Prolog

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Phönixmagie war eine recht verfluchte Magie, wie ich fand. Man sagte mir einst, es gäbe zwei wichtige Pfade. Der Schutz und die Heilung. Letzteres konnte mir sehr leicht beigebracht werden und ich dachte, ich könne den zweiten Pfand auch noch lernen. Doch wurde ich damals, als ich den wichtigsten Kampf meines Lebens hatte, eines besseren belehrt und ich fluche noch bis heute über meine Dummheit.
Hätte ich gewusst, was in der Zeit wo ich IHN näher kennen und lieben lernte, passieren würde. Niemals hätte ich mich weiter auf ihn eingelassen. Doch was erzähle ich hier? Fange ich doch einmal an, zu erzählen, wie meine Geschichte ist.

Mein Name ist Ramia Sullivan und ich bin seit zwei Jahren Mitglied von Fairy Tail. Diese Gilde ist wirklich sehr angenehm und nicht so groß, wie man vor sieben Jahren vermutet hätte. Wie man im Mittelalter sagen würde, wäre ich im achtzehnten Winter. Doch vereinfachen wir es lieber und schwelgen nicht in alten Floskeln. Ich bin achtzehn Jahre alt und wie gerade angedeutet erwähnt, eine Phönixmagierin. Diese Magie ist, bis auf einige Boni, eine einfache Elementarmagie. Man könnte vielleicht denken, sie sei so stark wie die eines Dragon Slayers. Aber ich kann hierbei nur erwähnen, dass dem nicht so ist. Selbst wenn es vor einigen hundert Jahren Phönixe gegeben hätte, wären sie nicht einmal Ansatzweise so stark gewesen, wie ein Drache. Sicherlich hätten sie diese Wesen zum Fressen gern gehabt. Also, wenn es sie wirklich jemals gegeben hätte, sie wären durch Drachen ausgestorben.
Demnach kann man sich also vorstellen, dass ich keine S-Rang-Magierin bin. Wobei Levy, meine beste Freundin in der Gilde, beinahe vor sieben Jahren eine solche Prüfung beendete, wäre da nicht Acnologia und einige zwielichtige Magier aufgetaucht. Woher ich das weiß? Sie erzählte es mir und lies nichts aus.
Ich bin nur ein wenig stärker als meine Freundin. Dennoch hat sie im Inneren ein größeres Herz, als ich es je besitzen würde. Wie ich ihr immer zusagen pflegte, war das Herz immer stärker als die Kraft an sich.
Ich gebe zu, ich bin eine recht eigenartige Frau, die sich als einen jungen Mann ausgibt. Aber da die Menschen oberflächlich sind, sehen sie das, was sie sehen wollen: Einen kleinen, hageren Jungen mit braunen, struppigen, kurzen Haaren und einer Narbe, die sich von dem untersten Teil der linken Wange, bis hinunter zum linken Oberschenkel zieht. Ich habe sie schon lange, jedoch weiß ich nicht woher. Manchmal glaubte ich, meine Wenigkeit sei so geboren worden. In Magnolia, wie auch sonst wurde ich öfters so angesehen, als sei ich eine Monstrosität oder gar mitleidig. Die Meinungen über mein Äußeres waren also zwiegespalten. Ich bin vielleicht nicht schön, doch finde ich, das gerade die Narbe das aus mir macht, was ich bin: Ramia Sullivan, Magierin von Fairy Tail und Vollzeit-Schauspielerin.
Was würde es mir nützen, so schön und gut bestückt wie Lucy zu sein? Ich finde, eher nichts. Mir würden große Brüste nur im Wege stehen. Oder Hoppeln. Je nachdem. Allerdings will ich einmal erwähnen, dass diese Blondine hübsch war und durchaus Köpfchen besaß. Ebenso wie eine ganze Palette an starken Stellargeistern.
Doch hatte mein Aussehen auch etwas Gutes. Zumindest für die Mädchen. Da einige dachten, ich hätte eine schlimme Zeit gehabt - siehe Narbe - fanden mich die meisten sehr niedlich. Leider aufgrund meiner Größe. Ich messe gerade mal einen Meter und sechsundsechzig.
Also ein ziemlich kleiner junger 'Mann', was mir einen weiteren 'Vorteil' verschaffte.
Sie nannten mich 'kleiner Spatz'. Na gut, Natsu nannte mich eher Brathähnchen, da ihm meine kleinen Feuervögel mundeten. Hin und wieder biss er leider in meine Finger, doch daran musste man sich gewöhnen. Mit der Zeit würden meine Nerven in den Fingerkuppen so strapaziert werden, dass ich eine Taubheit entwickeln könnte.
Aber ich will euch nicht weiter mit Beschreibungen meinerseits aufhalten, denn darin bin ich auch nicht gut. Bewerbungsgespräche waren auch ein Graus zu dieser Zeit.

