№ 4: presto

875 67 4
                                    

Am Dienstagmorgen wollte Taeyong gar nicht mehr aufstehen.

Er wusste, dass etwas zwischen den beiden Müttern gelaufen war, das konnte er quasi schon spüren, so sehr war er daran gewöhnt.

Nachdem er sich die Krawatte sorgfältig gebunden hatte, sich auch mal die Haare ordentlich kämmte und ein bisschen stylte, nur um Zeit zu schinden, schnappte er sich seinen Rucksack und schlich so leise wie möglich den Flur ihrer kleinen Wohnung entlang, in der Hoffnung seiner Mutter nicht über den Weg zu laufen.

Einen Anschiss am frühen Morgen wollte er nicht, da es ihn nur wieder ablenken würde und für die hochschwangere Frau war es ebenfalls nicht empfehlenswert.

„Lee Taeyong. Hier geblieben. Wir haben da etwas zu besprechen."

Bei der Stimme seiner Mutter erfror der ganze Teenager zu einer Salzsäule.

„Wieso?", fragte er testweise, auch wenn er sowieso wusste, dass es um die eine Sache ging.

„Miyous Mutter hat mir berichtet, dass ihr eine Art Projektwoche macht zum Thema Berufsorientierung und du Rüpel sagst mir einfach nichts? Weißt du, wie mich das enttäuscht. Ich hätte dir sogar noch ein Praktikum besorgen können, aber das kannst du dir jetzt selbst als Aufgabe stellen", rügte die ältere Frau ihn mit einem strengen Ton in ihrer sonst so sanften Stimme und sah ihn böse an, als er sich ihr zuwendete.

Angst flutete Taeyong und ihm fuhr es kalt die Wirbelsäule herunter, als hätte man einen Eimer eiskaltes Wasser über den Rücken geschüttet.

Seine Mutter war sehr sauer auf ihn, aber immerhin wegen dem falschen Thema, was ihn trotz der unerfreulichen Situation, in der er war ein bisschen aufmunterte.

„Ich wollte es dir heute Mittag sagen, da heute die Zettel mit den näheren Informationen ausgehängt werden. Sorry, Mama. Das nächste Mal werde ich mich rechtzeitig bei dir melden", versuchte er sich selbst ein wenig zu retten, doch seine Mutter legte die Hände nur auf ihren angeschwollenen Bauch und flüsterte dem Ungeborenen etwas zu, das so ähnlich wie Bitte werde nie wie dein Bruder klang.

Dieser Kommentar machte seine gesunkene Laune wirklich nicht besser, aber sie ließ ihn mit einem Brot in der Hand auf den Bus.

Kaum war die Haustüre zugegangen, fischte er sein Handy heraus, wählte die Nummer seiner Freundin, nur um dann festzustellen, dass ihr Mobiltelefon wohl von ihren strengen Eltern entwendet worden war.

Seufzend biss er in das Fertigcroissant und starrte den Vögeln im frischen Sommermorgenhimmel hinterher, wie sie ihr Kreise zogen, oder in den grünen Bäumen eine kleine Pause einlegten.

Verschiedene Autos brausten auf der kleinen Straße entlang, die von den bunten Häusern des Vorortes, in dem Taeyong wohnte gesäumt war.

Ein paar andere Schüler von anderen Schulen, auch ein paar von seiner, standen mit ihm an dem kleinen Unterstand, der als Bushaltestelle markiert war, alle Kopfhörer in den Ohren, ein Buch, Heft oder ähnliches zur Hand.

Keiner von ihnen unterhielt sich mit dem anderen, selbst wenn ein paar, die wohl Freunde waren etwas dichter nebeneinander standen.

Jeder wollte gute Noten, das konnte er verstehen, jeder wollte der Beste seines Jahrgangs sein.

Tatsächlich hingen die Listen schon am schwarzen Brett, zumindest vermutete Taeyong das, als er gerade seine Hefte sortiert hatte an seinem Spind und sich eigentlich auf die Suche nach seiner Freundin machen wollte, die überraschenderweise heute Morgen nicht an seinem Spind aufgetaucht war, um ihn wieder zuzureden, wie sie es sonst auch tat.

Vielleicht war sie ja unter den anderen Schülern, dachte er sich und lehnte sich an die kühle Wand des Flurs mit einem kurzen Check an der Uhr, aber er hatte noch gute 20 Minuten, also holte er sein Chemiezeug nochmal hervor und fraß einige Gleichungen in sich hinein, so wie er es immer machte, wenn es um Warten ging.

●•alleviare°jaeyong•●Where stories live. Discover now