War er- war er weggegangen, um es selbst zu tun? Weil ich den richtigen Moment nicht erkannt hatte? Um...um...es selbst zu erledigen?
Es gibt Hoffnung. Es muss Hoffnung geben. Er kann nicht tot sein.

Viele Fragen schwirrten dem überforderten Jungen im Kopf herum. Seine Gefühle überschlugen sich, aber die Wut siegte.

"Lawrence! Vince!", brüllte er.

"Irgendwer...", schluchzte er. "Wenn ich euch verdammten Arschlöcher jemals gebracht habe, dann jetzt!"

Verzweifelt, in den Augen aber trotzdem ein gewisser Lebensmut, blickte der weinende Junge in den Himmel. Nichts außer Dunkelheit und vereinzelnden Sternen.

"Bitte!", kreischte er nun schon fast. "Bitte..."

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Gar nicht so weit entfernt lag ein weiterer Tribut verzweifelt am Boden. Er erkannte Thomas' Stimme.
War er hier um seine Bitte zu erledigen? Oder hatte er den Zettel schon längst verloren?

Normalerweise wollte er sich mit seinen eigenen Händen von dem Leid erlösen, dem er ausgesetzt war, aber das Monster ließ es nicht zu.
Newt war kurz davor gewesen, das Messer war schon an der Kehle angesetzt. Dabei kam das leider schon vertraute Gefühl in ihm hoch, und er fing an einen Krieg zu kämpfen, den er nicht gewinnen konnte.

Mit all der Kraft, die der schwache Junge besaß, schrie er: "Tommy!"

Er wird verstehen...

Thomas' Kopf schoss auf Anhieb in die Höhe und er war sofort wieder auf den Beinen. Er war sich sicher, die Stimme seines Freundes gehört zu haben.

"Newt! Halt durch, ich komme!" Er rannte in die Richtung, in die er den Schrei vermutete.

Schon bald konnte der klitschnasse und durchgeschwitzte Thomas eine verkrampfte Gestalt im Gras liegen sehen, die er durch die langen Beine und rote Jacke kurzerhand als Newt identifizierte.

"Newt!" Keine Reaktion. Oh Gott, bitte nicht...
Ein Zucken. Erleichtert atmete der dunkelhaarige Junge aus. Er lebt.

"Newt! Ich bin hier. Ich bin hier..." Als er bei dem würgenden Jungen angekommen war, kniete er sich ins feuchte Gras und schob ohne zu zögern seine Hand unter den Kopf von Newt und hob diesen leicht auf, was dazu führte, das er beinahe schon einen ganzen Schwall an schwarzen Blut erbrach.

"Newt- Ich bin hier...okay? Okay..." Im Gras neben ihm lag ein Messer, die Spitze war dunkelrot gefärbt. Er musste es schon versucht haben.

"T-Tommy..." Thomas hatte nun erneut Tränen in den Augen.

"Ja- ja! Newt, ich bin's!"

Durch den Regen hindurch konnte der Junge aus Distrikt zwölf Newt's Augen wahrnehmen, seine echten Augen, seine dunkelbraunen Rehaugen, die zu ihm hochstarrten.
Sein Bein zuckte ruhelos.

"Thomas-" er krallte sich zitternd an dem nassen Shirt seines Kameraden fest. "H-hör mir zu. E-es dauert nicht mehr l-lange, bis-" Der kranke Junge wurde von einem Hustanfall unterbrochen und Thomas fühlte sich nutzlos, da er realisierte, dass er in diesem Moment nicht helfen konnte.

Mit offenen Mund und nassen Augen, nicht nur von dem Regen, kniete er neben den Kontrolle verlierenden Jungen.

"Es passiert wieder." Er holte tief Luft und zog den Duft von Regen ein. "Es passiert wieder."

Seine blonden Strähnen klebten auf seiner Stirn und Thomas vermutete, das es nicht nur Regen war, sondern auch Schweiß, den er bei dem Gefecht gegen einen Teil von sich selbst produzierte. Der brünette Junge wusste nicht, was er antworten sollte. "I-ich bin hier...", murmelte er, in der Hoffnung, alles würde nur eins schrecklicher Albtraum sein.

