-quatre-

299 5 0
                                    

[style]-Maximilian-[/style]

Ich schließe mein Auto ab und laufe die Stufen zu Romans Haustür hoch. Kurz atme ich durch und drücke dann die Klingel. Sogleich ertönt auch Gelächter und wenig später öffnet ein grinsender Roman die Tür. „Milli! Ewig nichtmehr gesehen, komm rein!" Er ist überschwänglich freundlich wie immer und schlägt mit mir ein. Ich folge ihm dann in sein Wohnzimmer und mal wieder bin ich erschlagen von der modernen Luxuseinrichtung. Ich war zwar schon öfter hier, aber jedes Mal wieder frage ich mich ob es da wirklich braucht. Roman kenne ich zwar nicht als arrogant aber sagen wir so er nutzt seine Vorzüge mehr als aus, auch bei den Frauen.

Aus dem Wohnzimmer sind schon einzelne Stimmen zu hören und ich winke in die Runde. „Hey Jungs!" „Milli, naa? Auch mal wieder im Lande?" Mo grinst und ich erwidere dies. „Ja Gott sei Dank, war echt verdammt anstrengend." Ich lasse mich neben ihn auf die Couch fallen. „Nehmen die dich da so hart ran?" mischt sich nun auch Nuri ein und ich nicke. „Mehr oder weniger. Wahrscheinlich wär's nicht so anstrengend wenn meine Therapeutin mir das Leben nicht ganz so schwer machen würde." Gestehe ich dann ehrlich. Obwohl ich sie erst ein halbes Jahr kenne, habe ich Vertrauen zu ihnen gefasst und manchmal sind sie wie Brüder, die ich nie hatte. „Oh Herzensbrecher Milli! Ist sie heiß?" sofort spitzt Roman die Ohren und sein typisches Grinsen schleicht sich auf seine Lippen. „Ach Roman, halt die Klappe, lass den Jungen doch erstmal erzählen." Lachend verdreht Nuri die Augen und schenkt dann wieder mir seine Aufmerksamkeit. „Ja keine Ahnung was sie gegen mich hat, aber irgendwie nimmt sie mich halt mega hart ran und heute war Janik da...er war auch bei ihr in Behandlung und sie haben sich nicht sooo gut verstanden. Und dann war ich eben ihr Opfer. Aber generell glaube ich hat sie was gegen mich." Erkläre ich dann und fahre mir durchs Haar. Mo beißt etwas auf seiner Lippe rum und sieht nachdenklich aus. „Du weißt ja dass du schon eher gefühlskalt rüberkommst mit deiner Art, vielleicht ist sie deswegen so angepisst?" äußert er nun seinen Gedanken. „Gut, das ist berechtigt." Sage ich nun. Er könnte vermutlich recht haben. „Es ist hald schwer für mich, mich gleich jemandem zu öffnen, ich weiß ihr seid da anders." Mein Blick geht vor allem auf Roman, der gerade mit dem Controller rumspielt. Nuri folgt meinem Blick und fängt dann an zu grinsen. „Nur weil Roman ne jede abschleppt, muss das ja nix heißen." „Ey lasst mir doch meinen Spaß!" protestiert dieser sofort und wirft Nuri einen Todesblick zu. „Nur die Wahrheit mein Freund. So wie du aussiehst hattest du gestern mal wieder ne längere Nacht." Romans Hals zieren große, dunkle Knutschflecken und aus seinem Shirtkragen leuchten rote Striemen hervor. Ich beiße mir auch grinsend auf die Lippen und schüttle leicht den Kopf. Es vergeht fast kein Tag an dem Roman so zum Training kommt und sich den amüsierten Blicken aussetzen muss. „Ihr habt doch keine Ahnung. Aber zurück zum Thema, Milli wieso reißt du sie dir nicht einfach auf?" Der Schweizer wackelt mit den Augenbrauen. „Vergiss es! Sie ist meine Therapeutin und außerdem scheint sie mich aus den tiefen ihres Herzens zu hassen." „A-HA! Du hast nicht gesagt dass du sie auch nicht magst!" nun schaltet sich Mo auch in die Diskussion ein. „Sie macht es einem schwer sie zu mögen, aber Luca, ihr Chef redet in besten Tönen von ihr und meinte auch dass sie außerhalb der Arbeit ein ganz anderer Mensch ist..." „Na also! Du bist ja noch zwei Wochen dorten, Zeit genug sie dir zu klären!" Roman klopft mir auf die Schulter und ich seufze. „Ihr seid so schlimm, ehrlich. Können wir nicht einfach FIFA spielen?" versuche ich dann abzulenken und die Jungs gehen auch darauf ein. „Ja, lasst uns mal eins anfangen, bis der Rest kommt."

