20 Die Sache mit Jäger und Sammler (Ethan)

Start from the beginning
                                    

„Blue Moon, you saw me standing alone, without a dream in my heart, without a love of my own", fühlte ich die Hymne meiner Lieblingsmannschaft Manchester City, die durch den Gesang der tausenden Fans durch die gesamte Arena schallte. Ich sagte ja: krankhafter Fanboy.

Dass ich auf Manchester hielt, war ja kein Geheimnis. Dass sie Anstoß hatten, war somit schon einmal ein gutes Omen. Gerade, da mein Lieblingsspieler beteiligt war.

„Der in der Nummer fünf ist Matthew Carter. Seit sieben Jahren ist er schon der Captain von Manchester. Und obwohl er einer der ältesten Spieler ist, ist er dennoch der strategisch Klügste, rasantester Sprinter und Schützenkönig. Etliche Spitzenclubs haben ihn schon angeworben, allerdings bleibt er Manchester City treu."

Nach einer Minute Wartezeit auf eine Reaktion von Harper wurde ich stutzig. Sie gab zu allem ihren Senf dazu. Schon während meiner Schwärmparade hätte ich Kommentare wie „arw, du outest dich als verrücktes Fangirl, wie putzig" oder „wechselt der kleine Ethan etwa doch noch die Seiten" gerechnet, aber nichts, keine Beleidigung folgte aus ihrem Mund.

Verwirrt drehte ich meinen Kopf nach rechts. Erst nach wiederholtem Blinzeln realisierte ich das Bild, das sich mir so eben bot: Das Erdmännchen starrte perplex auf den Bildschirm. Paralysiert traf es sicher ganz gut. Ihre Augen waren errötet und Tränen durchflossen. Dieser Anblick überforderte mich. Weshalb weinte sie, wollte sie mich auf den Arm nehmen? – Nein, so miese Tricks würde selbst sie nicht anwenden. Was sollte ich machen und spielte sie das wirklich nicht?

„Daas, iist meeiin Daad ..." Sie starrte weiterhin auf den Fernseher.

Ihr Dad. Dad wie in der Dad, der sie und ihre Mom verlassen hatte, um Profifußballer zu werden? Zu fragen, welchen Spieler sie meinte, konnte ich mir sparen: Ihr Blick verfolgte nur diesen einen: Matthew Carter.

Was zum ... Der Captain von Manchester war ihr Vater?

Nun war auch ich paralysiert. Was sollte ich tun, ich konnte sie doch nicht alleine in dieser Situation lassen?

Den Anblick ihres Kummers ertrug ich nicht. Nicht dass ich mir wünschte, sie beleidigte mich wieder ununterbrochen, aber irgendwie hatte ich das dann doch lieber, als sie so hilflos und niedergeschlagen zu erleben. Ich glaubte nicht, dass ich an etwas Derartiges dachte, aber ich wollte die alte mich beleidigende und mich verachtende Harper zurück – mein Nerdmännchen.

„Ja, er ist ein erstklassiger Spieler, dennoch tut er mir leid, dass er dich nicht kennt und dich nicht in seiner Nähe hat." Durchdringend schaute ich ihr in die Augen. Vielleicht schaffte ich dadurch, ihre Augen wieder zum Strahlen zu bringen. Dieses amüsierte Lächeln, worauf meist ein heruntermachendes Kommentar folgte.

Aus ihren Augen wichen allmählich die Tränen und ein anders artiges Schimmern legte sich darüber. Augenblicklich lief ich Gefahr, darin zu versinken.

Plötzlich spürte ich etwas Weiches auf meinen Lippen inklusive dieses himmlisch schmeckenden, warmen Atems.

Bevor mein Verstand gecheckt hatte, dass sie mich geküsst hatte, riss sie sich von mir los.

Schwer atmend starrte sie mich mit weitaufgerissenen Augen an. Mich selbst sah ich zwar nicht, jedoch schätzte ich, dass ich einen ähnlichen Ausblick bot.

Das intensive Prickeln verblasste kaum merkbar, trotzdem spürte sich jede Verminderung wie ein schmerzhafter Verlust an. Das Prickeln durfte nicht aufhören. Ich durfte dieses Prickeln nicht erneut verlieren.

Bevor das Prickeln verschwand und stattdessen Leere zurückkehrte, schloss ich die Lücke zwischen uns. Und boom, dieses Prickeln kehrte zu seiner ursprünglichen Intensität zurück.

Unsere Küsse wurden immer eindringlicher und verlangender. Dieses Mal wehrte sie sich nicht, sondern konterte doppelt zurück.

Schon längst befanden wir uns nicht mehr in unserer vorherigen Position; inzwischen stützte ich mich mit beiden Händen an ihren Seiten ab und schon lange waren nicht nur unsere Lippen beteiligt und selbst in Aktion. Ich küsste sie an ihren Schultern, danach am Hals, während sie durch meine Haare wuschelte. Während ich mich wieder ihren Lippen zuwandte, fuhr sie meine Oberarme entlang und schließlich griff sie unter mein Shirt. Jede ihrer Berührungen löste eine einnehmende Welle aus. Diese breitete sich in meinem gesamten Körper aus und entlockte mir ein automatisches Stöhnen.

Ihr Gesicht zeigte kaum mehr etwas von Trauer, dennoch waren Rückstände geblieben, die ich sofort beseitigte, indem ich ihre Wange und Augenlider küsste. Selbst der salzige Geschmack ihrer Tränen machte mich süchtig.

Ihr Geruch jagte immer wieder einen Stromschlag durch meinen Körper. Jede Berührung an meinem Körper durch ihre sanfte Haut ließ mich völlig durchdrehen ...

Gegen ihre Wirkung auf mich musste ich unbedingt etwas unternehmen. Es war Nerdi. Nerdi wie in „das streberige, unbeliebte und von mir verabscheute Mädchen". Zudem war nicht zu verachten, dass sie mich ebenso hasste ... Natürlich daran lag es: Sie war das unerschlossene Gebiet und schwer zu fangende Beute. Nur deshalb hatte sie diese übertriebene Wirkung auf mich. Sie war neu und lehnte mich ab, was ich nicht gewohnt war, weil jedes andere Mädchen wir zu Füßen lag.

Ich war der Jäger und sie das Beutetier. Sie war das Sammlerobjekt, ich der Sammler – ganz einfache Erklärung.

Indem ich das änderte, verflog dieses Gefühl. Danach wäre sie wie jedes andere Mädchen für mich: ein einmaliger Zeitvertreib, langweilig und bedeutungslos. 




Neue Frage: Was ist euer Lieblingsfilm und eure Lieblingsserie?

Ich liebe viele Filme, mein Liebling ist aber ganz knapp "Duff". Und das einzige, was ich noch mehr liebe als Filme sind Serien: Grey's Anatomy, Gossip Girl, Gilmore Girls, Riverdale, ... - Ich bin ein extremer Seriensuchti.

Nerd vs. Athlete - Geek vs. Player I : Liebe auf den nicht ganz ersten BlickWhere stories live. Discover now