#28-Bye, Bye Germany - Hellooo England!

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Die nächsten Tage vergingen wie im Flug. Schon lange nicht mehr hatten Jonas, Lu und ich uns so gut zusammen verstanden. Es war, als wären wir ein Wochenende wieder dreizehn, mit dem Unterschied, dass wir es in vollen Zügen genießen konnten, da wir nun die Leichtigkeit und Entspanntheit dieses Alters mit vollem Bewusstsein ausschöpften, was mit dreizehn niemals möglich gewesen wäre. Den ganzen Freitagabend alberten wir herum und nahmen den Film, den wir uns ausgesucht hatten überhaupt  nicht ernst. Im Gegenteil, gemeinsam lachten wir die teilweise schlechte schauspielerische Leistung aus und fingen jedes Mal wild an zu schreien, wenn wir einen Schnitt- oder Logikfehler gefunden hatten.

Den nächsten Tag verschliefen wir halb und stürmten abends dann eine Party, auf die sogar ich Bock hatte. Der Abend wurde zu dem zweiten lustigen, obwohl wir uns nun mehr eher unserem echten Alter näherten und meinen baldigen Abschied gebührend feierten. Besonders für Lu war es ein besonderer Abend, denn sie und Luke knutschten das Erste Mal in der Öffentlichkeit herum und galten somit an unserer Schule als Paar(auch wenn der Alkohol den beiden ziemlich half ihre Peinlichkeitslinie zu überschreiten.) Jonas und ich unterhielten uns währenddessen und führten eines dieser betrunkenen, kulturellen Gespräche über Gott und die Welt, die man regelmäßig auf Studentenpartys findet. Zum Schluss kamen wir auch noch auf Jace und das nächste Jahr zu sprechen und ich teilte meine Ängste mit meinem besten Freund. Jonas versicherte mir, dass es das Beste  Jahr in meinem Leben werden würde und drückte mir die Daumen, dass Kevin sich dafür entscheiden würde mit mir zu kommen.

Mit Jace schrieb ich durchgehend und Sonntagabend skypten wir tatsächlich, diesmal ohne seine Schwester. Der Wunsch, ihn endlich wieder berühren zu können stieg von Minute zu Minute mehr. Alles in einem war an diesem Wochenende einfach alles nur perfekt und einfach, so wie ich es mir gewünscht hatte und so wie es eigentlich sein sollte.

Dann war das Wochenende wieder vorbei.

Auch die Tage bis zu den Herbstferien vergingen wie im Flug. Man mag es nicht glauben, doch selbst die verbliebenen Schultage versuchte ich so gut es ging zu genießen und es funktionierte. Besonders das fast tägliche Training mit Kevin genoss ich tierisch, denn eine Entscheidung stand, trotz des Zeitdruckes von Seiten Isabels immer noch nicht fest. Ich hoffte natürlich riesig, dass er mich das Jahr über begleiten würde, konnte es dennoch nicht über das Herz bringen ihn auf irgendeine Weise zu überzeugen, oder ähnliches. Es half also alles nichts- Ich musste warten und ihn vielleicht mit meiner Leistung bestechen. Deshalb trainierte ich auch so gut wie schon lange nicht mehr. Jede Stunde war ich mit höchster Leidenschaft dabei um Kevin zu beeindrucken, ihn stolz zu machen. Auf diese Art und Weise funktionierte es. Kevin war wirklich beeindruckt und unsere gemeinsamen Fortschritte waren verblüffend, in dieser kurzen Zeit.

So stehe ich am Flughafen und mache mir über meine letzte Zeit in Deutschland Gedanken, über die besonderen Momente, die ich in meinem Herzen mitnehmen würde. Leider hatte sich Kevin noch immer nicht entschieden und ich würde erst in den kommenden Tagen darüber informiert werden. Trotzdem hatte ich eben eine süße „Hab einen guten Flug“ Nachricht von ihm bekommen.

Ja, ich hatte Freitag wirklich Recht gehabt. Wir verstehen uns großartig.

„Möchtest du auch ein Schokocroissant haben, Stelli?“, fragt mich mein kleiner Bruder und zieht mich so aus meinen Gedanken. Er steht aufgeregt, mit einem fünf Euro Schein vor mir und strahlt mich an, als hätte gerade den Hauptgewinn bei einer Tombola gezogen, obwohl es nur um ein einfaches, mit Schokolade gefülltes, Croissant geht. Ich schaue rüber zu meinen Eltern, die sich umarmend, tief in die Augen blicken. Schon wieder ein Abschied für meine Mutter, das muss wirklich nicht leicht für sie sein.

Trotzdem ist ihre Taktik aufgegangen, Justus mit fünf Euro zum Bäcker zu schicken, damit sie die restliche Zeit, bis wir zum Gate müssen für sich haben und nicht von der kleinen Nervensäge gestört werden. Ich seufze und beschließe meinen Bruder zu begleiten.

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