0 (Beginning)

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Es waren diese Männer.
In schwarz gekleidet, aber mit braunen Hüten. Sie gaben mir das Gift und auf der Stelle wurde ich bewusstlos.

Ich wollte nur kurz auf die Toilette. Man merkt einfach, dass man nirgends sicher ist.
Ich war ausgegegangen. Zusammen mit meiner Freundin.
Martina Stoessel. Wir sind schon über sechs Jahre zusammen.
Kennengelernt haben wir uns auf einer Messe für Studenten. In einer Universität. Die größte von Buenos Aires.
Wie sagt man so schön? Es war Liebe auf dem ersten Blick. Ich war hin und weg. Ihr Lächeln, was meinen Herzschlag außer Rand und Band setzt. Ich liebe sie. Ich liebe sie unbeschreiblich.

~~~

Wieso mir? Wieso musste mir das passieren? Es konnte doch jeder x-beliebige Mann gewesen sein. Jeder, der auf diese Toilette ging, aber nein. Es musste ausgerechnet ich sein. Ich.
Jorge Blanco.

Als ich dann erst wieder zu mir kam schaute ich mich um. Mein Hemd war viel länger gewesen. Die Ärmel viel zu lang. Sie hingen hinaus. Meine Hose länger als meine Beine und das Waschbecken so hoch. Was ist passiert?

Ich konnte nicht in den Spiegel sehen. Was ist mit mir geschehen?

Ein großer Mann betrat die Toilette und lächelte. ,,Na kleiner Mann. Die Hose und das Hemd sind dir wohl etwas zu lang geraten. Hast Du dich verlaufen?''

Wie bitte? Was sagt der Mann da? Kleiner Mann? Ich warte bis er in die Kabine geht und nehme mir den Hocker, der hinter der Tür steht.

Ich klettere langsam drauf und sehe in mein Spiegelbild. Ich konnte meinen Augen nicht trauen.
Mein Gesicht so anders. Verkleinert. Süß und makellos. Kurze Haare. Kein Bart.
Ich...ich war geschrumpft.
Das Gift. Diese Männer.

Ich bin ein kleines Kind. Vielleicht sieben oder acht Jahre alt. Nein.
Bitte lass das ein Traum sein. Ein Albtraum. Los. Steh schon auf Jorge. Steh auf!

Ich bin nicht mehr ich. Ich...ich bin in einem anderen Körper. Ich bin jemand anderes. Ein Kind verdammt.
Niemand wird mich mehr erkennen. Sie werden nach mir suchen. Sie werden überall nach mir suchen.

Und Martina? Die Liebe meines Lebens. Wie soll ich ihr das mitteilen? Sie wird am Boden zerstört sein oder einem kleinen Kind erst gar nicht glauben.
Sie darf nicht davon erfahren, aber ich liebe sie. Ich kann doch nicht auf Ewig spurlos verschwunden sein. Ich kann doch nicht einfach weg sein. Tod.

Es wird niemand davon erfahren. Es darf niemand davon erfahren.
Ich habe zwei Aufgaben.
Nummer eins diese Männer finden. Es muss ein Gegengift geben.
Nummer zwei. Für immer in Martina's Nähe bleiben. Ich kann nämlich nicht ohne sie und wenn irgendwann die Zeit kommt, werde ich ihr sagen, dass ich die ganze Zeit bei ihr war.
Sie wird total verletzt sein. Ich weiß, doch ich werde erstmal nicht anwesend sein.
Jorge Blanco ist erstmal Geschichte.
Nur was ist, wenn sie aufhört mich zu lieben? Mich vergisst...?

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