, die sich zwar extrem schnell, aber dafür umso stärker gebildet hatte. Eine Verbindung, die sie auch spürte, auch wenn sie es leugnete. Eine Verbindung, die ich für nichts auf der Welt aufgeben wollte.

"Weißt du", hob Brosnan da an, "ich habe Pierce auch geliebt." Ich erstarrte. "Ich hab es ihm auch schon gesagt. Aber er hat es mir nicht geglaubt. Naja, weil wir zwei Männer sind. Ich bin schwarz und er ist weiß. Er wollte es nicht glauben. Jetzt kann ich ihm niemals sagen, dass ich es ernst gemeint habe." Ich stieß einen Schluchzer aus, rollte mich zu ihm und umarmte ihn. Zuerst sträubte er sich, legte dann aber seine Arme um mich und weinte mit mir. Seltsam, wie so schnell aus Zuneigung Hass und wieder Zuneigung werden konnte. Und alles wegen der Liebe.

Irgendwann hatten wir wieder die Kraft aufzustehen und halfen uns gegenseitig auf. Der Mann aus dem Zimmer stand da und sah uns erst verwirrt und dann grinsend an. "I ship it", sagte er. Unter Würgegeräuschen lösten wir uns voneinander. "Ähm", hob er dann an, "ich will ja die zwei Turteltäubchen nicht stören, abeeer..." Er zeigte hinter sich. Ein riesiger Felsbrocken türmte sich vor unserem Schiff auf. Kreischend lief ich zum Steuerrad und riss es mit aller Reservekraft, die ich aufbringen konnte, nach Steuerbord (rechts). Brosnan eilte an meine Seite und zusammen drehten wir es so weit wir konnten. Ich hörte das Kreischen von Stein auf Metall, dann war es vorbei. "Shit", sagte Brosnan, "das erinnert mich irgendwie an Titanic." Ich nickte zustimmend. Kein gutes Zeichen. "Gehst du unter Deck und siehst nach?", fragte er. Ich nickte.

Das Leck war nicht so schlimm wie gedacht. Es war vielleicht einen Meter lang und sehr dünn, das konnte man leicht stopfen. Ich suchte schnell nach einem Metallbrett und als ich eines gefunden hatte, das lang genug war, legte ich es auf das Loch. Ich stand bis zu den Knöcheln im Wasser. Vielleicht hatte ich mich doch geirrt. Vielleicht war es doch schlimm. Andererseits hatte The blue dragon oft solche Schrammen bekommen und wir sind trotzdem gut vorangekommen. Ich bat den seltsamen Mann, mir Nägel und einen Hammer bringen, während ich das Metall an Ort und Stelle hielt.

Als er wieder zurückkam mit dem Verlangten, setzte er sich auf einen Stuhl, während er mich beobachtete. Irgendwann sagte er: "Ich bin Tom." Ich drehte mich überrascht zu ihm um. "Jaja, ich weiß. Tom ist kein guter Name für einen Verrückten. Aber, hihi, niemand wird verrückt geboren. Ne?" Er kicherte wieder. Ich nickte verwirrt und hämmerte weiter auf einen Nagel ein. Das war schwerer als gedacht, nach fünf Nägeln schwamm ich förmlich in Schweiß.

"Hey sag mal", sagte ich, um mich etwas abzulenken, "was meintest du eigentlich mit: "Du bist doch so eine."?" Er kicherte. "Das weißt du nicht? Interessant, interessant. Nun ja. Du bist eine Kreation der Erfinder. Oder besser die Tochter einer Kreation der Erfinder. Die Erfinder haben rebelliert gegen deinen Vater. Sie haben eine neue Spezies erfunden, damit er zerstört werden kann. Denn sie fanden es nicht gut, was er mit den Demirobots machte. Verständlich. Hihi. Aber, hihi, die neuen Genmanipulierten waren nicht gewalttätig. Sie wollten in Frieden leben. Aber das wusste dein Vater nicht. Er dachte, sie kämen wirklich, um ihn zu zerstören. Also, hihi, wollte er sie alle töten lassen. Ein paar sind geflohen. Hihi. Viele sind gestorben. Er hat die Erfinder dafür bestraft. Viele, hihi, sind unter seiner Obhut verrückt geworden, hihi, weil er wollte, dass sie schreckliche Sachen machen. Er hat viele in Schiffen eingesperrt. Alleine. Damit sie verschmoren. So wie mich. Hihi." Er...ist ein Erfinder...?!

Hallo Menschen,
AAAAH, ich hab mir gestern "Les Misérables" angeschaut und jetzt hab ich einen neuen Lieblingsfilm😭😭😭
Der ist voll cool und traurig und 😭😭😭
Ja guuut.........
Sorry for that,
Eure Vidka😁❤

She saved me from the storm | ✅Where stories live. Discover now