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Die anderen sind weg, unterwegs, Ben ist hier, er sitzt unten auf der Couch und schaut Fernsehen.
"JEN!", höre ich meinen Bruder. Er scheint sauer. Ich warte einen Moment, bevor ich runter gehe. Ich trage einen rosafarbenden Pyjama. Meine Füße sind nackt und meine Haare mit einer passenden Schleife zusammengebunden. Langsam taumel ich die Stufen hinunter. Es ist komisch. Alles ist größer, als ich es gewohnt bin. Ich sehe in den Spiegel. Einer steht unter der Treppe. Ich sehe aus wie ein kleines Kind, wie früher. Lachend renne ich in die Küche und lasse mein Buch fallen.
"Jennifer?", fragt Jeff. Er steht auf und hebt das Buch auf. Verwirrt sieht er sich um, es ist, als würde er Angst haben.
"Jeffy, ich kann nicht schlafen." Ich komme aus einer dunklen Ecke hervor. Meinen Teddy habe ich umklammert und leise Schluchzer verlassen meine Lippen, während ich meine müden Augen reibe. Jeff sieht sich um, das Haus verändert sich. Es wird zu dem Ort in dem wir früher gelebt haben. "Liest du mir was vor?"
Die anderen Jungs sind weg. Verschwunden. "Jeffy, lies mir was vor.", quängel ich. "JEFFY!" Etwas scheint sich zu verändern. Er lächelt sanft und hebt mich hoch.
"Na komm, meine Kleine." Er hebt mich hoch und wirft mich über seine Schulter. Lachend lasse ich mich von ihm in mein altes Bett tragen.
"Ich träume, oder?", fragt er mich. Lächelnd sehe ich zu ihm hoch. Ich hebe meine Hand, um über sein Gesicht zu streichen, sein Gesicht, bevor es Feuer fängt.
"Nein, ich bin in deinem Kopf.", flüster ich leise. Sein Gesicht brennt. Ich gehe ein paar Schritte zurück und sehe ihn an. Ich weine. Ich weine laut. Jeff schreit. Schnell renne ich auf ihn zu und schubse ihn. Er fällt in sein Bett. Alles ist wieder normal. Als sei nichts passiert. Jeff schläft. Wenn er aufwacht, wird er denken, es sei ein ganz normaler Traum gewesen.

"Guten Morgen.", lächel ich fröhlich. Ich habe meine Haare gelockt und in einen lockeren Zopf zusammengebunden. Es ist ein sonniger Tag. Ich trage graue Sweatshorts, dazu ein weißes Top und weiße Vans. Ich nehme mir nur eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank. Meinen Rucksack habe ich schon auf dem Rücken. Wie jeden Morgen sehen die Jungs schlimm aus. Ich kümmer mich schon gar nicht mehr darum.
"Warum bist du so gut gelaunt?", fragt Liu. Er umarmt mich, bevor er selber in die Küche geht.
"Ich bin heute verabredet.", lächel ich. "Ich komme also etwas später nachhause." Misstrauisch sehen meine Brüder mich an.
"Und Jack?" Ich zucke mit den Schultern und grinse.
"Jack, wer?"
"Jack, ich!" Ich zucke kurz zusammen, bevor ich mich grinsend auf meinen Hacken umdrehe. Ich gehe auf ihn zu, küsse ihn kurz und verschwinde.
Ich laufe durch den Wald zu Schule, wie immer. Es ist nicht weit, aber es ist versteckt.
"AMÉLIE! AMY!" Ich laufe durch das große Tor zu unserer Schule. Erschrocken zucke ich zusammen, als mich jemand von hinten antippt. Ich drehe mich um und ziehe einem meiner Ohrstecker aus dem Ohr. Jonathan und Joe stehen hinter mir. Beide legen sie jeweils einen Arm um mich, bevor sie mit mir los laufen.
"Also..wer ist dein geheimnisvoller Freund?", fragt Joe. Lachend schüttel ich den Kopf. "Ihr seid so früh verschwunden." Ich lege meine Arme ebenfalls um sie und grinse breit.
"Nur mein Babysitter. Jack ist der beste Freund meines Bruders."
"Und wieso ist der nicht mitgenommen?" Kichernd löse ich mich von ihnen und laufe vor. Jonathan hat mir erzählt, dass bei ihm zuhause wohl ein Gasrohr geplatzt ist und ich Glück hatte, dass ich so früh gegangen bin. Ich habe nichts weiter dazu gesagt, sondern bin einfach in die Klasse gegangen.
Gemütlich packe ich meine Sachen aus. Mein Handy klingelt, als ich aufsehe, sitzt Slender neben mir. Geschockt zucke ich zusammen.
"Hey, was ist los?", fragt Jonathan. Mir wird klar, dass er ihn scheinbar nicht sehen kann. Ich lächel nur und winke ab. Ich hatte ihn sehr lange nicht mehr gesehen. Ich versuche ruhig zu bleiben. Alle setzen sich langsam, als es klingelt. Langsam bewegt Slender seine große Hand auf mich zu. Kurz bevor er mich berührt springe ich auf. Alle sehen mich an. Laut schreie ich und der Mann verschwindet.
"Amélie!", sagt Jane. Ich schaue sie mit großen Augen an und höre auf zu schreien.
"I-ich..tut mir leid. Da..war..eine Spinne.", murmel ich leise und setze mich wieder.
"Eine Spinne?" Skeptisch sieht die junge Frau mich an. "Mit acht langen Armen?", fragt sie. Ich nicke, bevor einer der Jungs rein ruft.
"Beine." Ich schaue Jane einfach nur weiter an. Nach der Stunde ist alles schon wieder vergessen. Ich drehe mich zu den anderen hinter und stütze mich auf den Tisch.
"Lange Nacht gehabt?"
"Natürlich, mit ihrem neuen Lover!" Kopfschüttelnd drehe ich mich wieder um.

