Teil 5

1.2K 14 8
                                    

6 Jahre später...

,,Mama, aufwachen."
Ich öffne langsam meine Augen und sehe Marcel, der neben meinem Bett steht und mich erwartungsvoll ansieht.
,,Morgen, Marcel."
Ich stehe auf und gähne.
,,Mama, heb mich hoch!", sagt Marcel fröhlich und hopst auf und ab.
Ich beuge mich zu ihm runter und nehme ihn auf den Arm. Gemeinsam gehen wir in die Küche, wo Chris schon auf uns wartet.
,,Morgen, meine Süßen.", begrüßt er uns und gibt uns beiden einen Kuss.
Ich glaube Chris akzeptiert es, dass ich etwas Zeit brauche, um mich an ihn zu gewöhnen, denn er gibt mir einen Kuss auf die Wange und nicht auf die Lippen.
Lächelnd setze ich Marcel an den Esstisch.
,,Was gibt es zu essen?", fragt er ganz neugierig und klopft auf den Tisch.
,,Marcel, hör auf auf den Tisch zu klopfen.", sagt Chris streng, woraufhin Marcel abrupt aufhört.
,,Tut mir Leid, Papa."
Marcel ist ein Junge, der seine Schuld schnell einsieht und sich immer sofort entschuldigt. Er ist einfach ein guter Junge.
Er ist Chris wie aus dem Gesicht geschnitten. Er hat lange schwarze Haare und eine Stupsnase. Und er ist für sein Alter schon ziemlich groß. Marcel ist einfach ein ganz besonderer Junge. Ich hätte nie gedacht, dass ich ihn so schnell ins Herz gewinne.
Bei Chris ist das wahrscheinlich genauso, so glücklich wie er ist.
,,Es gibt Eierkuchen.", beantworte ich Marcels Frage, woraufhin ein Grinsen auf seinem Gesicht erscheint.
Das Grinsen erinnert mich immer an Chris. 
Er hat sogar das gleiche Grinsen wie Chris. Ich finde es irgendwie voll gruselig.
Hoffentlich wird er nicht so wie Chris, der andere stalkt, sie gefangen hält, foltert, schlägt und vergewaltigt. Das kann und will ich mir nicht vorstellen.
Schnell schüttele ich meine Gedanken ab.
,,Schätzchen, gibst du Marcel bitte sein Essen.", verlangt Chris, wobei er sehr unhöflich klingt.
,,Nicht so unhöflich.", sage ich selbstbewusst.
,,Halt die Klappe. Du hast mir nichts zu sagen.", knurrt er.
Und da ist auch wieder der Chris, den ich kenne!
Seine Stimmungsschwankungen gehen mir langsam total auf die Nerven!
,,Ja, ja."
Ich verdrehe die Augen und reiche Marcel seine Eierkuchen.
Gierig verschlingt Marcel sie.
,,Nicht so schnell essen!", kommandiert Chris. Sofort verlangsamt Marcel sein Esstempo.
Ich finde, Chris sollte nicht so hart mit dem Jungen sein, aber wann war Chris schon nicht so?
,,Entschuldigung."
Ich streiche Marcels schwarze Haare, die ihm vor das Gesicht hängen, nach hinten.
,,Schatz, iss auch was!", knurrt Chris.
Genervt stöhne ich und setze mich neben Chris. Ich habe mir Rührei vorbereitet, das ich jetzt esse.

,,Marcel, mein Schatz? Mach dich bereit für deinen Mittagsschlaf.", sage ich.
Es ist Mittag und Marcel braucht dringend seinen Mittagsschlaf.
Marcel legt seine Autos weg, mit denen er gerade spielt und folgt mir in mein Zimmer. Ich lege ihn auf sein Bett, dass Chris ihm besorgt hatte und das neben meinem steht.
,,Schlaf gut, Schatz.", sage ich und gebe ihm einen Kuss auf die Stirn.
,,Mama, bevor du gehst. Ich möchte dich mal was fragen."
-, Klar, was möchtest du denn gerne wissen?"
-,,Wieso ist Papa so gemein zu dir?", fragt er bedrückt.
Geschockt kann ich nicht antworten.
Wieso fragt er mich das? Was soll ich antworten?
,,Er hat nur schlechte Laune. Sonst nichts. Und jetzt schlaf ein wenig.", erwidere ich und verlasse das Zimmer.
,,Jessy!", höre ich Chris aus der Küche rufen.
,,Ja?", frage ich und gehe zu ihm hin.
,,Geh in mein Zimmer. Ich muss mit dir sprechen!"
Verwundert gehe ich in sein Zimmer und setze mich auf sein Bett.
Er folgt mir und setzt sich neben mich.
,,Was willst du?"
-,,Jessy, liebst du mich?", fragt er und schaut mich erwartungsvoll und wütend zu gleich an.
,,Ehh, natürlich tue ich das.", lüge ich zögernd.
,,Lüg mich nicht an. Ich weiß, dass du nur so tust, damit ich dir nichts antue!", knurrt er.
Ich weiß nicht, was ich sagen soll, schweige deshalb.
,,Es sieht so aus, als würdest du Marcel mehr lieben als mich!"
-,,Was?", stoße ich entsetzt aus.
Ist er etwa eifersüchtig auf seinen eigenen Sohn?
,,Liebst du

Marcel mehr als mich?!", fragt Chris knurrend.
,,Chris! Marcel ist mein Sohn. Du brauchst doch nicht eifersüchtig auf deinen eigenen Sohn sein!"
Chris ballt seine Hände zu Fäusten.
,,Ich will, dass du mich liebst!", brüllt er und sein Gesicht läuft rot an.
,,Das tue ich doch."
-,,Ich sagte, hör auf mich anzulügen!"
Ehe ich mich versehe, bekomme ich eine geklatscht.
Beleidigt fasse ich mir auf die Wange.
Zornig steht Chris auf und greift nach meinem Handgelenk.
,,Was hast du vor?", frage ich geschockt.
Ohne mir zu antworten zerrt er mich in den Raum mit der Zelle und steckt mich wieder da rein.
,,Chris, nein! Lass mich in Ruhe! Ich liebe dich doch! Was willst du noch von mir?! Darf ich meinen Sohn nicht lieben?!", schreie ich flehend.
,,Du sollst erst mal lernen mich zu lieben!", knurrt er und verlässt den Raum. 
Schon wieder stecke ich in dieser blöden Zelle. Das wird er büßen!
Plötzlich höre ich Marcel schreien!

Chris' Sicht:

Wütend gehe ich ins Badezimmer und stelle mich vor den Spiegel.
Was soll ich denn noch machen, damit Jessy mich liebt?!
Vielleicht ist es ja Marcels Schuld!
Ich muss ihn loswerden!
Ein Grinsen macht sich auf meinem Gesicht breit.
Wie schwer es mir auch fällt, ich werde Marcel wohl umbringen müssen!
Schnell stürme ich in die Küche und nehme mir das größte Messer, das ich finden kann. Damit gehe ich zu Jessys Zimmer.
,,Marcel! Wach auf!", sage ich gespielt freundlich und verstecke dabei das Messer hinter dem Rücken.
Marcel wacht gähnend auf.
,,Papa? Was ist los? Wo ist Mama?", fragt er mich verwundert.
,,Sie ist gerade nicht da."
-,,Aber ich höre sie doch nach dir rufen.", sagt Chris misstrauisch.
,,Es tut mir Leid, Marcel."
-,,Was denn, Papa?"
Marcel schaut mich mit seinen Augen fragend an.
Ich hole das Messer hinter meinem Rücken hervor, woraufhin Marcel aufschreit.
,,Papa, was machst du denn da?"
Grinsend schwinge ich den Arm mit dem Messer nach oben.
Marcel rennt kreischend aus dem Zimmer.
,,Marcel?!", höre ich Jessy rufen.
,,Chris! Tu Marcel nichts an!"
Ohne auf die schreinde Jessy zu achten, renne ich auf Marcel zu, der sich hinter meinem Bett versteckt.
,,Mama! Oh, bitte hilf mir!", kreischt er flehend.
,,Mama wird dir nicht helfen können, Marcel!", sage ich lachend.
Lachend schwinge ich das Messer auf Marcels Brust zu.
Keuchend und schreiend ringt Marcel nach Luft, doch schon nach einer Minute bewegt er sich nicht mehr.
Er ist tot!
Ich keuche geschockt auf, als ein Messer durch meine Brust gedrückt wird.
Verwundert und nach Luft ringend drehe ich mich um und schaue in das wütende Gesicht von Jessy.
,,Viel Spaß in der Hölle, Chris!", sagt sie finster.
,,Jessy? Wie... Wieso?", bringe ich keuchend hervor.
,,Für alles, was du mir angetan hast, Chris!"
-,,Ich liebe dich.", keuche ich, bevor ich tot auf den Boden falle.

Jessys Sicht:

Ich stehe jetzt weinend vor den Leichen von Chris und Marcel.
Wieso musste das passieren?
Ich habe alles verloren, alles!
Wieso habe ich Chris umgebracht?!
Ich habe ihn doch geliebt!
Ich weiß, er hatte mir so viel schlimmes angetan, aber wieso habe ich ihn umgebracht.
Weinend beuge mich über die Leichen.
,,Es tut mir so Leid, Chris. Es tut mir so Leid. Ich liebe dich doch auch.", bringe ich weinend hervor.
Ohne darüber nachzudenken, ramme ich mir das Messer in mein Herz.
,,Jetzt können wir für immer zusammen sein. Als Familie.", sage ich, bevor mir schwarz vor Augen wird und meine Seele meinen Körper verlässt und zum Himmel hinauf steigt.

KEINE ANGST, es geht noch weiter! :)

Der StalkerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt