#53- Ein unendlicher Sternenhimmel

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Meine Schuhe kommen mir seltsamerweise ziemlich interessant vor und ich versuche mir jedes einzelne Detail einzuprägen.

Ich kann nicht mehr wirklich klar denken oder auch nur einen logischen Satz formulieren, zu mindestens ist mein Bewusstsein dieser Ansicht.

Überrascht bin ich dann, als ich meine Stimme höre, die einen ganzen, vollständigen Satz mit Leben füllt.

Welches Teil meines Gehirns hatte da denn bitte die Kontrolle an sich gerissen?

„Das ist also das riesige Geheimnis von dem du mir heute sowie erzählen wolltest?" frage ich Jace abschätzig und fange an mich ein wenig selbst zu hassen. Meine Stimme klingt so gemein, fies und kalt, dass ich mich schon ein wenig dafür schäme. Aber nur ein ganz kleines bisschen, denn

auf der anderen Seite hat er genau diese Reaktion verdient.

„Ja, aber ich wusste halt ehrlich nicht wie ich dir diese Riesen Scheiße erklären soll, damit es auch Sinn für dich macht..." er stockt kurz und schaut mich aus seinen tiefen braunen Augen hilflos an. „So hättest du es niemals erfahren dürfen. Oh fuck! Wie mir das leid tut!"

Es tut ihm leid?

Ist das sein ernst?

Ich merke wie sich etwas in meinem Inneren zusammen krampft und schließlich einfriert.

Okay, na klar hat er nichts anderes dazu zu sagen, als das es ihm leid tut.

Hatte ich damit gerechnet, dass er sich entschuldigt und mir schwört, das es nichts zu bedeuten hat, weil er so viel für mich empfindet?

Natürlich hatte ich das. Scheiß Hoffnung, Scheiß Liebe, scheiß alles.

„Stella, bitte sag mir was du gerade denkst! Dein Gesichtsausdruck macht mir Angst!

Er tritt einen Schritt auf mich zu und versucht mir über die Wange zu streichen, doch ich reagiere instinktiv und drehe mein Gesicht weg.

Jace erstarrt geschockt, seine Hand hängt nutzlos, fast verloren in der Luft.

„Ich glaube wir beide wollen nicht laut hören was ich gerade denke", werfe ich ihm mit meiner tonlosen, kalten Stimme ins Gesicht und fühle mich dieses Mal nicht mal ein kleines bisschen schuldig.

Man Jace! Warum hatte ich so gehofft das du anders, vielleicht sogar besser bist?

Diesen Gedanken lege ich meine Augen, die das einzige Merkmal dafür sind, dass ich gerade leide und mir das alles nicht ganz egal ist. Meine verschränkten Arme erzählen augenscheinlich eine andere Geschichte.

Schon wieder liegt ein unheimliches Schweigen zwischen uns.

Gerade überlege ich ihm einfach meinen Rücken zu zukehren und mich abzuwenden.

Abzuwenden von der Situation, von meinen Gefühlen aber vor allem von ihm.

Eine weitere Sekunde vergeht, während ich über die Nachwirkungen des Abwenden nachdenke und Jace schließlich das Wort erhebt.

„Aber Stella ich will immer wissen was du denkst. Verstehst du denn nicht? Ich will nicht nur immer wissen was du denkst, ich muss! Kein Minute vergeht ohne das ich an dich denke. An deine Stimme, dein Lachen, deine Haut, deine Haare..." Er verliert sich in seiner Beschreibung und versucht unbewusst mir ein weiteres Mal näher zu kommen. Doch abermals weiche ich aus.

Wenn ich ihn jetzt berühre, bin ich verloren. Wieder würde ich schwach werden.. Wieder würde ich mich auf ihn einlassen und ihm verzeihen, vertrauen und am Ende ein weiteres Mal verletzt werden.

Was ist schon perfekt?Where stories live. Discover now