* * * * *

Es war ein üblicher Abend in der Bar Sun. Nippend an meinem Saftpäckchen beobachtete ich das Geschehen, welches sich eigentlich jeden Tag ereilte, seit wir hier waren. Doch dieser Abend schien zu einem besonderen zu entwickeln. Natsu und Gajeel bereiteten sich innerlich auf ihren bevorstehenden Kampf gegen die Zwillingsdrachen vor. Zumindest zerlegten sie mit anderen jungen Männern in der Gilde die Bar-Einrichtung und betranken sich mit allerlei Leidenschaft. Sie hatten Glück, dass Erza nicht im Hause war. Womöglich hätte sie allen wie immer die Leviten gelesen. Seufzend stand ich auf, stellte mein Saftpäckchen ab und bekam einen Krug mit Wein gegen meinen Kopf. Wein plätscherte mein Haupt hinunter und bekleckerte meinen dunkelblauen Mantel. Ich war gar nicht positiv beeindruckt und schaute schnaubend zu der Richtung, aus der der Krug angeflogen gekommen war. Natsu schaute mich mit einem breiten und frechen Grinsen an und wurde bald darauf in einem Eisblock gefangen. Ich atmete zufrieden durch und verschränkte meine Arme. Warum nochmal war ich eigentlich in dieser Chaotischen Gilde? Die Frage sollte sich wohl bald beantworten.
"Hätts'te nich' gedacht, was?", fragte ich mit einer dunkel gestellten Stimme und schaute den Rosahaarigen mit einem ebenso frechen Grinsen an. Leider war es mir nicht vergönnt in das Geschehen einzugreifen. Die Gefahr enttarnt zu werden, war groß. Kleidung zerriss leicht bei so einer Rangelei und ich hatte sicher keine Lust mich zu entblößen. Ich hatte oben herum zwar nichts an Brust, dennoch wäre es unangenehm gewesen. Auch in meiner Magiebegabung gab es da so eine Komplikation. Meine Flammen machten keinen Schaden. Sie waren einfach nur warm und heilten Verletzungen und Krankheiten, sowie Vergiftungen. Letzt genanntes machte mir jedoch Probleme. So sehr ich mir gewünscht hätte mit ihnen zu rangeln, richtigen Spaß wäre nicht wirklich aufgekommen.
Ich beschloss, die Jungs, Jungs sein zu lassen und ging zu Levy. Gelegentlich musste ich hierbei einigen fliegenden Gegenständen ausweichen. Der Erste Krug hatte mir einen Denkanstoß verpasst zu üben. Je mehr Gegenstände auf mich zuflogen, desto besser wurde ich.
Leicht geschafft lies ich mich auf einen Stuhl neben meiner besten Freundin auf einen Stuhl fallen und atmete tief durch. Sie kicherte leise und ich konnte mir denken woran es lag.
"Ich weiß, dass ich aussehe wie vom Regen in die Traufe", murmelte ich leicht genervt und sie klopfte mir aufmunternd auf die Schulter. Meine blauen Augen schauten zu ihr, anschließend zum Mantel. Mein Blick sagte Ihr, dass ich wohl meinem Mantel nachtrauerte.
"Ist doch halb so schlimm. Einmal in die Reinigung und er ist wieder wie neu", sagte sie fröhlich und schenkte mir ein Lächeln auf ihren Gesichtszügen. Ich gab mich mit meiner leicht schlechten Laune geschlagen und erwiderte es. Wie sollte man dieser Gilde und ihren Mitgliedern lange böse sein? Sie hatten jeder seine Eigenarten und gerade das machte Fairy Tail zu etwas Besonderem. Glücklich war ich in den zwei Jahren, Levy nach einiger Zeit kennengelernt zu haben. Sie kannte mein Geheimnis und hielt es stets für sich. Doch zum Ärger Gajeels. Dieser sah mich nun immer mit prüfendem Blick an, sowie auch an diesem Abend. Offenbar hatte er Angst, dass ich ihm seinen geliebten Bücherwurm wegnahm. Ich grinste bei dem Gedanken. Einmal wollte die Blauhaarige und ich ihn tatsächlich ärgern, nur damit er vielleicht einmal mehr aus sich rauskam. Getreu dem Motto: Zeig doch endlich mal Gefühle für Levy!
Wie dem auch war. Gajeel hatte es so gut wie es ging versteckt.
Ich rückte, mit der Seite die nicht von Wein befleckt war, näher an das Mädchen neben mir ran und legte einen Arm um ihre Schulter. Der Schwarzhaarige schien zu bemerken, dass ich nicht mehr an meinen Stammplatz war und schaute in unsere Richtung, wie ich beobachten konnte.
Doch das war es, was ich beabsichtigt hatte. Die Röte in dem Gesicht der Blauhaarigen war nicht zu verkennen, als sie sein Gesicht sah und meine Wenigkeit grinste ihn breit an. Mein Job war für heute wohl erledigt.
Wieder stand ich auf, weil ich nichts besseres zu tun hatte. Ich wollte zum Hotel, um meine Sachen zu wechseln und vielleicht auch schlafen zu gehen. In diesem Moment ahnte ich gar nicht, was mich auf dem Weg zu dem Unterkunftsgebäude erwarten würde.
"Was machst du jetzt?", fragte Levy, während sie sich etwas aus der Umklammerung kämpfte.
"Ich geh' zum Hotel", antwortete ich ihr. "Bin müde und morgen will ich einen epischen Kampf sehen."
Ich schaute dann zu Gajeel und grinste wieder. Er schnaubte einmal und trank seinen Bierkrug mit einem Zug leer, anschließend aß er ihn mürrisch auf.
"Natsu und du sollten auch mal in die Heia. Sicher wollt ihr beide den morgigen Kampf nicht verschlafen!", fügte ich demnach noch hinzu und setzte zum Gehen an. Hinter mir hörte ich ein Murren von seiner und ein Kichern ihrer Seite. Mit zufriedenem Lächeln ging ich hinaus aus der Bar, während ich wieder fliegenden Sachen auswich.

Flügelschlag des PhönixWhere stories live. Discover now