Kapitel 8

4K 227 1
                                    

Janes rasendes Herz setzte zwei Schläge aus, als sie überrascht auf den staubigen Steinboden niederging. Mit weit aufgerissenen Augen wagte sie es ihren suchenden Blick zu heben. Das schimmernde Grün hob sich deutlich von den tiefen Schatten ringsum ab. Ein dumpfes Donnergrollen erschütterte den Boden unter Janes aufgeschürften Händen. Mutlos senkte sie wieder ihren Kopf. Das dunkle, zähe Blut aus ihren Wunden lief über ihre Arme und tropfte dann träge auf die Staubschicht.

Die krallenartigen Finger der zwei Untoten packten sie grob an den Schultern. Wie gelähmt ließ Jane zu, dass die Monster sie, ohne jeglichen Widerstand, hinaus zerrten. Im Augenwinkel nahm sie die Untote von vorhin war. Mühsam drehte Jane ihren dröhnenden Kopf in ihre Richtung. Ihre roten Strähnen wurden durch das Regenwasser fast so dunkel wie ihre restlichen schwarzen Haare. Ihr blasses Gesicht war ausdruckslos und abgemagert. Als sie Jane bemerkte zeichnete sich ein grimmiges Lächeln auf ihre schwarz geschminkten, dünnen Lippen. »Dachtest du wirklich, dass du ankommen kannst?«, schnurrte sie ihre rhetorische Frage und packte Jane am Kinn. Die langen Fingernägel gruben sich schmerzhaft in das Fleisch.

Die dunkelblauen Augen der Frau fixierten ihre Kehle »An dir ist nicht viel dran«, bemerkte sie abschätzig. Langsam glitten ihre Fingernägel Janes Halsschlagader entlang. Ein gequältes Stöhnen entkam Janes Mund, als sie spürte, wie die Frau das Fleisch leicht einritzte. Einer der beiden Untoten wandte sich zu Wort »Wir sollten uns langsam aus dem Staub machen«, drängte er und schleppte mich weiter. Die junge Frau verdrehte genervt die Augen »Blake kann warten«, versicherte sie lässig ihrem Begleiter und übernahm die Führung. »Cyril hat recht«, warf der andere ein »Du weißt was letzte Woche mit Evan passiert ist«.

Die Frau lachte auf »Das war doch nicht persönliches«, sagte sie ohne sich umzudrehen »Das Blut wird knapp. Wir müssen eben Opfer bringen«. Cyril schüttelte den Kopf »Heißt das, dass ich und Daniel als nächstes dran sind?«. Die Frau blieb stehen und wandte sich schief grinsend um »Keine Angst, ihr beiden seid...«, sie überlegte kurz ehe sie hastig hinzufügte »Seid... wichtig«. Beleidigt raunte Daniel »Nur weil du mit Blake das Bett teilst, Carmilla«, murmelte er »Solltest du nicht so großspurig tun« »Ihr seid nicht verheiratet«, schloss sich Cyril seinem Freund an. Carmilla warf selbstsicher ihre schwarz-roten Haare nach hinten »Ihr solltet mir etwas mehr Respekt entgegen bringen«, flüsterte sie drohend und setzte ihren Weg fort. Cyril lachte auf »Auf den Tag kannst du lange warten, Misttsück«.

Eine gefährliche Spannung lag in der Luft, als Carmilla auf Cyril zu trat »Sag das nochmal«, verlangte sie und blickte ihm giftig in die braunen Augen. Cyril richtete sich auf und verstärkte seinen Griff an Janes rechten Arm »Ich sagte«, seine Stimme klang rau »Das ich dir niemals Respekt entgegen bringen werde, Misttsück«. Jane spürte wie Daniels Griff sich lockerte, als bereitete er sich darauf vor, seinem Freund zu Hilfe zu eilen, falls Carmilla, die um einiges größer war als die beiden, handgreiflich wurde. Überhaupt wirkte sie trotz ihrer dünnen Figur und dem gefälligen Auftreten gefährlich stark und selbsteingenommen. Eine gefährliche Mischung.

Cyril schwieg eine ganze Weile und fügte dann noch mit zufriedener Stimme hinzu »Jeder weiß, dass du damals Jace verschwinden lassen hast. Sobald das Verschwinden an Blakes richtiger Frau und die Mutter seines Sohnes Ethan dir angelastet wird«, versicherte er selbstsicher »Bist du nur noch ein kleines, erbärmliches Häufchen Elend, Carmilla«. Ihre Hand ballten sich zu Fäusten »Sie ist jetzt schon seit ganzen drei Monaten verschwunden«, ihre Stimme klang gefährlich ruhig »Und Blake hat jeden Zentimeter in London abgesucht, wie wahrscheinlich ist, dass er ausgerechnet jetzt noch einen einzigen Beweis gegen mich findet?«. Daniel schluckte schwer, während Cyril langsam nickte »Ist das ein Geständnis?«.

The Crimson PrinceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt