Kapitel 1

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9 Jahre später

Mit einem genervten Seufzen ließ Alex das Feuerzeug aufschnappen. Sein nachdenklicher Blick wanderte durch den Raum, während er mit ruhiger Hand die Flamme an seine Zigarette führte. Eine angespannte Stille herrschte zwischen den Anwesenden. Schließlich erhob er sich und kniff seine Augen angestrengt zusammen.

Ein einziger Satz drang über seine aufgesprungenen Lippen, doch dieser genügte um die betäubende Stille in ein aufgebrachtes Murmeln zu verwandeln. »Sie wollen mehr«, der schwarze Ruß auf seinen Wangen und die Schatten des dämmrigen Lichts ließen sein Gesicht noch hagerer wirken. Alex nahm einen tiefen Zug und stieß den dichten, weißen Rauch durch die Nase aus »Sie kommen morgen Abend wieder«.

Florence senkte entmutigt ihren Blick »Das ist unmöglich«, flüsterte sie halblaut. Mit einem besorgten Blick beobachtete Jane wie ihre Schwester auf die Wunden von letzter Woche blickte. Ihr ganzer rechter Arm war mit Schürf- und Schnittwunden übersät. Diese Monster hatten Florence erwischt, als sie alleine nach Medikamenten in dem verlassenen St. Petes Hospital gesucht hatte.

Ein Mann unweit von den beiden Schwester warf aufgebracht eine leere Weinflasche zu Boden und brüllte hinauf zu Alex »Diese verfluchten Blutegel sind selbst schuld, wenn sie jeden einzelnen von uns ausbluten lassen wie Vieh! Sie behandeln uns wie den letzten Dreck und wollen dafür noch Dankbarkeit!«, er zustimmendes Raunen ging durch die Reihen. Alex hob beschwichtigend die Hände »Es ist nicht unmöglich«, versuchte er die Hoffnung der wenigen Menschen zu retten »Viellicht sieht es jetzt gerade so aus, aber wenn wir alle nur ein kleinen bisschen mehr geben, dann können wir es schaffen«.

Kurz herrschte angestrengtes Schweigen. Fast schien es, als stimmten die Anwesenden ihm zu, doch nach einem kurzen Moment brach eine ganze Schimpftirade über Alex herein. Wortfetzen wie »...undankbare Bastarde« »...Blutteufel« und »...sollen sie doch zur Hölle fahren«, klangen an Janes Ohr. Alex führte die Zigarette mit zitternden Händen zu seinen Lippen. Florence schüttelte verständnislos den Kopf »Wie können sie nur so wütend auf Alex sein? Sein Vater starb letzte Woche wegen diesen Monstern«, sie verschränkte die Arme »Sie sollten froh sein, dass er unser neuer Anführer ist und nicht sein Bruder Adam«.

Jane stimmte ihr zu »Wenn Adam es geworden wäre, dann würden wir alle als lebende Blutbeuteln enden«. Alex sucht wenigstens nach einer friedlichen Lösung« »Zwischen dem Frieden und Dummheit liegt eine schwache Grenze«, Adams Stimme ließ Jane zusammenzucken. Erschrocken wandte sie sich um und blickte geradewegs in das mürrische Gesicht von Alex Bruder. »Adam...«, Florence bemühte sich nicht ihren Hass zu verbergen. Sein schiefes Grinsen machte Jane rasend. »Keine Angst«, murmelte er gehässig »Euch zwei hübschen würde ich doch niemals als Dinner verfüttern«, sein starrender Blick lag auf Jane »Die Untoten hätten anderweitigen Nutzen für euch«.

Florence bemerkte seine Anspielung, ehe er sie zu ende gesprochen hatte und zog Jane schützend an sich heran »Lass sie in ruhe, Adam«. Amüsiert sprach er unbeeindruckt weiter »Die Welt da draußen ist gefährlich, Jane«, schnurrte er »Du brauchst jemanden der dich beschützt und ich denke nicht, dass es deine Schwester noch lange kann«. Florence kalter Blick sprach Bände von Abscheu »Verschwinde jetzt Adam«, fauchte sie und trat schützend vor Jane. Adam legte den Kopf leicht schief »Wir wissen doch beide«, schürte er ihre Wut an »Das dir die Ärzte schon damals nicht mehr als zehn Jahre mehr gegeben  haben. Und jetzt, wo die Medikamente langsam knapp werden, sieht es ziemlich schlecht für sich aus«.

Florence Kopf wurde rot und ein grimmiger Ausdruck legte sich auf ihre Züge »Ich bring dich um«, flüsterte sie und griff nach der Pistole an ihrem Gürtel. Adam spukte abwertend vor ihre Füße »Denkst du ich habe Angst vor dir, Miststück?«. Florence entsicherte, begleitet von einem leisen Klicken, die Waffe. Adams Selbstsicherheit schwand keinen Millimeter. Jane legte ihre Hand auf die Schulter ihrer Schwester »Lass es, Florence«, bat sie »Du solltest für so jemanden wie ihn keine Kugeln verschwenden«.

Nach einem kurzen Zögern ließ sie die Waffe sinken »Du hast recht, diesen eingebildeten Bastard kann ich auch mit bloßen Händen umlegen«. Ein verhöhntes Lachen drang aus Adams Kehle »Da bin ich mir nicht so sicher. Kannst du dich noch erinnern, wie ich dich damals auf dem Schulhof verprügelt habe?«. Janes Schwester steckte die Waffe zurück »Das was früher in der alten Welt passiert ist, spielt heute keine Rolle mehr«, erklärte sie bitter und wandte sich zum Gehen »Komm Jane, wir sollten jetzt abhauen bevor es draußen dunkel wird«. Adam warf den beiden Schwestern zum Abschied noch nach »Genau Jane, hör auf deine große Schwester«.

Hastig bahnten sie sich einen Weg nach draußen. Der Regen hatten ein wenig nachgelassen und schwemmten den Schmutz von den Straßen. Die verlassenen Häuser lagen im Dunkeln vor ihnen und wirkten bedrohlich. Selbst das ehemalige Parlament, aus dem sie gerade gekommen waren, wirkte wie aus einem Horrorfilm. Die Fassade bröckelte ab und die Turmuhr des BigBens war nur mehr ein Scherbenhaufen vor ihren Füßen.

»Ich hasse diesen Mistkerl«, erklärte Florence und kickte einen faustgroßen Stein von sich »Nur weil er der Sohn des ehemaligen Premierministers ist, sollte er seine verwöhnte Klappe nicht so weit aufreißen«. Jane seufzte »Ich würde ihn am liebsten an diese untoten Monster verfüttern« »Ich denke das wäre keine gute Idee«, kicherte Florence »Am Ende kommt er als untoter Vollidiot zurück und wird uns bis in alle Ewigkeit nerven«. Jane musste daraufhin lachen »Ja, da hast du wahrscheinlich recht«.

The Crimson PrinceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt