Teil 23

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Teil 23

Nach einer weiteren Stunde, in der wir einfach nur der Strasse entlangliefen, tauchten am Horizont endlich die Umrisse eines kleinen Dorfes auf.
Erleichtert seufzte ich auf. Meine Füsse schmerzten höllisch und ich brauchte dringend wieder mal eine ordentliche Dusche.
Ich beschleunigte meine Schritte noch ein wenig und Ryan tat es mir gleich.
„Wo wollen wir überhaupt hin? Wir haben kein Geld und auch sonst nichts." Stellte ich plötzlich fest.
„Wir gehen zur Polizei." Meinte Ryan und ich runzelte nachdenklich die Stirn. „Denkst du dieses Kaff da vorne, mit mehr oder weniger fünf Häusern, hat ein Polizeirevier?" Fragte ich skeptisch.
„Dann suchen wir uns eben eine Herberge und rufen von dort aus an. Irgendjemand wird uns dann schon helfen." Murmelte er. Ich nickte. Sein Plan klang durchaus plausibel.

Es dauerte noch ganze 20 Minuten, bis wir endlich bei dem kleinen Dorf angekommen waren. Tatsächlich, hatte es kein Polizeirevier und nur per Zufall fanden wir ein kleines Restaurant, welches gleichzeitig auch ein Hotel war.
Als wir das Haus betraten, suchten wir erstmal jemanden, der uns weiterhelfen konnte.
Wir fanden eine hübsche junge Frau hinter dem Tresen der Bar, welches zwei älteren Männern und einer Frau Bier einschenkte. Als wir in den Raum traten, lagen sofort alle Blicke auf uns. Da wir so aussahen, als seien wir entführt worden und hätten daraufhin zwei Tage im Wald verbracht, blickten uns die vier anwesenden Personen teils verwirrt, teils misstrauisch entgegen.
„Eh... wie kann ich euch helfen?" Fragte die Frau hinter dem Tresen verunsichert, da sie wahrscheinlich nicht recht wusste, was sie von uns halten sollte. Weil Ryan keine Anstalt machte zu sprechen, übernahm ich das Reden.
„Wir bräuchten bitte ganz dringen ein Telefon oder ein Handy, um die Polizei anzurufen." Antwortete ich ihr, woraufhin die drei anderen Gäste verwirrte und fragende Blicke untereinander austauschten.
„Eh... j-ja klar. E-einen Moment bitte..." stotterte die Frau Überrascht von meiner Bitte und rannte beinahe schon davon.
„Was ist denn passiert, wenn man fragen darf?" Meldete sich einer der Männer an der Bar neugierig zu Wort.
„Wir wurden entführt und im Dachgeschoss eines Psychopathen festgehalten, konnten aber entkommen und mussten danach zwei Tage im Wald verbringen." Fasste Ryan kurz und knapp die letzte zwei Wochen zusammen.
Ich hörte ein erschrockenes Aufkeuchen und drehte mich in die Richtung der Tür, woher es kam.
„Oh mein Gott, das ist ja schrecklich!" Meinte eine ältere Frau, die neben der jungen Frau stand, die uns eben ein Telefon geholt hatte. Die Ähnlichkeit zwischen den beiden war kaum zu übersehen. Beide hatten glänzende blonde Haare und strahlend blaue Augen.
Die Mutter kam aufgeregt auf uns zu und zog uns beide in eine stürmische Umarmung und ich konnte spüren, wie sich Ryan augenblicklich verspannte.
„Meine armen Kinder, was musstet ihr nur alles erleben." Seufzte sie berührt und tätschelte uns beruhigen den Rücken. „Ihr seid hier natürlich sicher und herzlich willkommen." Meinte sie und löste sich wieder von uns.
„Chloe würdest du den beiden bitte ein Zimmer und Kleidung geben, damit sie sich duschen und umziehen können?" Bat die Mutter ihre Tochter. Chloe nickte und deutete uns ihr zu folgen.
„Ehm also eigentlich wol..." begann ich, doch die Mutter und wahrscheinlich die Besitzerin dieses Hotels, unterbrach mich: „Nein nein Kindchen, keine Widerrede! Ihr habt schlimmes durchgemacht. Ihr habt eine ordentlich Dusche und einen Ort an dem ihr sicher seid verdient!" Sagte sie und schob Ryan und mich in die Richtung ihrer Tochter.
„Aber wir wollen die Poli..." versuchte ich es erneut, doch auch dieses Mal liess sie mich nicht ausreden.
„Du wirst sehen, Kindchen, nach einer warmen wohltuenden Dusche wird es dir sofort bessergehen. Ich werde dir danach noch eine Salbe geben, für die ganzen blauen Flecken, das ist ja schrecklich, wie eure Entführer euch behandelt haben." Sagte sie Kopfschüttelnd.
Ich gab es auf etwas sagen zu wollen und folgte Chloe.
„Wir haben nicht gerade viele Hotelzimmer, da wir ja überwiegend ein Restaurant beziehungsweise einen Bar sind. Momentan haben wir aber überdurchschnittlich viele Buchungen, weshalb fast alle Zimmer besetzt sind. Würde es euch etwas ausmachen, eines zu teilen?" Fragte uns Chloe während wir mit ihr zusammen die Treppe hoch zu den Zimmern liefen.
„Nein." Antwortete Ryan für uns beide. Sie öffnete uns eine der Zimmertüren und wir gingen an ihr vorbei in den Raum.
Dabei fiel mir auf, wie fasziniert sie Ryan betrachtete. Ihre Augen funkelten förmlich und ich könnte wetten, dass sie gleich anfing zu sabbern, als sie ihn dabei beobachtete, wie er sich im Zimmer umsah.
Es nervte mich tierisch, auch wenn ich es mir selbst nicht wirklich eingestehen wollte, war ich doch tatsächlich eifersüchtig. Chloe war hübsch, etwa in unserem Alter und zudem schien sie auch noch nett zu sein.
Ihr Blick haftete immer noch an Ryan und sie schien keine Anstalt zu machen, uns in Ruhe zu lassen. Deshalb wollte ich gerade etwas sagen, was wahrscheinlich nicht so höflich gewesen wäre, als mir Ryan zuvorkam.
„Danke, dass du uns begleitet hast." Sagte er zu ihr und lächelte sie dabei, ganz zu meiner Missgunst, auch noch leicht an.
Fand er sie etwa attraktiv? Stand er auf Blondinen? Was hatte sie, was ich nicht hatte?
Okay mag sein, dass ich manchmal etwas stur und auf keinen Fall ein süsses schüchternes Mädchen vom Lande war, aber trotzdem! Wieso lächelte er sie an, obgleich sie sich gerade erst einige Minuten kannten, während ich sein Lächeln zum ersten Mal in Barkers Dachstock sehen konnte, nachdem wir uns schon Wochenlang fast jeden Tag gesehen hatten?
Chloe errötete und murmelte irgendetwas, wahrscheinlich etwas Ähnliches wie ‚Bitte'.
„Ja, danke wirklich nett von dir, wir wollen jetzt duschen gehen, also..." sagte ich möglichst nett, da sie uns immerhin ein Hotelzimmer und Kleidung offerierten, doch man konnte den genervten Unterton dennoch ganz deutlich heraushören. Immerhin hatte ich den letzten Teil ausgelassen und nicht noch gesagt, dass sie jetzt endlich verschwinden solle.
Als sie bemerkte, auf was ich hinauswollte, weitete sich kurz ihre Augen und ihre Wangen färbten sich rosa. „Oh ja natürlich, sagt einfach Bescheid, wenn ich was benötigt... ich hole mal eure Kleidung." Beeilte sie sich zu sagen und verlies daraufhin eilig den Raum.
Zufrieden schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen, welches jedoch sofort wieder verschwand, als ich Ryans anschuldigenden Blick begegnete.
