[ verlust ]

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Tears are words
that the heart can't say.

Tears are wordsthat the heart can't say

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Lange wusste ich nicht, wie ich reagieren oder was ich sagen soll. Aus Angst lag meine Machete gleich neben mir, was den anderen Jungen anscheinend nicht weiter störte. Meine Gedanken rasten um alles mögliche. Thomas. Essen. Sonya. Mutter. Machete. Karrieros. Überleben.
"Also", fing ich an. "Wie komme ich zur Ehre, dich als Partner zu haben?"
Gerade als er seinen Mund geöffnet hatte, fing die Hymne an zu spielen. Mein Herz schlug schneller. Jetzt werden die Tribute gezeigt, die heute gestorben, ermordet, wurden. Es mussten um die Neun sein, soweit ich die Kanonenschüsse verfolgen konnte.

Mit pochenden Herzen kreuzte ich meine zwei Zeigefinger, so wie es Sonya immer tun würde, wenn sie sich unsicher war, und lugte aus dem Felsspalt. Man hatte einen halbwegs guten Blick auf den Himmel, mein Kopf war nur ein paar Zentimeter von Thomas, der ebenfalls neugierig seine Augen auf das Symbol von dem Kapitol gerichtet hatte.

Das Mädchen aus Distrikt zwei erschien. Eigenartig, sie kam aus einem Karrierodistrikt und ihr asiatischer Partner war ein starker Kämpfer. Sie musste Pech gehabt haben.
Beide Tribute aus Distrikt vier. Zwei weitere, kleine Kinder ermordet. Ein brünettes Mädchen aus sechs, welches schon beim Training andauernd gestolpert war, hatte auch ihr Ende gefunden. Chuck, der kleine lebhafte Junge, war tot. Auch das Mädchen aus seinem Distrikt, welchem ich heute den Rucksack gestohlen habe, war tot. War der Kinnhaken zu stark gewesen? Habe ich sie umgebracht?

Mein Herz blieb stehen. Mein Mund wirkte plötzlich staubtrocken. Am Himmel flimmerte das Bild von Sonya, ihr Fischgrätenzopf hing ihr über die Schulter, wie ich es ihr daheim immer flechten würde.

Meine Sonya. Tot. S-sie war... tot.
Ich hätte sie beschützen sollen. Ich hätte bei ihr sein sollen. Ich hätte-
Ich hätte soviel tun sollen. Und hab's nicht getan.

Ohne es zu realisieren drehte ich mich um und knickte neben meiner Machete zusammen. Eine einzelne Träne war der Anfang meines Heulkrampfes.

Erneut hörte ich Vince Stimme.
Du darfst nicht schwach wirken. Schon gar nicht verletzlich. Zeig ihnen das du stark bist und mehr als der Getreide-Junge.
"Auf dich scheiß ich Vince...", murmelte ich und verkroch mich in meine Decke, denn ich wusste, dass überall Kameras versteckt waren. "Meine Schwester ist tot! Und das nur wegen- !"
Ich fing an, ohne es selbst zu bemerken, so laut zu schreien, dass Thomas seine Hand vor meinen Mund halten musste. "Sssch..."

Wie sollte ich mir das jemals verzeihen?

Beruhigen konnte ich mich nicht richtig, aber irgendwann hörten meine Tränen auf meine Wangen hinunterzulaufen. Jetzt stieg die Wut in mir auf, ich wollte jeden beschimpfen. Alles zerstören. Meine Trauer nicht als Schwäche rauslassen.

Ich kann es mir niemals verzeihen.

Als Thomas seine Hand wegnahm, flüsterte ich: "Sonya.. Sie - sie war meine Schwester.. Und ich hab sie zurückgelassen... Ich bin Schuld." Meine Schluchzer unterbrachen mich. Erst als ich am ganzen Körper bebte, merkte ich, wie nah Thomas mir war. Er umarmte mich halb, was mich eigentlich unangenehm fühlen lassen sollte, aber im Gegenteil; es beruhigte mich, gab mir Schutz.

Im Dunklem konnte ich sein Gesicht nicht erkennen, doch seine Stimme klang mitfühlend: "Es tut mir leid..." Thomas wollte aufstehen, aber ich hielt ihn am Ärmel fest. Mit gebrochener Stimme krächzte ich: "Bitte...bleib hier."

Vorsichtig setzte er sich wieder hin und murmelte ein Okay, während er behutsam die Decke nahm und über uns legte, sodass ich in seinen kräftigen Arm gekuschelt liegen konnte. Kein normaler Mensch würde in den Armen einer wildfremden Person schlafen, sich sicher fühlen, aber wir befanden uns sozusagen auf einem Schlachthof und ich fühlte mich sicher wie sicher man sich hier eben fühlen konnte.

"Danke...", murmelte ich während ich mich auf meine Albträume bereit machte. "Tommy."

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• HE CARES • Newtmas in HG •Where stories live. Discover now