L2 - Zahr und Schera

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Heute ist ein wunderschöner Tag, zumindest jetzt noch. Alle Blumen, von Windröschen über Schnee- und Maiglöckchen, weiter über Veilchen, Goldnesseln und Hahnenfuß bis hin zu Waldmeister blühen bunt im Wald. Buchfinken, Meisen und ein Kuckuck sind in der Ferne zu hören, der Wind rauscht.
Durch das Geäst der hohen Bäume dringen ein paar Lichtstrahlen der warmen Morgensonne.
Zahr sitzt auf einem Holzstamm und schnitzt einen neuen Speer. Er runzelt die Stirn, es blendet ihn.
"Nach links! Rutsch nach links! Dann blendet es nicht mehr", Schera ist gerade aufgewacht und läuft auf Zahr zu und setzt sich neben ihn.
"Gut geschlafen?"
"Ja, ja, ganz gut, ja. Du auch, Z? Wie lange geschlafen hast du?"
"Wie lange hast du geschlafen.", korrigiert er seine Schwester mürrisch."
"Tschuldige'. Wie lange hast du geschlafen?"
"Ich bin vorhin aufgewacht. Dein Freund hat mich geweckt."
Schera wundert sich, wenn er wohlt meint und fokusiert ihren Blick auf den Strauch hinter ihm, da sie ein Rascheln wahr nahm.
"Wolfi!", schrie sie begeistert, rannte auf den Wolf zu und umarmte ihn.
"Weißt du was?", fragt Zahr.
"Was denn?", Schera streichelte durch das weiche Fell.
"Er darf bleib-"
"Echt???? Danke Zahr! Danke! Oh, Wolfi hast du das gehört? Hast du? Hast du?"
"Unter einer Bediengung."
"Welche, Zahr?"
">Wolfi< bekommt einen neuen Namen, ich nenne ihn ganz bestimmt nicht so."
"Gut, ja gut, gut. Wie nennen wir ihn? Wie? Zahr? Schera?"
"Nein, lass dir was einfallen."
Er drehte sich um, sagte Schera, dass er nun etwas zu essen machen würde und ging in die Hütte.
"Wie heißt du, Wolfi? Ähm.. Nicht Wolfi, 'tschuldige! Ich - ich weiß was! Wie es ist mit James?"
Der Wolf jault.
"Ok ja, du hast recht, recht hast du. Das nicht schöner Name. Passt nicht. Was ist mit... Yen?"
Der Wolf knurrt.
"Ja stimmt, stimmt. Pep?"
Der Wolf fletscht die Zähne.
"Ja passt nicht, passt nicht... Lass überlegen... Uhm... Mhmmm... Ich habs! Du- du heißt Junior!"
Irgendwie gefiel dem Wolf der Name, da er sich nicht aufregte.
"Fein! Junior! Ich bin Schera!"
Als sie wieder in die Hüte geht, wartet Junior brav vor der Tür. Sie isst ein paar Beeren als auf einmal eine Schüssel anfing zu wackeln.
"Lass das.", meinte Zahr mürrisch.
"Das war ich nicht!", antwortet Schera.
Er dreht sich wieder um, schaut aus dem Loch, welches sie als "Fenster" bezeichnen und blickt in die Ferne. Aufeinmal fällt ein Teller vom Tisch.
Zahr dreht sich erschrocken um.
"Wieso hast du das getan? Diese Teller kosten viel!"
"Ich war das nicht, Zahr! Der Teller selbst auf Boden gefallen! Wirklich!"
"Ja, natürlich. Geister, hmm?"
Auf einmal wackelt auch der Tisch und die zwei Stühle. Aus den selber gebastelten Regalen fällt das gestohlene Besteck, der Boden knirrscht, alles bewegte sich.
"Ein Bebenerd?", fragt Schera.
"Erdbeben nennt man das!"
Sie rennen nach draußen, als einer der großen Holzbalken herunter kracht.
Junior knurrt und jault vor der Tür. Ein gewaltiger Wind blässt um ihre Ohren. Auf einmal schlägt ein gewaltiger Blitz in der Ferne ein, worauf ein Baum umstürzt. Der Boden wackelte immer noch.
"Was- was soll das? Zahr?" Scheras Stimmte zittert- sie hat Angst.
Sie drehen sich um, da sind ein paar Menschen auf dem Weg zu ihnen- mit Fackeln.
Was sollen sie tun? Sie haben Angst, was bedeutet das?
"Kommt!"
Zahr zieht Schera an ihrem Arm und gemeinsam mit Junior rennen sie so schnell sie können Richtung Norden. Als sie an einer Lichtung ankommen, halten sie kurz inne und blicken zurück. Sie hören Schreie, Schreie wie "Wo sind sie hin?", "Das gibt's nicht! Wir haben sie verloren!" Sie sehen, dass ein paar Bäume Feuer fingen, sie rennen weiter, so schnell sie können, immer weiter.
Nach einer Weile geht ihnen die Puste aus. Zahr stützt sich an einem Baum ab, Schera sackt zusammen und Junior hächelt laut.
Sie blicken zurück- ihr Haus ist wahrscheinlich niedergebrannt. Nicht wahrscheinlich, ganz sicher sogar.
Nachdem sie sich ein wenig beruhigten fragt Schera, was das gerade gewesen sei, doch sie weiß, dass keiner eine Antwor für sie habe.
Sie können das alle nicht fassen, das geschah doch gerade nicht wirklich? Das ist ein Traum! Das geht viel zu schnell! Was soll das? Sie verstehen gar nichts.
Sie liegen zusammen im Gras, haben Durst, sind müde. Schera weint bittere Tränen, sie fühlt sich leer. Zahr fühlt gerade nichts, außer Hass- purer Hass. In seinen zerissenen Hosentaschen bilden seine von Narben übersähten Hände langsam feste Fäuste. Er knirscht mr seinen Zähnen, sein Blut kocht. Was passiert jetzt mit ihnen? Sie wissen nicht was sie tun sollen. Juniors Augen sind in die Richtung, aus der sie geflohen sind, gerichtet. Sein Blick wirkt tot.
Sie schlafen jetzt, müssen dies überarbeiten. Was passiert morgen, falls es ein Morgen gibt?

 Was passiert morgen, falls es ein Morgen gibt?

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