Borderlands VII - Seite 26

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Tiaren wollte sich einige Tage später wieder auf den Weg machen. Solange die Entscheidung, ob und mit wem an Bord die Enterprise nach Romulus flog, noch nicht getroffen war, wollte er die Zeit nutzen und sich weiter seinen Studien auf Vulkan widmen. Zuvor bat er Cindy jedoch noch um den Gefallen, mit dem romulanischen Spion sprechen zu dürfen. Sein Gespräch mit Kain kam ihm in den Sinn, dass Tiaren seinen anderen Bruder gern kennenlernen würde; nun, jetzt hatte er früher als gedacht die Gelegenheit. Ob sich Kain geirrt hatte und Koljar trotz allem für Toran gearbeitet hatte?

Er wollte es herausfinden.

Seinem Ansinnen wurde mit Misstrauen begegnet, aber es war Cindy, seine Tochter im Geiste, die für ihn sprach und dafür war er unendlich dankbar. Seine Aufregung, seinen unbekannten Bruder zu treffen, stieg mit jeder Minute, bis es Zeit wurde.

Cindy hatte veranlasst, dass er von Bord gebeamt wurde. Sein Bruder Koljar befand sich im Hauptquartier der Sternenflotte. Tiaren dachte einen Moment daran, was das romulanische Imperium vor ein paar Jahren bereit gewesen wäre zu geben, um hier ein- und ausgehen zu können. Jetzt tat er genau das und niemand dachte daran, ihn aufzuhalten.

Koljar war in einer Hochsicherheitszelle untergebracht; ein Monitor daneben kontrollierte ständig seine Lebensfunktionen. "Ich habe eine Besprechung", erklärte Cindy, "kontaktiere mich, wenn du hier fertig bist!"

Tiaren nickte. Die Wachposten an der Zelle sahen ihn misstrauisch an, aber da Admiral Duval ihre Erlaubnis erteilt hatte, traten sie etwas zur Seite. Tiaren ging bis direkt vor das glühende Kraftfeld und musterte seinen fremden Bruder. Er wirkte anders. Aber vertraute Züge unterstrichen die Gemeinsamkeit. Er konnte wenig von seinem Vater in ihm erkennen. Die Augen und die Nase und doch war dieser Mann nicht Toran. Er wirkte zierlicher, ohne Leidenschaft, aber mit einem messerscharfen Verstand ausgestattet. Vielleicht sogar weit über dem ihres Vaters.

"Yolantru, Koljar", grüßte Tiaren ihn auf traditionelle Art.

Koljar sah nicht auf. Tiaren ließ sich davon aber nicht beeindrucken. "Der doppelköpfige Raubvogel sieht alles", erklärte er leise auf Romulanisch, "auch wenn die Sonne verdunkelt ist." Dies war der Leitspruch des Tal'Shiar, aber den Zusatz erfuhr man nur, wenn man die Ausbildung dort genossen hatte.

Koljar sah auf, musterte ihn kühl. "Doch die Sonne ist nicht dunkel, aber so oder so, ich sehe einen Verräter. Dein Name ist mir bekannt, Tiaren."

"Ich vermute, das halbe Imperium weiß über mich Bescheid, einschließlich Toran. Bist du deswegen aktiviert worden?"

Koljar erhob sich und sah mit einer gewissen Faszination Tiaren an, der ganz genau wusste, dass nicht der Agent ihn betrachtete, sondern sein Bruder. Sie mochten vielleicht auf Bilder gesehen haben, aber nie in Natura.

"Natürlich, das halbe Imperium, einschließlich der Föderation. Es ist kein Geheimnis. Aber ich weiß nicht, was Sie mit aktivieren meinen."

"Du warst doch ein Schläfer. Es muss einen Grund gegeben haben, dir jetzt Befehle zu senden. Du solltest Captain A'kebur und die Enterprise in Misskredit bringen. Angesichts der Friedenverhandlungen riecht das sehr nach persönlicher Rache, Koljar", gab Tiaren zurück.

Sein Bruder wich wieder zurück und setzte sich. "Ich bin wissenschaftlicher Offizier auf der Enterprise", wiederholte er ruhig und völlig emotionslos.

"Ich weiß. Aber Vulkanier lügen nicht und dass ein Romulaner versucht, einen anderen zu belügen, ist sinnlos. Kam der Auftrag vom Tal'Shiar? Und wenn ja, von wem?"

"Warum sollte ich einem Verräter des Tal'Shiar Rede und Antwort stehen, Tiaren? Ich schulde dir keinen Gehorsam und keine Loyalität. Auch nicht aus unseren gemeinsamen Genen heraus."

Borderlands *Buch 7 - Land hinter NebelnWhere stories live. Discover now