Teil 31

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Teil 31

Seufzend lief ich im Wohnzimmer auf und ab. Ich wusste nicht, was ich mir dabei gedacht hatte, als ich diesem Date mit Mike zustimmte.
Doch nun stand ich hier und wartete darauf, dass mich Mike in einigen Minuten abholen würde.
Ich hatte mir keine Mühe gegeben mit meinem Aussehe. Eigentlich sah ich so aus, wie immer.
„Wieso ausgerechnet Mike?" Wollte Navina verständnislos wissen. Sie würde heute hier übernachten und Meghan hatte ihr vorhin gerade ihren Plan erklärt; Ryan eifersüchtig zu machen.
„Er hat es mir gerade angeboten, als ich mich dazu entschieden habe, es mit Megs Plan zu probieren." Erklärte ich ihr.
„Ich denke es ist gut, dass du mit ihm ausgehst. Bei den anderen Typen, wäre es wahrscheinlich nicht so wirkungsvoll, wie bei meinem Bruder." meinte Nathan plötzlich vom Sofa aus.
„Wieso der Sinneswandel? Du warst doch eigentlich gegen meine Idee." Fragte meine Cousine. „Keine Ahnung, ich hab da so ein Gefühl, dass er sich seiner Gefühle bald klar wird." sagte der blonde Typ, aus irgendeinem Grund, selbstzufrieden.
„Soso, du hast da also so ein Gefühl..." murmelte Navina nachdenklich und man konnte deutlich hören, dass sie mehr hinter Nathans plötzlichen Meinungswechsel vermutete „Weisst du eventuell etwas, was wir nicht wissen?" Wollte Meg von Nathan wissen und musterte ihn dabei misstrauisch.
„Ich weiss nichts! Woher denn auch?" verteidigte sich Nathan gegen die unterschwelligen Anschuldigungen der beiden Frauen.
„Keine Ahnung, sag du es mir." erwiderte meine Cousine schulterzuckend. Doch bevor Nathan nochmals etwas erwidern konnte, mischte ich mich ein.
„Naja im Prinzip ist es eigentlich egal. Tatsache ist, dass ich jetzt auf ein Date mit Mike gehe und danach werden wir sehen, wie Ryan darauf reagiert." sagte ich, damit die beiden nicht noch wirklich wieder anfangen, zu streiten.
„Wieso bist du eigentlich hier? Hast du kein Zuhause?" fragte Meghan Nathan nach einer Weile plötzlich.
„Ich bin Zuhause!" antwortete der blonde Eindringling ihr mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
Ich wusste echt nicht, was an seiner Wohnung auszusetzen war, aber er war nur dort, um zu schlafen, manchmal nicht mal das. Ansonsten verbrachte er seine Zeit meistens bei uns.
Obwohl... ich würde wahrscheinlich auch fliehen, wenn ich mit Mike eine Wohnung teilen müsste.
Genau in dem Moment, klingelte es an der Tür.
Wen man vom Teufel spricht...
Bevor ich auch nur einen Schritt gehen konnte, sprang Nathan bereits vom Sofa auf und rannte zur Tür. Über sein Verhalten schmunzelnd blickte ich ihm nach. Ich verabschiedete mich noch kurz von meinen Freunden und folgte Nathan kurz darauf.
Als ich ihn dann aufgeholt hatte, öffnete er gerade die Tür. Dahinter stand Mike. Er hatte sie recht chic gemacht. Er trug eine beige Cordhose und dazu ein babyblaues Hemd. Alles in allem sah er aus, wie einer dieser reichen College-Studenten, was er ja eigentlich auch war. Dagegen sah ich ziemlich underdressed aus, in meiner normalen Jeans und dem schwarzen Pullover, den ich trug.
„Was tust du denn hier?" fragte Mike seinen jüngeren Bruder verwundert, als dieser ihm die Tür öffnete.
„Ich wohne praktisch hier, ist dir das bisher noch nie aufgefallen?" stellte Nathan ihm eine Gegenfrage. „Ich muss nicht wissen wo du dich so herumtreibst, ich bin schliesslich nicht dein Babysitter." meinte Mike daraufhin nur desinteressiert. Bevor Nathan noch etwas darauf erwidern konnte, wandte sich der ältere der beiden Brüder bereits an mich.
