Zusammentreffen

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Etwas zerbrach als ich hinausgegangen war und die Tür geschlossen hatte. Eine Flasche oder ein Krug? So sicher war ich mir nicht. Auf jeden Fall schepperte es. Irgendwas wird es wohl gewesen sein. Noch dazu hörte ich, wie Natsu nach dem 'Brathähnchen' schrie. Meine Augenbraugen zuckten. Ich mochte ihn, aber nun wollte ich wirklich zum Hotel und mich in das Bett kuscheln. Zudem hatte der Rosahaarige sich von mir ein bisschen meiner Magie zum Knabbern bestellt und so war es an der Zeit schnell das Weite zu suchen. Das hatte ich vollkommen vergessen. Ich musste verschwinden. Wobei das nicht wirklich was zu bringen schien, da er mich eh auf Grund meines 'Hähnchengeruchs' aufspüren konnte. Aber ein Versuch war es doch alle Mal wert. Zugegeben ich stand ein wenig auf ihn. Doch würde es nie klappen, da er Lucy sehr gern mochte. Da wollte ich nicht zwischen funken, denn beide waren das perfekte Paar.
Mir war aber schon seit einigen Wochen aufgefallen, das sich mehr und mehr alle ineinander verliebten. Zum Teil war es sehr niedlich, aber zum anderen recht frustrierend, denn ich konnte mich nicht so ohne Weiteres in einen Mann verlieben ohne die Tarnung aufzudecken. Was also sollte ich tun?
Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr wollte ich mein kleines Spiel endlich beenden und in die Normalität zurückkehren. Eine ganz normale junge Frau, die ein ganz gediegenes Leben führte. Ja, ich wollte meine Tarnung auffliegen lassen, auch wenn mich mein Vater wohl dafür strafen würde. Nun hoffe ich nicht, dass ihr denkt, ich hätte eine schlimme Kindheit gehabt. Im Gegenteil. Sie war recht schön, nur das mein Vater etwas übertrieb, da wir insgesamt vier Mädchen in der Familie waren. Leider musste die Jüngste - das war ich - zu einem jungen 'erzogen' werden, weil meine Mutter schon zu alt war, um ein weiteres Kind zu bekommen. An Adoption eines jungen Burschen wollte er nicht nachdenken. Schließlich wollte er, das der Name Sullivan, von einem Jungen seines Blutes weitergegeben wurde. Jedenfalls hatte man es mir so erzählt. Ich hatte vor einigen Jahren einen Unfall gehabt, der mir mein Gedächtnis kostete. Doch meiner Meinung nach, war ich glücklich, dass ich mich nur an Bruchstücke erinnern konnte. Und zwar an schöne Dinge, die wohl Überhand nahmen. Doch merkwürdig war es schon. Aber dies war dann wiederum eine andere Geschichte.

Es war mittlerweile schon sehr spät gewesen und der Mond hatte seinen Zenit erreicht. Er erfüllte die Straßen mit seinem sanften Schein und ich schaute hinauf zum Himmel. Es war Halbmond. Ein Lächeln wurde auf meine Lippen gezaubert. Zwar mochte ich den Tag lieber als die Nacht, jedoch hatten auch diese ihre schönen Seiten. Am liebsten mochte ich die Vollmondnächte. Sie tauchten die Umgebung in ein mysteriöses und zugleich wunderschönes Licht.
Was aber in dieser Nacht passierte, war das recht Merkwürdigste, was ich je erlebt habe.

Ich schaute mich um, da ich glaubte, was hinter mir gehört zu haben. Ob Natsu mich verfolgte? Nein, sicher nicht, denn er machte sich zu gern bemerkbar mit seiner großen Klappe.
Als ich mich weiter umschaute bemerkte ich, wie aus einem sehr vornehmen Restaurant zwei Gestalten hinaustraten. Ein Mann und eine Frau.Vielleicht ein Paar? Zuerst waren ihre Silhouetten undeutlich zu erkennen. Aber als sie endlich aus dem Schatten traten in die Beleuchtung einer Laterne, wusste ich um welche beiden es sich handelte. Minerva, die ein recht schönes fernöstliches Kleid trug und Sting mit einem recht schlichten, dennoch elegantem Anzug, von unserer gegnerischen Gilde, die ich nicht gerade sehr mochte. Nicht nur, dass sie meiner Gilde ein Dorn im Augen war, sondern hauptsächlich, weil sie sich einen Dreck um ihre eigenen Gildenmitglieder scherten, die verloren. Jene wurde dann einfach aus der Gilde geworfen, da sie den Ruf in den Dreck ziehen würden, so wie man mir erzählte. Meiner Meinung nach ein recht unsinniger Grund. Also war es nur rechtens ihnen den Thron an der spitze streitig zu machen.
Sie schienen mich noch nicht gesehen zu haben und ich wollte mich gerade umdrehen um weiter zum Hotel gehen. Wer weiß ob sie einfach nur eine Verabredung hatten. Mich interessierte derzeit nur eine Dusche und ein Bett. Ich dachte an die schöne warme Decke.
Jedoch wurde daraus zuerst nichts, da sich Ärger ankündigte. Eine weitere, diesmal kleine Gestalt kam nun aus dem Schatten hervor, als ich mich umdrehe und zum Gehen ansetzte. Leider entdeckte mich dieses kleine Wesen schnell und tapste in meine Richtung
"Sting-kun? Ist das nicht einer von Fairy Tail?" , fragte er auf mich zeigend und ich zuckte heftig zusammen.
Das ist nicht gut, dachte ich und wollte mich gar nicht umdrehen. Mit diesen Leuten wollte ich nichts zu tun haben. Bis mir einfiel, dass ich in die falsche Richtung gehen würde und das Hotel in der vollkommen anderen Richtung lag. Seufzend ergab ich mich und drehte mich zu ihnen. Allerdings nicht begeistert und fasste meinen Mut zusammen. Gerade wollte ich an ihnen vorbeigehen, jedoch wurde dies durch einen recht miesen Spruch Minervas Seite zunichte gemacht.
"Ach... das ist doch einer dieser Schwächlinge, die nicht an den Spielen teilnehmen können, da sie sonst als Erste zerquetscht würden.", sagte die höchst unsympathische Frau, der ich am liebsten an die Gurgel gesprungen wäre. Ich enthielt mich aber mit der Aktion, da ich nicht unbedingt als Katzenfutter enden wollte. Ich blieb stehen und überlegte, ob ich nicht lieber einen Umweg einschlagen sollte. Ich murrte etwas Unverständliches, was dieser Frau gar nicht gefiel. Sicher hielt sie sich angesprochen oder wollte einfach nur einen guten Grund für ihr Handeln haben. Sie wies also ihre Begleitung an, mir eine Lektion zu erteilen. Sting aber grinste etwas spöttisch drein und schaute zu ihr.
"Ich bitte euch junge Lady, ich mache mir die Finger nicht an so einem Waschlappen dreckig... Ich will nicht eher meine Kräfte verschwenden, bis ich Natsu-san gegenüberstehe.", gab der blonde Dragon Slayer an. Ich atmete für das Erste auf und versuchte unbemerkt das Weite zu suchen, während sie miteinander eine kleine Diskussion führten. Wieder klappte es nicht, da der Blondschopf mein Tun bemerkt hatte und mich am Arm packte. Er schaute mich mit seinen sehr dunklen Augen an. Ich konnte die Augenfarbe jedoch nicht erkennen, da es leider zu dunkel war. Minerva seufzte, und sah ihren Begleiter recht verschmähend an. Womöglich wollte sie ihn so bezirzten, dass er es tat.
Die beiden haben doch was miteinander, meinte ich gedanklich und war mir nicht sicher was ich machen sollte.
"Brathähnchen!", schrie jemand und ich konnte mir genau denken wer es war. Ich drehte mich zu dem Schreihals um und sah einen rosahaarigen jungen Mann auf uns zustürmen. Natsu Dragneel. In diesem Moment beschleunigte er seine stürmische Aktion. "Du hast mir was zu Essen versprochen, du arroganter Blödmann!"
Ich weitete meine Augen und schluckte. Ganz vergaß ich, dass meine Wenigkeit gerade gewaltig in der Zwickmühle steckte. Minerva und Sting, schauten einfach nur verwirrt drein als sie sahen, wie Natsu seinen halt verlor, mich erfasste, gemeinsam mit mir auf dem Boden rollte und wir gegen eine Hauswand krachten. Einerseits war ich erleichtert aus dem Griff des blonden Dragon Slayer entflohen zu sein, doch taten mir jetzt gefühlte zig Knochen und Muskeln weh, von denen ich bis dato nichts wusste.
"N-Natsu-san...?", kam es verdattert aus dem Mund des weißen Dragon Slayers und starrte ihn demnach auch an.
"Haa?"machte er und rappelte sich auf, als er seinen Namen gehört hatte. Demnach schaute er Sting durchdringend an. Er murrte genervt. Ich verstand ihn in der Hinsicht gut. Jedes Mal wenn sie uns irgendwo antrafen herrschte einen unangenehme Spannung, genau wie jetzt. Doch schien diese Spannung etwas bedenklicher zu sein. Am morgigen Tag würden mit hoher Wahrscheinlichkeit vier Dragon Slayer gegeneinander antreten. Eine epische Vorstellung, die es wert war in die Geschichte des Daimatou Enbu einzugehen. Ich schluckte bei dem Gedanken und schaute beide Männer vom Boden herauf abwechselnd an, nachdem ich mich sitzend aufrichtete. Sich jetzt aufzuraffen kam mir nicht in den Sinn. Aber Natsu war kurz davor sich richtig mit ihm anzulegen, was mich doch dazu zwang. Bevor etwas Schlimmes passieren sollte, ging ich lieber dazwischen und riskierte eine dicke Lippe. Ich hoffte, mich nicht irgendwo in einem Blumenbeet wiederzufinden.
"Natsu", sagte ich in einem leisen Ton, der jedoch dunkel verstellt worden war. "Wenn du dich jetzt mit ihm anlegst, kann das schlimme Folgen haben. Du kannst ihn morgen fertig machen.", erklärte ich weiter im ruhigen Ton. Der Rosahaarige murrte und wich von Sting. Mir war bewusst, dass es ihm zuwider war. Er musste es sein lassen, auch wenn er ein reger Rabauke sein konnte. Ein wenig erstaunt nahm ich es hin, als er es sein lies und mich bat, meine Wenigkeit zum Hotel zu begleiten. Ich nickte und wir gingen schnell von diesem Ort, um vielleicht nicht doch von den Stadtwachen erwischt zu werden.
"Der Kerl läuft wie so ein Mädchen...", lachte der Blondschopf hinter uns. Er wollte Natsu und mich provozieren. Er meinte mit Sicherheit mich und abermals musste ich mich zugegebenermaßen beherrschen. Aber Sting hörte nicht auf und fügte zu seinem vorherigen Spruch hinzu: "Kann es sein, dass ihr beide was miteinander habt?"
Ich griff Natsu fest in den Oberarm, obwohl ich allen Grund hatte ihn anzugreifen. Wieder wollte er auf ihn los. Durch mein Tun beließ er es jedoch schweren Gemüts und brülle nur zu ihm: "Klappe, Glühbirne!"
Hinsichtlich ein kleines neckisches Schimpfwort, dass seine Magie beleidigte. Kichernd zog ich meinen Kumpel so gut es ging weg.
"Danke Mann, 'hast mir echt den Arsch gerettet.", sagte ich leise, aber dennoch mit meiner üblichen Stimme, die ich immer in Gegenwart meiner Gildenkollegen anwandte.
"Kein Ding, war aber nur zufällig da. ", sagte er mit einem recht breiten Grinsen, so dass man seine Drachenzähne gut sehen konnte. "Ich will endlich mein Essen, was du mir versprochen hast!
"Geduld... ", begann ich und hörte wie mein Magen rumorte. "Ich muss auch was essen, ansonsten bekommst du nur eine klägliche Vogelgestalt zu futtern und du hast doch immer so einen schrecklichen Hunger."

Flügelschlag des PhönixWhere stories live. Discover now