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P.O.V Kia

Gegen meinen Willen blieb ich stehen. Seine Stimme zu hören, kam einem Dolch im Herzen gleich. Sie brachten so viele Glücksgefühle in mir hoch, allerdings auch Trauer und Wut. Ich wollte, ich könnte darüberstehen, ihn anlächeln, ihm vergeben und weiterziehen. Ich wollte, ich könnte das alles hinter mir lassen und voller guter Dinge in die Zukunft blicken. Tatsache war allerdings, dass die Flutwelle an Gefühlen mich zu übermannen drohte. Ich schlang die Arme um meinen Oberkörper, da ich das Gefühl hatte innerlich zu sterben. Tränen flossen in unaufhaltbaren Bächen über meine Wangen und mein Körper krümmte sich vor lauter Schmerz. Ich hörte ihn langsam näher kommen, zögernd, als wäre ich eine Bombe die jeden Moment hochgehen könnte. Er kam näher und näher, bis ich schließlich bereits die wohlige Wärme, die er ausstrahlte, spürte und den vertrauten Geruch wahrnahm, der sich seit unserem letzten Treffen nicht verändert hatte. Ich bebte, ob vor Wut oder Trauer konnte ich nicht sagen und stieß einen schmerzerfüllten Schluchzer aus, ehe ich mich an der Wand abstützte und mich aufrichtete. Ihn anzusehen würde das Fass zum überlaufen bringen, weswegen ich mich wissentlich dazu entschied mich nicht umzudrehen.
,, Was willst du? '' wimmerte ich.
,, Mich entschuldigen...'' er wartete meine Reaktion ab, vergeblich, weswegen er fortfuhr: ,,Ich.. Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll.''
Ich sammelte mich und erwiderte mit etwas festerer Stimme: ,, Spar dir die Mühen. Ich bin an keiner Entschuldigung interessiert. ''
,, Aber Kia i—''
,, HÖR AUF!'' schoss es aus mir heraus. Seine belanglosen Wiedergutmachungsversuche entfachten eine lodernde Wut in mir, die meine Trauer ablöste. ,, Vor sechs Jahren bist du ohne jegliche Erklärung verschwunden. Du warst von dem einen auf den anderen Tag weg und ich war allein. ''
,, Ich weiß und ich—''
,, Ich bin noch nicht fertig!'' brachte ich zähneknirschend hervor. ,, Ich habe gelitten, bereits bevor wir uns kannten. Ein Mensch kann nur ein gewisses Maß an Schicksalsschlägen verkraften, ehe er bricht. All den Schmerz den du verursacht hast kann und will ich dir niemals verzeihen.''
,, Und du denkst für mich war es einfach?'' fragte er empört. ,, Das harte Training, eine strenge Diät und von meinen Eltern getrennt zu sein war nicht leicht. Diese Entscheidung war nicht leicht, aber ich habe sie getroffen, meiner zukünftigen Karriere willen. Denkst du nicht, ich hätte nicht jeden Tag an dich gedacht und mir Sorgen gemacht? Denkst du ernsthaft ich hätte mich kein bisschen elend gefühlt? Stell es ja nicht so hin als wärst du die einzige, die durch die Hölle gegangen ist!'' schrie er. Er entfernte sich von mir und tigerte unruhig auf und ab. Mir hatte es die Sprache verschlagen, denn tatsächlich hatte ich keinen Gedanken auf seine Gefühlslage verschwendet. Diese Erkenntnis minderte meine Wut jedoch keineswegs. Taeyong atmete einmal tief ein und aus, und richtete das Wort an mich: ,, Bitte glaub mir, dass ich dich nie aus meinem Leben haben wollte. Ganz im Gegenteil, ich will dich wieder an meiner Seite wissen und mit dir gemeinsam durchs Leben schreiten.'' Ich schnaufte belustigt: ,, Ich würde sagen zu spät. Ich bin ohne dich hervorragend zurechtgekommenen und werde es auch weiterhin. Deine Launen werden mir definitiv nicht das Leben schwieriger machen, als es ohnehin bereits ist. Lass mich einfach in Ruhe und kümmere dich weiter um deine Karriere, der du augenscheinlich viel geopfert hast.'' Ich wandte mich ihm zu und sagte unter Tränen: ,, Zu viel würde ich sagen, wenn ich deinen reuevollen Blick so sehe.''
Schnellen Schrittes setzte ich meinen Weg durch die Gänge des Entertainments fort. Zu meinem Glück folgte er mir nicht. Als ich um die Ecke bog, stieß ich mit einem kleinen Jungen zusammen. Überrascht blickte er in mein tränenüberströmtes Gesicht und seine Augen weiteten sich. Ich hatte nicht die Kraft, mir über unseren Belauscher und die Konsequenzen jenes Zusammentreffens zu machen. Im Moment wollte ich nur nach Hause und meinen pochenden Kopf auf andere Gedanken bringen.
Mein Herz schmerzte nach wie vor bei jedem Schlag, die Tränen ließen sich nicht aufhalten und das viele Weinen tat meinem ohnehin dehydrierten Körper nicht sonderlich gut. Etwas schwankend machte ich mich auf den Weg zu meinem letzten sicheren Hafen: Meine beste Freundin Yuki.

Don't leave me again |NCT FF|Where stories live. Discover now