„Du siehst toll aus, Kyra." sagte er lächelnd. „Obwohl man an deiner Kleidung noch was machen könnte..." fügte er dann noch so leise hinzu, dass ich vermutete, er sage es eher zu sich selbst, als zu mir.
„Danke." bedankte ich mich knapp, ohne auf seinen nachträglich beigefügten Kommentar einzugehen.
„Bist du bereit für den unvergesslichsten Abend deines Lebens?" fragte er und streckte mir seinen Arm entgegen, damit ich mich bei ihm einhacken konnte. Ich dachte nicht einmal daran, mich bei ihm unterzuhaken, stattdessen nahm ich meine Jacke, drückte Nathan zum Abschied ein Kuss auf die Wange und lief geradewegs an Mike vorbei, aus der Wohnung raus.
„Wo gehen wir hin?" frage ich ihn, während wir nebeneinander im Treppenhaus herunterliefen. „Ich habe mich dazu entschieden unser erstes Date etwas Klassisch zu halten. Das heisst wir gehen zuerst ins Kino und danach noch etwas essen." teilte er mir mit und ich nickte nur und schenkte ihm ein Lächeln, um nicht ganz so unhöflich zu wirken.
Wir stiegen in seinen blauen Ferrari und fuhren los. Während der ganzen Fahrt über, erzählte er mir ununterbrochen irgendwelche Geschichten, in denen er immer der Held zu sein schien. Was meine Meinung dazu war, kümmerte ihn herzlich wenig. Wenn ich mal etwas sagen durfte, hatte ich immer das Gefühl, als würde er mir gar nicht zuhören.
Dementsprechend war ich froh, als wir endlich im Kino ankamen und ich für eine Weile Pause hatte von seinem ununterbrochenen Gelaber. Zwar war der Film, den Mike ausgesucht hatte, nicht wirklich nach meinem Geschmack, aber ich hatte auch schon schlechtere gesehen.
Zudem hatte er uns eine grosse Tüte Popcorn gekauft und obwohl ich sie mit ihm teilen musste, war ich zufrieden.
Was das anschliessende Essen anging, lief es nicht ganz so wie Mike es sich wahrscheinlich vorgestellt hatte. Er hatte in irgendeinem extrem formellen Restaurant einen Tisch reserviert, doch anscheinend hatte das mit der Reservation nicht ganz geklappt. Der Kellner behauptete, dass Mike angerufen und die Reservierung storniert habe. Mike hatte danach noch hartnäckig und vor allem laut mit dem Kellner diskutiert, was dann schliesslich auch nichts brachte, da das ganze Restaurant für den Rest des Abends keine Tische mehr frei hatte.
Ich fand das gar nicht mal so schlimm. Zum einen, weil ich wirklich nicht passend angezogen war und zum anderen, weil ich solche Restaurants nicht besonders mag. Ich gehe lieber in Restaurants, wo man gutes und vor allem auch eine genügende Menge an Essen bekommt, welches nicht komplett überteuert war.
Auch wenn ich mit dem Gedanken spielte, dank der vermasselten Reservation nun einfach nach Hause zu gehen, entschied ich mich schliesslich trotzdem noch den Rest des Abends mit Mike zu verbringen. Nicht aus dem Grund, dass ich ihn plötzlich unheimlich sympathisch und toll fand, sondern wohl eher wegen meines schlechten Gewissens.
Ich war ja eigentlich nur mit ihm auf diesem Date, wegen einem anderen Mann. Somit nutzte ich ihn lediglich für meine Zwecke aus. Und dass dies ihm gegenüber nicht ganz fair war, musste mir keiner sagen.
Aber um ganz ehrlich zu sein, war dieses Date nicht ganz so schlimm, wie ich es erwartet hätte. Mike war sogar netter und angenehmer zu ertragen, als ich es bisher erlebt hatte... naja irgendwie. Es war nicht so, als würde ich jetzt unbedingt mehr Zeit mit ihm verbringen wollen, aber es war ganz okay.