„Was?" Fragte ich völlig unschuldig.
„Was sollte das da gerade eben werden?" Fragte er streng und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Ich habe mich bedankt." Meinte ich schulterzuckend und machte mich auf in Richtung des Badezimmers.
„Es klang aber nicht gerade dankbar und auch die Art, wie du sie angesehen hast, kann man nicht gerade als nett bezeichnen." Sagte er und stellte sich mir in den Weg.
„Naja, es machte nicht den Anschein, als hätte sie vorgehabt in nächster Zeit den Raum auch wieder zu verlassen, deshalb habe ich ein wenig... nachgeholfen."
Er hob seine Augenbrauen und betrachtete mich skeptisch.
„Wieso stört es dich überhaupt so sehr, wie ich mit ihr umgegangen bin?" Fragte ich misstrauisch und verschränkte meine Arme ebenfalls vor der Brust.
„Sie helfen uns, deshalb sollten wir ihnen auch dankbar sein und sie freundlich behandeln."
Ich verdrehte die Augen. „Du tust so, als ob ich sie mit einem Besen aus dem Zimmer gejagt hätte."
„Was ist los mit dir? Seit wann bist du so zickig?" Fragte er genervt und meine Augen verengten sich zu schlitzen.
„Ich bin nicht zickig nur weil ich deine kleine Verehrerin darauf hingewiesen habe zu verschwinden und nicht weiss, wieso du so ein Drama daraus machst!" Zischte ich zähneknirschend.
Plötzlich huste Erkenntnis über Ryans Gesicht und er zog die Augenbrauen nachdenklich zusammen.
„Bist du etwa eifersüchtig?"
„Ganz sicher nicht!" Erwiderte ich schnell. Vielleicht etwas zu schnell...
„Du brauchst nicht eifersüchtig zu sein, denn ich..." begann er, doch ich liess ihn nicht ausreden.
„Zum letzten Mal, Adams: Ich bin nicht eifersüchtig!" Sagte ich und betonte dabei jedes einzelne Wort.
Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen, bei dem ich normalerweise dahingeschmolzen wäre, aber es erinnerte mich wieder daran, dass er auch Chloe angelächelt hatte und Wut keimte in mir auf.
„Und ob du eifersüchtig bist." Meinte er und legte plötzlich seine Arme um meine Hüften. Als er mich näher zu sich ziehen wollte, löste ich mich von ihm und ging an ihm vorbei ins Badezimmer.
„Du kannst mich mal." Rief ich ihm noch zu, bevor ich die Tür hinter mir zuschlug.
Ich schloss ab und zog mich aus. Danach sprang ich gleich unter die Dusche und genoss das warme Wasser auf meiner Haut. Ich wusch den ganzen Dreck von mir runter und es war so angenehm endlich wieder sauber zu sein. Als ich so dastand und das Shampoo aus meinen Haaren wusch, wurde mir plötzlich klar was ich getan hatte. Ryan hatte seine Hände auf meine Hüften gelegt und wollte mich sogar zu sich ziehen. Er wollte mir also eigentlich nahe sein. Doch ich blöde Kuh hatte seine ersten wirklichen Annäherungsversuche einfach abgelehnt, weil ich auf irgend so ein dahergelaufenes Mädchen eifersüchtig war...
Das ich etwas für Ryan fühlte, wurde mir spätestens jetzt bewusst. Ob ich es Liebe nennen konnte, wusste ich nicht. Seine Nähe tat mir gut und ich wagte zu behaupten, dass es bei ihm umgekehrt auch so war.
Früher hatte ich mich immer über die Eifersuchtsanfälle meines Vaters belustigt, aber nun hatte ich zum ersten Mal wirklich erlebt wie es sich anfühlt wegen einer Person, die man mag, eifersüchtig zu sein.
Oh Gott, ich kam wirklich nach meinem Vater...

