chapter twelve - hotel california

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„Du weißt, dass alles seinen Preis hat, Taehyung." Hyungwon verzog die Lippen zu einem sardonischen Grinsen. „Kein Leistung ohne Gegenleistung. Oder Actio, Reactio, um aus der unfehlbaren, dogmatischen Physik zu zitieren."

„Ich habe deine Bezahlung." Taehyung schob seine Hand in die Innenseite seines Mantels und förderte einen Briefumschlag zutage, der rein weiß und unbeschriftet zwischen seinen Fingern ruhte und Hyungwons Interesse offensichtlich sofort erweckte, denn ein gieriges Glimmen machte sich in seinen Augen breit, während er sich unmerklich nach vorn lehnte.

„Wessen ist es?", fragte er beinahe atemlos.

„Meines."

Hyungwon fixierte ihn, ohne ihn seine Sekunde aus den Augen zu lassen. „Du lügst."

„Nimm es und sieh für dich selbst", schnaubte Taehyung ungeduldig und streckte seinen Arm aus, sodass der andere den Briefumschlag ergreifen konnte und zwischen seinen eigenen, langen Fingern ruhen ließ, während sein Daumen über das gestärkte Papier kreiste, als wollte er die Qualität des darin Befindlichen ertasten.

Hyungwon ließ seinen Finger unter die doppelte Schicht der Lasche gleiten, ehe er sie vorsichtig auftrennte und ein einseitig beschriftetes Stück Papier herauszog, das er mit einem geradezu hungrigen Grinsen überflog. Jimin hatte erwartet, dass sich Geld in dem Umschlag befand, ein Scheck auf mehrere Millionen Won, aber es war einzig eine handschriftliche Notiz, die Hyungwon offensichtlich mehr als zufrieden zu stimmen schien, denn seine Augen wanderten beinahe drei Mal über die eng beieinander stehenden Worte, ehe er Taehyung und Jimin mit einer beiläufigen Handbewegung bedeutete, ihm in den hinteren Teil des langgezogenen Raumes zu folgen.

„Du hast tatsächlich gelogen, Taehyungie", kicherte Hyungwon und Jimin konnte nicht umhin, als dass es unmittelbar seine Nackenhaare aufstellte. „Das ist nicht von dir. Es ist Min Yoongis."

„Min Yoongis was?", warf Jimin vollkommen ahnungslos ein, der den Wert hinter einem nachlässig beschriebenen Stück Papier nicht erkennen wollte. „Was ist das?"

„Ein Geheimnis, Park Jimin", säuselte Hyungwon, der sich auf das cremefarbene Sofa sinken ließ, das Stück Papier zusammengefaltet zwischen seinen Fingern, als absorbierte er die Wahrheit durch seine Haut. „Ich handle damit. Mancher Leute Mysterien sind kaum eine Halbwahrheit wert; Taehyung hier zum Beispiel hätte den Preis der Verschwörung nicht erfüllt, die sich hinter deinem großen Bruder verbirgt, so durchschaubar wie er ist. Aber ein Geheimnis von Purple Rain höchstpersönlich? So etwas hatte ich noch nie. Es muss ihm wirklich ernst sein."

Jimin spürte urplötzlich den brennenden Drang, einen Satz nach vorne zu tun und Hyungwon das beschriftete Papier aus der Hand zu reißen, um selbst einen Blick auf dasjenige Gut zu werfen, das Yoongi ihm zukommen hatte lassen. Welche Art von Gräueltaten, von unglaublichen, gut behüteten Mysterien sich wohl in enger, schwarzer Handschrift auf dem Papier aufreihten? In einem kurzen, erschreckenden Augenblick hätte er alles darum gegeben, es zu erfahren; sich in Yoongis Verstand, in sein Innerstes einzukaufen und seine Wahrheit anzueignen.

„Setzt euch doch", sagte Hyungwon sanft und machte eine ausladende Handbewegung über eine korrespondierende Samtbank, die gut eineinhalb Meter von seinem behelfsmäßigen Thron auf dem Parkettboden stand und in Taehyung offenbar allergrößten Widerwillen hervorzurufen schien, denn er beäugte sie äußerst missgelaunt, ehe er sich mit einem geradezu wütenden Zug um den Mund darauf fallen ließ, und Jimin dabei mit sich hinabzog.

„Chae. Bitte", seufzte Taehyung. „Sag uns, was wir wissen müssen."

„Ungeduldig wie immer." Hyungwon schnalzte missbilligend mit seiner Zunge und lehnte sich in seinem Sofa zurück. „Dein Ungestüm wird noch einmal deinen Tod bedeuten, Taehyung. Wenn dir dein Leichtsinn nicht zuerst den Kopf kostet."

PURPLE RAINWhere stories live. Discover now