-

Als ich abends wieder in meinem Bett liege, kann ich an niemand anders denken als an Pippa. Vielleicht haben die Jungs Recht und meine Art hat sie abgeschreckt. Und wahrscheinlich auch Janik. Noch nie habe ich einen Menschen getroffen, der so ablehnend mit mir umging und auch so kühl auf mich reagierte. Seit ich meine Profikarriere begonnen habe, werde ich immer nur freundlich aufgenommen, sei es auch gespielt freundlich. Ich gehe auf Facebook und suche unter Lucas Freunden nach ihr. Recht schnell werde ich auch fündig. Philippa Dorst. Auf ihrem Profilbild steht sie vor dem Eiffelturm, lacht unbeschwert. Welch seltener Anblick. Kurz schwebt mein Daumen über dem „Freundin hinzufügen", doch ich entscheide mich dagegen. Es ist zu früh, zu unnötig, zu albern. Schnell sperre ich mein Handy und lege es auf meinen Nachttisch. Seufzend fahre ich mir durchs Gesicht. Eigentlich wollte ich nur eine beschissene Reha machen, und jetzt fühle ich mich noch schlechter als zuvor. Macht wirklich Lust auf die kommende Woche.

-Pippa-

Summend trage ich noch etwas Mascara auf meine Wimpern auf und betrachte mein Werk dann im Spiegel. Ich bin doch recht zufrieden, räume dann alles wieder auf und lösche das Licht im Bad. Es ist schon das zweite Wochenende seit langem, das ich komplett frei habe. Die Behandlung mit Milli ist nicht mal so schlecht, denn sonst habe ich auch am Wochenende Patienten. Ich habe mich mit Chris, seiner Freundin und meiner besten Freundin zuerst zum Essen und auf ein paar Drinks verabredet. Ich schlüpfe in meine schwarzen Pumps und dann in meine Winterjacke. Im Spiegel der im Flur hängt, werfe ich nochmal einen Blick und zupfe etwas meine Haare zurecht. Schon lange ist es her, dass ich mal ein Date hatte, zu stressig die Arbeitswochenenden und alles andere drum herum. Durch das Klingeln an der Tür werde ich aus meinen Gedanken geholt und nehme dann meine Schlüssel um dann meine Wohnung zu verlassen. Ich laufe das Treppenhaus runter und höre schon das Gelächter von den anderen. „Hey ihr, ihr unterhaltet ja das ganze Treppenhaus!" lachend trete ich in die kalte Nachtluft und umarme zuerst meine beste Freundin Melanie, dann Chris und dann seine Freundin Chrissi. „Als wär das was neues." Ich lache auch und wir machen uns auf den Weg in unser Lieblingsrestaurant.

Wenig später sitzen wir an einem kleinen Tisch und studieren die Speisekarten. „Eigentlich total überflüssig, wir nehmen eh wieder jeder das gleiche wie immer." Stelle ich dann fest. „Nee, ich hab mir vorgenommen mal was anderes zu essen." Sagt Melli dann und ich verdrehe lachend die Augen. „Als ob." Am Ende bin ich die einzige, die etwas anderes bestellt als sonst. Ich nehme einen Schluck von meinem Hugo und Chrissi mustert mich schmunzelnd. „Chris hatte schon erzählt, dass du ne harte Woche hattest." „Hör mir bloß auf." Sage ich dann und stöhne genervt auf. „Er regt mich sooo auf, wie kann jemand nur sooo sein?!" äfft mich meine beste Freundin nach. So in etwa muss es sich anhören wenn ich mich jeden Abend bei ihr ausheule. „Übertreib mal nicht." Ich stoße sie mit dem Ellbogen in die Seite. „Er ist einfach ein schwieriger Mensch, mit dem man sich nicht leicht ausgehen kann." Stelle ich dann fest und bin froh dass das Thema Maximilian Philipp dann vom Tisch ist.

Wir verbringen einen wunderbaren, eigentlich feucht fröhlichen Abend zusammen und ich ertappe mich immer wieder dabei wie meine Gedanken an Milli abschweifen. Die nächste Woche wird nicht einfach werden, und ich werde es ihm auch nicht einfach machen. Denn mit mir braucht er sich nicht anlegen, egal wie er heißt und wer er ist.

----
Die Krallen werden ausgefahren ;)
Wie gefällt es euch bisher? Freue mich über Rückmeldungen!

Mister Shyguy- nichts ist wie es scheint.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt