Erst, als er seine Umgebung vollends in Auge gefasst hatte, hob er den Blick und sah unmittelbar in das Gesicht einer jungen Frau mit mandelförmigen, dunkelbraunen Augen und einer spitzen Nase, die sie nachdenklich gekräuselt hatte, während sie sein offensichtliches Interesse erwiderte. Sie trug einen schwarzen Ganzkörperanzug, und hatte sich die Maske über den Kopf zurückgezogen, sodass die schimmernden Spitzen ihres karamellblonden Haars unter dem schwarzen Stoff hervor blitzten. Jimin war sich ziemlich sicher, dass es ihre Augen gewesen waren, die er als letzten Anblick gesehen hatte, bevor ihm jemand die stickige Tüte über den Kopf gezogen hatte. Nun verzog sie das Gesicht zu einem spöttischen Grinsen und er spürte, wie seine Wangen heiß wurden.

„Starren ist unhöflich, Küken", tadelte sie ihn, streckte den Arm aus und zog ihn ohne große Mühen auf die Beine, indem sie ihre Finger in den Stoff seiner Jacke vergrub und ihn mit einer ruckartigen Bewegung nach oben riss. Es gelang ihm gerade noch rechtzeitig, seine Füße so auszulagern, dass er nicht bei der ersten Gelegenheit wieder auf die Knie fiel—(denn das war nichts, dass er vor einem beeindruckend einschüchternden Mädchen tun wollte)—und sie so in voller Länge um eine knappe Handbreit überragte.

„Ich glaube nicht, dass wir uns gerade ernstlich über die situationsadäquate Etikette unterhalten sollten." Jimin hob beide Augenbrauen und das Mädchen schnalzte mit der Zunge, während sie ihren zwei Begleitern, von denen einer die Maske noch über die gesamte Länge des Gesichts trug, das Zeichen gab, sich in eine andere Richtung zu entfernen, als sie offenbar für Jimin und sich vorsah.

„Wieso nicht?"

„Hast du mich nicht gerade entführt?"

„Entführung", schnaubte das Mädchen und zog sich die schwarze Maske vom Haar, sodass eine zerzauste, weich blonde Mähne zum Vorschein kam, durch die sie mit genervter Ungeduld strich. „So ein böse konnotiertes Wort. Ich präferiere vielmehr: forcierte Alternation des Aufenthaltsorts."

Er musste lachen, entgegen der prekären Situation, in der er sich befand und trotz des unguten Gefühls, das sich bei dem Lazarett der Sportwägen vor ihm breit gemacht hatte—und das Mädchen grinste bei seiner Reaktion.

„Du bist... tatsächlich furchtlos, Park Jimin", meinte sie und zog ihn an seinem Arm ungeduldig weiter, ein schmales Lächeln in ihren Lippen eingegraben. „Eigentlich ungewöhnlich. Ich habe anderes erwartet."

Er spürte ein eigenartiges Gefühl in sich aufsteigen, von dem er nicht recht sagen konnte, worum es sich dabei handelte; Hoffnung? Idiotische Selbstsicherheit? Was auch immer es war; es veranlasste ihn dazu, seine nächsten Worte zu äußern, kaum schwankend in seiner Überzeugung: „Min Yoongi ist vielleicht ein empathieloser Fels, aber er hasst Provokation. Und mich direkt vor seiner Nase wegzuentführen, war wohl der Inbegriff einer Beleidigung. Er wird nach mir suchen müssen, denn er ist ziemlich standfest in den Dingen, die er sich vorgenommen hat."

Sie zog ihn durch die Halle, von dem großen Haupttor fort, das vermutlich seine einzige Fluchtmöglichkeit darstellte; und Jimin fühlte sich unangenehm daran erinnert, als er die Quartiere der Bang Tan Pa zum ersten Mal betreten hatte; genauso ahnungslos und verwirrt wie er sich jetzt fühlte. Er hatte Glück gehabt, dass sich der Clan aus Seoul nach anfänglichen Schwierigkeiten als solch ein harmloser, beinahe gutartiger herausgestellt hatte und Jimin vermutete, dass er das von den Chil Sung Pa nicht sagen konnte. Ihm wurden mehrere tief misstrauische Blicke zugeworfen, als er von der kleinen, aber zweifellos äußerst tödlichen Kkangpae durch die Werkstatt geleitet wurde; doch Jimin war zu fasziniert von den mechanischen Längen, die hier offensichtlich zur Automanipulation vorgenommen wurden, als dass er sich die offene Abneigung zu Herzen nehmen konnte. Die allermeisten der Mechaniker trugen schwere Schweißermasken, während die gleißenden Funken durch die Luft stoben und das Flackern von den makellosen Außenverschalungen zurückgeworfen wurde, sodass die hohen, mit Regalen und zweckentfremdeten Schrottteilen zugestellten Mauern im sprunghaften Licht tanzten.

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