31 Märchenstunde (Harper)

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ACHTUNG: Dieses Kapitel enthält einen hohen "Kitschfaktor", nichts für "Romantikverachtende" ;)


Ganz gleich was ich tat, ich bekam das Bild von Ethan und Abigail zusammen auf dem Ball nicht aus dem Kopf.

Noch eine halbe Stunde, dann begann der Prom. Cloe und Miles genossen ihr erstes, unvergessliches Date. Andere Paare schmiegten sich ebenfalls aneinander, wobei man sich bei manchen wünschte, sie suchten endlich ein Hotelzimmer auf. Ethan und Abigail ineinander verschlungen, küssend, ... Das Ende ihres Abends stellte ich mir erst gar nicht vor.

Alle auf dem Ball mit ihrer Verabredung, während ich vor mich hinvegetierte und Ethan hinterhertrauerte.

Mom hatte mal wieder ihre fiesen Züge offenbart und ihr Abschlusskleid an dem Schrank genau in meinem Sichtfeld platziert. Ich hätte es weggehängt, wenn der Weg nur nicht so weit wäre ...

„Wenn du es dir doch noch anders überlegst" hatte sie gesagt, bevor sie sich auf den Weg zu einem Mädelsabend mit ihrer besten Freundin begeben hatte, selbst wenn sie ein schlechtes Gewissen gehabt hatte, mich alleine zu lassen. Jedoch hatte ich ihr versichert, dass es mir noch schlechter gehen würde, wenn wegen mir auch ihr Abend versaut wäre; vielleicht drängte sie mich auch wegen ihres schlechten Gewissens dermaßen dazu, noch hinzugehen.

Pah, ich würde mich doch nicht freiwillig bloßstellen, indem ich alleine auf dem Abschlussball auftauchte und als wäre das nicht bereits erbärmlich genug, beim Anblick von Ethan und Abigail garantiert in Tränen ausbrechen. Ein bisschen Würde besaß ich dann doch noch. Sagte sie, und lag verkümmert mit einem Pizzakarton auf der Couch und glotzte Liebesschnulzen.

Mitten in der besten Filmszene von „Zwei an einem Tag" schmetterte die Klingel. Kurz überlegte ich der Faulheitswegen und, weil man meinem Aussehen keinem zumuten konnte, nicht aufzumachen, dann überwand ich jedoch meinen inneren Schweinehund. – Hätte ich es bloß nicht getan.

„Ethan?", blickte ich den Fußballcaptain perplex und überwältigt zugleich an. Er trug einen dunkelblauen, enganliegenden Smoking, der seine Muskeln bis hin zur Perfektion definierte, seine sonst halb verwuschelt, halb gestylt Haare saßen so filigran wie in Friseurzeitschriften und seine Augen erstrahlten im Licht der Straßenlaternen in dem einnehmendsten Blau, das ich kannte – ich hätte nicht gedacht, dass er noch anziehender als ohnehin aussehen könnte, dagegen stand ich ihm mit meiner Wohlfühljogginghose, meinem Periodensystem-T-Shirt, zerzausten Haaren und keinerlei Drogerieprodukte im Gesicht gegenüber. Mir war immer klar gewesen, dass Ethan im Gegensatz zu mir äußerlich makellos war, ich stattdessen wenn überhaupt normal, aber im Moment wuchsen diese Komplexe ins große Vielfache.

„Hi, bevor du die Tür zuknallst, bitte hör mir zu. Ich bin das größte Arschloch, Weichei und gehöre womöglich ins Guinessbuch der Rekorde in die Kategorie der verblödetsten Schwachmaten. Ich hätte dich nicht gehen lassen dürfen. Mir hätte nicht dermaßen wichtig sein sollen, was andere über uns denken würden, wobei mir doch am wichtigsten ist, was du von mir denkst. Bitte, gib mir noch eine Chance ...", er stockte kurz und starrte mir intensiv in die Augen, „Ich liebe dich. Ja, jetzt ist es raus, ich liebe dich. Ich liebe Harper, Harper Nickelson. Ich will mit dir zusammen sein und von mir aus kann das die ganze Welt erfahren."

Endlich konnte ich mich aus meiner Schockstarre lösen und dem Drang nachgeben, ihn zu küssen. Augenblicklich begann das prickelnde Bauchkribbeln.

„Hör auf, nur dir die Schuld zu geben. Ich hätte mit dir reden müssen, anstatt Schluss zu machen. Ich hätte dir vertrauen müssen. Du hättest wahrscheinlich auch einer offiziellen Beziehung zugestimmt, wenn ich diesen Mist von einer „Affäre" nicht erst vorgeschlagen hätte. Obwohl das immer zwischen uns stand, war ich glücklicher mit dir, als ich je für möglich gehalten hatte. Doch als ich mitbekommen habe, dass du Abigail zum Prom eingeladen hast und ihr euch dann auch noch geküsst habt ..., da sind bei mir die Sicherungen durchgebrannt. Nun verstehe ich die Mädchen, die aus Eifersucht die Autos ihres Freundes zerschlagen. Apropos, müsstest du jetzt nicht eigentlich auf dem Weg zu Abigail sein, um sie für den Ball abzuholen?" War es gemein, sich innerlich zu freuen, dass er stattdessen vor meiner Tür stand?

Nerd vs. Athlete - Geek vs. Player I : Liebe auf den nicht ganz ersten BlickWhere stories live. Discover now