Als ich mich endlich sauber genug fühlte, schnappte ich mir eines der Tücher und trocknete mich damit ab. Da ich jetzt nicht mehr von oben bis unten von Schmutz bedeckt war, wollte ich meine alte Kleidung sicher nicht mehr anziehen, weshalb ich keine andere Wahl hatte, als nur mit einem Handtuch zurück in den Raum zu gehen, in dem sich auch Ryan befand.
Ich wickelte das Tuch fester um mich und betrat danach das angrenzende Zimmer, um zu sehen, ob Chloe die versprochene Kleidung schon gebracht hatte.
Ryan sass auf einem Stuhl und als ich den Raum betrat, blickte er sofort auf. Seine Augen weiteten sich leicht bei meinem Anblick.
„Eh hat Chloe schon die Kleidung vorbeigebracht?" Fragte ich und sah dabei auf den Boden, da mich sei intensiver Blick nervös machte und mir die ganze Situation unangenehm war.
„Nein." Hörte ich seine schlichte Antwort.
Das hiess also, dass ich solange nur mit diesem Handtuch bekleidet rumlaufen musste. Zu meinem Glück würde Ryan jetzt aber sicherlich auch gleich duschen gehen, somit musste ich nicht die ganze Zeit auch noch in seiner Gegenwart halbnackt sein.
Er erhob sich aus seinem Stuhl und kam auf mich zu. Da ich vor der Badezimmertür stand, nahm ich an, dass er an mir vorbeigehen würde, doch da hatte ich mich geirrt. Er blieb direkt vor mir stehen und sah mir tief in die Augen.
„Du machst mich sowieso schon verrückt Kyra, aber dieser Anblick von dir, nur mit einem Handtuch, lässt mich fast durchdrehen." Sagte er und nahm vorsichtig mein Gesicht in seine Hände.
„Ich würde zu gerne ein paar schmutzige Dinge mit dir anstellen, aber ein Kuss würde mir, für den Anfang, auch schon reichen..." Flüsterte er nur wenige Millimeter von meinen Lippen entfernt. „Dann tu es doch und küss mich endlich." Hauchte ich und in diesem Augenblick sprachen wir einfach offen über das, was wir wollten.
„Ich täte nichts lieber, aber..." Diese Worte reichten mir, um zu wissen, dass er wenigsten ansatzweise so fühlte wie ich. Ich wollte ihn nicht mehr weitersprechen hören, ich wollte nur noch seine Lippen auf meinen Spüren, weshalb ich ihn unterbrach, indem ich die winzige Lücke zwischen unseren Lippen überbrückte. Sein ‚aber' ignorierte ich dabei einfach.
Als ich seine wunderbaren Lippen auf meinen spürte, hatte ich das Gefühl, als würde etwas in mir wie ein Feuerwerk explodieren. Mein ganzer Körper kribbelte überall, die Stellen, die er berührte, brannten vor purer Lust und mein Herz schlug doppelt so schnell, wie normalerweise.
Alles in allem war es überwältigend.
Ryan, der den Kuss anfangs nur zaghaft erwiderte, wurde immer leidenschaftlicher. Er drückte seine Lippen fordernd gegen die meinen, was mir ein leises stöhnen entlockte. Er fuhr mit seinen Händen zärtlich von meinen Wangen, über meinen Hals bis hin zu meinem Rücken hinunter, wo er mich plötzlich ruckartig näher an sich ran zog.
Ich keuchte kurz überrascht auf, was er nutze, um den Kuss zu intensivieren.
Unsere Zungen tanzten miteinander und kämpften um die Dominanz. Auf einmal packte er mich fester und liess sich mit mir zusammen auf das Bett fallen. Erst da bemerkte ich, dass wir uns hierher bewegt hatte.
Ryan drehte uns so, dass ich auf dem Rücken lag und er über mir. Er wanderte mit seinen Lippen langsam zu meinem Hals herunter und küsste mich dort an einer Stelle unterhalb meines Ohres.
„Ryan." Stöhnte ich seinen Namen, was ihn anscheinend noch mehr anmachte. Er saugte an dieser besonderen Stelle, die mich immer wieder aufstöhnen liess.
Als er fertig war, küsste er die Stelle noch einmal, bevor er seine Lippen wieder leidenschaftlich auf meine legte.
Alle meine Sinne waren nur auf ihn fokussiert. In diesem Moment gab es einfach nur uns beide und sonst niemanden. Ich fuhr mit meinen Händen über seinen muskulösen Rücken und seine Arme entlang. Danach vergrub ich sie in seinen weichen braunen Haaren und zog ein wenig daran. Er stöhnte erregt auf und genau in dem Moment klopfte es an der Tür.

Sie haben sich endlich geküsst! 😱
Was haltet ihr von dem Kuss?
Wer könnte das an der Tür sein?
Wie gehts weiter?
Schreibts in die Kommentare! ❤️

Heute ein etwas längeres Kapitel, da ich letzte Woche nichts hochgeladen habe.
Einige haben es vielleicht mitbekommen, ich habe ein paar Probleme mit dem hochladen der Kapitel. Auch wenn es ziemlich umständlich ist, habe ich nun einen Weg gefunden, der funktioniert.
Danke an alle, die versucht haben mir zu helfen. 😘

I am yoursWo Geschichten leben. Entdecke jetzt