Kapitel 30

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Die besorgte, zitternde Stimme von Ethans Mutter drang metallisch durch die Lautsprecher seines Handys. »Gib mir deinen Vater«, verlangte sie aufgelöst »Ich muss mit ihm sprechen«. Hastig stand Ethan auf und eilte auf den Gang hinaus, wo sein Vater mit Mr. Bladestone noch einmal die Akte durchging. Neben Blake stand Carmilla, ihre Hand ruhte auf seiner linken Schulter, als hätte sie bereits den Platz von Ethans Mutter eingenommen. Doch in Wahrheit war sie nur die Sekretärin, die sich nach oben schlafen wollte.

Angewidert reichte Ethan seinem Vater das Handy, doch zuvor unterbrach er das Gespräch indem er fragte »Was macht sie hier?«. Sein Vater nahm sofort das Gespräch mit seiner Mutter auf, als hätte er Ethan überhört, und ließ Carmilla und den Arzt alleine mit ihm zurück. Wie eine Schlange begann Carmilla besorgt auf Ethan einzureden »Ich habe es gerade von deinem Vater gehört«, dabei fuhr sie ihm fürsorglich über die linke Wange.

Ethan wich sofort zurück »Halt dich von mir und meinem Vater fern«, zischte er »Und dein geheucheltes Mitleid kannst du dir auch gleich...« »Mr. Harrow«, unterbrach ihn der Arzt »Ich muss zu einem Notfall. Wenn Ihr Vater zurückkommt, dann sagen Sie ihm doch bitte, dass er mich in der Notaufnahme findet«. Mit diesen Worten verschwand er Richtung Ostflügel. Carmilla setzte ein bitteres Lächeln auf »Hat dir dein Vater schon erzählt, dass ich euch nach Paris begleiten werde?« »Noch ein Grund mehr, nicht zu fliegen«. konterte Ethan und verdrehte die Augen.

Carmilla trat langsam auf ihn zu »Du wirst mich nicht so schnell los, Ethan. Du solltest dich außerdem an meine Anwesenheit gewöhnen«, sie begann unschuldig mit einer ihrer schwarzen Locken zu spielen »Die Scheidungspapiere sind immerhin schon von beiden Seiten unterschrieben worden« »Du lügst, du Miststück«, fauchte Ethan aufgebracht »Besonders jetzt, würde mir meine Mutter das niemals antun«.

Sie legte den Kopf leicht schief »Da hast du wahrscheinlich rechte«, überlegte sie laut »Aber für dich sieht es ohnehin schlecht aus, Ethan. Vielleicht erbe ich dann sogar eines Tages deinen Teil des Vermögens«. Mit diesen giftigen Worten, die sich nach einer Drohung angehört hatten, trippelte Carmilla auf ihren High-Heels Richtung Ausgang zu. Rasend blickte Ethan ihr hinterher.

»Jane, warte!«, ein junge Mädchen schoss plötzlich wie aus dem Nichts hinter eine Ecke hervor und überrannte Ethan fast in ihrer Hektik. Keine zwei Sekunden später folgte ein weiteres, kleineres und hielt es ebenfalls nicht für nötig auf Ethan Acht zugeben. »Passt doch auf«, zischte dieser gereizt und holte aus seiner Jackentasche eine geknickte Zigarette hervor. »Mr. Harrow?«, fragte plötzlich eine Männerstimme hinter ihn.

»Ja?«, fragte er genervt und ließ die Zigarette sinken »Ich weiß, dass das Rauchen hier nicht gestattet ist«. Der Arzt schien erst jetzt seine Absichten bemerkt zu haben und erklärte hastig »Da haben Sie recht, aber ich wollte Sie nicht deswegen sprechen«. Ethan beobachtete aus dem Augenwinkel, wie die zwei Mädchen wieder den Gang hinunter gelaufen kamen. Dieses Mal stießen sie in ihrer Eile einen Halter für Infusionen um, so das der durchsichtige Beutel am Boden aufplatzte.

Der fremde Arzt wandte sich um »Jane! Florence!«, zischte er mahnend »Jetzt hört auf mit dem Unsinn! Ich bin gleich mit der Arbeit fertig, wartet im Wagen auf mich«, er reichte der größeren den Autoschlüssel »Pass auf deine Schwester auf Florence, und jetzt geht«. Ethans Aufmerksamkeit war inzwischen wieder von alledem abgeschweift. Gelangweilt starrte er zur Decke hinauf »Könnten Sie jetzt bitte zum Punkt kommen? Und wer sind Sie überhaupt?«, fragte er seufzend »Hat mein Vater Sie beauftragt?«.

Der Arzt nickte »Eigentlich Ihre Mutter, Mr. Harrow. Sie war eine Zeit lang meine Partnerin in der Krebsforschung. Sie dachte, da ich eine Tochter mit Leukämie habe, dass ich mich vielleicht besser um Sie bemühe, als ein anderer Arzt hier«. Ethan ließ die Zigarette achtlos zu Boden fallen »Wenn das eine der beiden war, dann kann die Krankheit nicht so schlimm sein, wie anfangs angenommen«, erklärte er kränkend.

»Ihre Mutter hatte recht, Sie werden ein schwieriger Fall sein«, der Arzt streckte Ethan die Hand entgegen »Ich bin William Hampstead, Leiter der Krebsforschung hier in der Klinik Ihrer Mutter«. Ethan betrachtete eine Zeit lang seine Hand, ehe er einfach am Absatz kehrt machte um die Klinik zu verlassen. »Mr. Harrow!«, rief ihm der Arzt nach »Ich bitte Sie, lassen Sie mich Ihnen helfen« »Kümmern Sie sich lieber um Ihre eigene Tochter, als um mich«, konterte Ethan und verschwand hinaus auf den Parkplatz.

Kommentare zu Ethans Vorgeschichte / Verhalten?

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