Deshalb machte ich ihm auch den Vorschlag, irgendetwas bei einem Imbissstand zu kaufen und es dann im Park, ganz in der Nähe, zu essen. Ich konnte Mike zwar ansehen, dass er nicht allzu viel von dieser Idee hielt, aber er willigte trotzdem ein.
Wir holten uns also je einen Hotdog und gingen in den Park. Wir assen unser Essen und spazierten ein Wenig, während ich ihm bei seinem unaufhörlichen Geschwafel zuhörte. Oder besser gesagt, ich tat so, als ob ich ihm zuhören würde. Tatsächlich war ich mit meinen Gedanken aber ganz wo anders.
Ich dachte über Ryans Verhalten nach. Er war immer so abweisend und kalt. Er versucht möglichst jeden von sich fern zu halten, die Frage ist nur weshalb?
Ich konnte mir nicht vorstellen, was seine Gründe waren. War er in irgendetwas verwickelt, in dass er niemanden sonst mit reinziehen wollte? Hatte er vielleicht eine tödliche Krankheit und wollte sich deshalb mit niemanden anfreunden, um ihnen den Schmerz seines baldigen Todes zu ersparen? Ich dachte wirklich an alles, was mir in den Sinn kam, denn ich wusste, dass es nicht einfach nur sein Charakter war.
Ich seufzte frustriert auf. Wenn er doch nur mit mir sprechen würde...
Auf einmal spürte ich mehrere Wassertropfen, die auf meine Haut trafen. Verwundert blickte ich in den Himmel und sah lauter schwarze Wolken.
„Ich denke wir sollten uns langsam auf den Heimweg machen, es fängt an zu regnen." unterbrach ich Mike in seinem Redefluss.
Kaum hatten die Worte meine Lippen verlassen, fing es richtig an zu regnen. Von einem zum anderen Moment schüttete es wie aus Eimern und wir waren innerhalb weniger Sekunden klitschnass. Da meine Jacke keine Kapuze besass, zog ich sie so hoch, dass ich meinen Kopf wenigsten etwas vom Regen schützen konnte.
Leider brachte das herzlich wenig. Der Regen war viel zu stark, als dass meine Kapuze irgendetwas dagegen hätte ausrichten können. Fluchtartig verliessen Mike und ich den Park. Bei seinem Auto angekommen, zitterte mein ganzer Körper vor Kälte. Als ich jedoch in den blauem Ferrari einsteigen wollte, hielt mich Mike auf.
„So kannst du auf keinen Fall in meinen Wagen!" sagte er. „Das Wasser würde den Sitzen nicht guttun." fügte er dann noch erklärend hinzu und ich starrte ihn ungläubig an.
„Und was soll ich jetzt deiner Meinung nachtun? Etwa nach Hause laufen?" fragte ich bissig. Er schüttelte den Kopf und winkte mich zu sich, als er gerade den Kofferraum öffnete. Er will doch nicht etwa...
„Leg die Jacke hier rein und dann setzt dich mit dem hier auf den Sitz." wies er mich an und überreichte mir einen grossen Plastiksack.
Ich sah kurz zu ihm auf, um zu sehen ob er scherzte, aber seine Mine war komplett ernst und so kam ich seiner Aufforderung augenverdrehend nach. Die Jacke im Kofferraum verstaut, huschte ich schnell auf den Beifahrersitz und setzte mich auf die Plastiktüte. Kurz danach kam Mike, ebenfalls ohne Jacke und mit einem Plastiksack, und setzt sich auf den Fahrersitz.
Die Fahrt verlief schweigend und Zuhause angekommen, war ich einfach nur froh, dass dieses Date zu Ende war und ich mich nun in meinem schön warmen Bett verkriechen konnte.

Wie findet ihr das Kapitel?
Hättet ihr erwartet, dass Ryan auftaucht?
Wie fandet ihr das Date? Bzw Mike?

Es tut mir so leid, dass ihr so lange auf dieses Kapital warten musstet, aber ich habe (wieder Mal) sehr viel Stress 😥
Dafür habe ich das Kapitel ein wenig länger als sonst gemacht 😊

I am yoursWhere stories live. Discover now