Nach der Schule gehen wir alle mit zu Jonathan. Joe, Kim, Nate, Freeny und ich. Ich habe mich mit ihnen angefreundet, damit sie mich aufnehmen. Ich passe nun perfekt bei ihnen rein. Ich wusste schnell was für Musik sie hörten, über was sie sich unterhielten, was sie gerne machten und wie sie sich kleideten und redeten. Es war nicht besonders schwer sie zu durchschauen. Ich hatte angefangen zu rauchen, aber das tat nur ein kleiner Teil von mir. Der Teil, der sich ihnen anpasste. Ich bin jetzt fast 17, die anderen sind alle zwei Jahre alter als ich, das war aber nicht so schlimm, man merkte es ja nicht mehr. Alle machten es sich sofort bequem. Jonathans Eltern arbeiteten immer recht lange. Ich war schon oft er hier und kannte mich aus, deshalb ging ich gleich in die Küche und suche nach etwas zu Essen. Ich finde Lasagne im Ofen. Ich nehme mir ein Stück und setze mich auf die Couch.
Die anderen reden, ich esse. Ich bin schon lange fertig, als mein Handy klingelt. Ich stehe auf und gehe einige Schritte zurück.
"Komm nach Hause. Jetzt!" Sofort legt Jeff wieder auf. Ich weiß, dass es nichts bringt jetzt noch zu diskutieren. Seufzend lasse ich mein Handy wieder in meine Tasche gleiten. Als ich zurück ins Wohnzimmer gehe, steht auch ein älterer Herr im Raum. Er muss in seinen 40ern sein. Er hat graues Haar, aber es steht ihm, es macht ihn sogar irgendwie attraktiv. Er trägt eine enge Jeanshose und ein karriertes Hemd. Die obersten Knöpfe sind offen. Er hat seine Stiefel noch immer an und eine alte Lederjacke auf die Couchlehne geworfen. Ich beiße mir zaghaft auf die Lippe, bevor ich richtig in den Raum gehe.
"Ich muss los. Mein Bruder will mich zuhause haben.", seufze ich ganz normal.
"Wieso?"
"Wenn ich das wüsste, würde ich wahrscheinlich weg bleiben.", murmel ich leise und lehne mich über die Couch um Joe von hinten zu umarmen.
"Ich wäre auch nicht begeistert, wenn meine kleine Schwester was mit meinem besten Freund anfängt.", flüstert er mir ins Ohr. Ich rolle nur mit den Augen. Idiot.
"Soll ich dich fahren?", fragt Jonathan jetzt, als ich wieder hoch komme. Ich schütteln den Kopf und geht zu ihm rum.
"Ich gehe durch den Wald. Die Ruhe vor dem Sturm."

Ziemlich beste Freunde 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt