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Ich schaute durch das Internet, eigentlich wollte ich mich ablenken, doch das wurde schwierig. Mir wurde ein Changlix Post nach dem anderen gezeigt und immer wenn ich sein Gesicht sah versetzte mir das ein Stich ins Herz.
Warum tust du mir das an?

Nach dem Tag an dem Felix verschwand passierte nicht viel. Eigentlich passierte gar nichts, jeder lag in seinem Bett und beschäftigte sich selbst. Ich hab seit einer Woche schon mit niemandem geredet, obwohl wir in der gleichen Wohnung wohnten. Er wollte das wir weiter machen, doch niemand konnte sich aufraffen. Wir alle waren lebende Zombies.

"Leute... wir müssen etwas tun." Sagte Chan auf einmal zu uns und zeigte dann auf das Wohnzimmer. "Heute Abend". Eigenlich hatte ich keine Lust, doch als ich mich schlafen legen wollte zog mich Woojin mit sich. "Was soll ich denn da?" Jammerte ich, doch er antwortete nicht.

Nun saßen wir alle zusammen auf dem Boden, doch die Stimmung war gedrückt, niemand traute sich anzufangen.
"Wenn keiner was sagt kann ich ja schlafen gehen." Sagte ich irgendwann, doch Chan hielt mich am Handgelenk fest. "Du bleibst hier."
Ich gab den Gedaken, zurück in mein kuscheliges Bett, auf und setzte mich wieder hin.
"Ich weiß wir alle sind... verwirrt, weil er weg ist, aber wir können im Moment nichts dagegen machen. Im Brief meinte er auch wir sollten weiter machen wie vorher." Sagte Chan.
Der Brief, er lag immer noch auf dem Boden beim Eingang. Als ich ihn gelesen hatte ist er mir aus der Hand gefallen und lag seit dem unberührt an seinem Platz.
"Er wird schon wieder zurück kommen." Versuchte Minho alle aufzumuntern und alle nickten zustimmend. Ich nicht. Mein Blick war wie star auf den Stuhl gerichtet, der in der Nähe von uns stand. Auf ihn lag ein Shirt und ich wusste genau von wem es war.
"Er würde uns nicht in Stich lassen..." wieder zustimmendes nicken, es fing an zu nerven.
"Schön das ihr euch da so sicher seid." Fing ich an, eigentlich wollte ich zu dem allen nichts sagen, doch sie zwangen mich dazu. "Ihr traut euch noch nicht mal seinen Namen zu sagen. Felix ist weg. Felix hat den Brief geschrieben. Nicht irgendwer. Tatsache ist dass wir nicht wissen wann er wieder kommt. Wir wissen nicht mal ob er sich möglicherweise etwas angetan hat und das liegt daran dass wir nicht mal gesehen haben das es ihm schlecht geht. Es wäre unsere Aufgabe ihm zu helfen, doch niemand hat etwas gemacht und jetzt wollen wir abwarten und hoffen dass Felix wieder kommt?" Ich musste abbrechen da mir die Tränen in die Augen stiegen, weshalb ich schnell zum Boden schaute. "Wir würden ja etwas tun, aber wir wissen nicht wo er ist."
Stille, ich wusste genau wo er ist. Er hat es mir erzählt und ich Dummkopf hatte es ihm sogar noch gesagt das er es tun sollte.
"Er ist in Australien bei seiner Familie." Ich stand auf, immer noch mit dem Blick am Boden. "Es ist meine Schuld ok?! Er hat es mir erzählt. Er hat mir erzählt das er Heimweh hat und ich meinte noch er soll seine Eltern besuchen. Ich wusste dass es ihm nicht gut geht, dass er zurück nach Australien will und das einzige was ich getan hab war ihm zu sagen das wir für ihn da wären, wenn er uns bräuchte. Aber er hat uns schon lange gebraucht. Ich war blind, wegen meinen eigenen Problemen und ich war egoistisch zu denken, ich wäre der einzige dem es schlecht geht. Dabei weiß ich nicht mal ob einer von euch vielleicht genauso Probleme hat..." Ab dem Moment konnte ich nicht mehr, die Tränen liefen mir die Wangen runter und tropften auf dem Boden. "Entschuldigt mich"

Ich lief nach draußen, meine Jacke hatte ich vergessen. Meine Gedanken wirbelten in meinem Kopf und wurden zu einem Tornado der mir sagte wie egoistisch ich doch sei. Durch die Tränen sah ich nicht wo ich hin lief, doch ich wollte einfach so weit wie möglich weg. Irgendwann stieg ich in eine Straßenbahn ein, ich wusste nicht wo sie hin fährt, doch ich kam an eine Kippe.

Wie kann so was mitten in Korea sein? Dachte ich, doch ich sah es vor mir.
Der Wind wehte mir durch die Haare und ich roch das Meer. Ich kann unmöglich am Meer sein.
Ich lief vor bis zum Rand und schaute runter. Das Wasser schlug wie eine Peitsche gegen die Bucht und über mir flog eine Möwe. Dieser Anblick machte mich so Glücklich, dass ich alles vergaß. In meinem Kopf war leere.

Bis alles wie ein Schlag wieder zurück kam und ich dass Gefühl hatte ich müsste kotzen.

Er gehört dir nicht, dachte ich. Und er wird dir nie gehören.
Und das ist vielleicht sogar gut so, denn Dinge sind nie so wie man sich es vorstellt.
Doch ich kann nicht anders, als daran zu denken wie es sein würde in seinen Armen zu liegen.
Ich kann nicht anders, als darüber nach zudenken wie es wohl sein würde ihm so nahe zu sein, dass ich sein Atem auf mir spüre und dass ich seine Haut an meine fühle.

Ich schloss meine Augen und spürte den Wind durch meine Haare und der Geruch des Meeres Stich mir in die Nase.

"Er wird mich töten." Flüsterte ich in die Dunkelheit. "Er wird zum Mörder, und dass schlimmste daran, er wird es nicht mal wissen."

Ich wollte springen, mein Fuß war kurz vor dem Hang und dann... sprang ich.





Dunkelheit um mich herum, nichts außer Schwärze. Ich traute mich nicht mich zu bewegen, war ich tot? Ich bereute es sofort und wollte wieder zurück. Ich wollte Felix in den Arm schließen und ihn sagen dass ich ihn liebe. Ich wollte mich bei den anderen entschuldigen und ich wollte unsere Army noch mal sagen wie sehr ich sie liebe.

"Endstation. Bitte aussteigen."

Ich riss meine Augen auf... Ich hatte geschlafen?

it's okay not to be okay || changlixWhere stories live. Discover now