Die Augen, in die er sich verliebt hat, die wunderschönen, dunklen Augen, spielten verrückt – einmal waren sie komplett schwarz, weggetreten, außer Kontrolle, und im nächsten Moment waren sie wieder halb in der Gegenwart.
Der schwarze Schleim rann an dem Mundwinkel hinunter, nicht einmal der Regen konnte den klebrigen Schleim von der Haut trennen und die blasse Haut ließ den Schleim noch dunkler wirken.

"Nein", zischte der Blonde. "Tu es. Tommy- der-der Zettel!" Lange würde er sich nicht mehr bei Verstand halten können. Bald würde er wieder zu einem Monster; einem Mörder.

Was sollte er tun? Umbringen? Niemals, niemals würde er ihn umbringen.
Obwohl es das Beste wäre, Newt muss durch so viele Qualen gehen müssen... Er verdiene den Himmel. Würden die Mentoren noch etwas schicken?

In Thomas Kopf ging es auf und ab, die Räder ratterten und suchten nach einer Lösung, während er mit einem unheilbaren Jungen im Arm im kalten Regen saß. Der Brünette zitterte, aber wenn man das mit Newt verglich, war es gar nichts. Solange es Hoffnung gab, würde er nicht noch einmal töten. Er war keine Mördermaschine. Keine Schachfigur, die man steuerte.

Von einem Moment zu dem anderen wurde Newt's Griff um sein Shirt stärker und ehe er sich versah, drückte das Monster Thomas auf den Boden. Seine plötzliche unmenschlich starke Kraft kam wie aus dem Nichts und der schwächere Junge war zuerst zu verdutzt, um zu handeln oder sich zu wehren.

"Newt!"

Ein Schleier bildete sich vor den Augen des mutierten Jungen, während er in Trance stieg und sich kontrollieren ließ. Er hoffte, dass Thomas endlich verstehen würde, dass es keinen anderen Ausweg gab, als den Tod.

"Newt! Ich bin's!" Thomas versuchte Newt von sich hinunterzuschieben, denn das ganze Schreien brachte sich nichts, er reagierte nicht. Das Monster jedoch war zu mächtig und rückte nicht einmal ein Stückchen.
Seine nasse Kleidung klebte an seinem Körper und er spürte die weiche Erde unter seinem Rücken.

Der Mutant ließ einen schrillen Schrei aus und wollte in den Arm seines Feindes beißen, aber Thomas' schnelle Reaktion verhinderte dies. Es würgte und setzte erneut zu einem Schrei an, dabei vernachlässigte es die Kraft, die Thomas Beine im Zaum hielt und der Brünette setzte sich frei.

Nun saß Thomas auf Newt, der sich hektisch hin- und herbewegte. "Komm schon...", murmelte Thomas panisch. Viel länger konnte er es nicht mehr durchhalten, Newt würde ihn mit seiner enormen Energie umbringen.

Obwohl diese Idee absurd und total unsinnig klang, war sie eine Möglichkeit. Er würde Newt nicht sterben lassen, bis er alle seine Ideen durch hatte.

Newt's Mund war voll mit der ranzigen Flüssigkeit, aber er musste es probieren. Vorsichtig lehnte er sich nach vorne und verband seine Lippen mit denen seines Freundes.
Seine Angst, gebissen zu werden legte sich als der Kranke unter ihm sich entspannte.

Er öffnete seine zusammengekniffenen Augen und löste sich ein wenig von dem unter ihm liegenden Jungen. Von dort starrten liebevolle, aber zugleich ängstliche Augen zu Thomas hoch.

"Tommy- was?" Thomas fiel Newt um den Hals. „
"Ich kann dich nicht umbringen! Ich kann nicht!", weinte er. "Ich will nicht! Ich liebe dich doch so sehr..."

Thomas wusste, dass er Newt nicht gerettet hatte, er unstabil war und jeden Moment zurück in die Dunkelheit fallen könnte. Aber trotzdem war in ihm ein gewisses Gefühl erwacht – Glück.

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• HE CARES • Newtmas in HG •Where stories live. Discover now