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"Man sagt: das Gesicht, das man als letztes sieht, bleibt für immer." Monti sieht mich mit starren Blick an. Ich lächel ihn an und springe dann auf. "Aber das wird noch etwas dauern.", murmel ich nachdenklich. Ich nicke Liu zu und verschwinde kurz. Als ich wiederkomme sieht Monti schrecklich aus. Liu hat ganze Arbeit geleistet. Er sitzt vor ihm und starrt ihn einfach nur an. Ich setze mich auf Montis Bett und beuge mich wieder über ihn. Ich küsse seinen Nacken und hinterlasse einen sauberen Lippenstiftabdruck. Liu gibt mir unauffällig das Messer. Monti liegt jetzt schon über eineinhalb Stunden blutend auf seinem Bett. Ich kann diese Qualen nur erahnen, aber um das Spiel richtig zu spielen, muss er noch leiden. Ich schaue auf die Uhr und atme tief durch. Ich flüster ihm was ins Ohr und gehe dann an meine Tasche.
"Warum hast du gesagt ich bin eine Hure?", frage ich dann, als würden wir ein ganz normales Gespräch führen. Er gibt nur ein paar erbärmlich klingende Laute von sich, bei denen er jedesmal Blut spuckt.
Liu grinst leicht und sieht jetzt auch auf die Uhr. Er nickt mir zu und ich weiß was zu tun war.
Monti sieht mich mit flehendem Blick an, als wollte er nur noch erlöst werden. Ich schneide ihm langsam über seinen Hals. Langsam, tief, schmerzvoll.

"Jen?!", höre ich plötzlich und schrecke zusammen. "Du bist schon wieder hier, verdammt!", zischt Jack wütend und läuft mit schnellen Schritten auf mich zu.
"I-ich...", stotter ich und stehe auf, laufe ein paar Schritte zurück. "T-tut mir leid."
Eyeless bleibt ruckartig stehen. Als würde er realisieren, dass ich Angst vor ihm habe. Er reißt mir das Buch wieder aus der Hand. Ich zitter ein wenig und lasse seinen Blick niemals aus den Augen. Ich habe Angst was passiert, wenn ich es tue. Ich darf nicht schwach wirken.
"Ich hab' dir letztes Mal schon gesagt, du sollst nicht hier her kommen." Jack sieht mich streng an, doch wirkt wieder weicher. Ich gehe auf ihn zu und schaue ihm in die Augen. Mein Mund öffnet sich um etwas zu sagen, schließt sich aber, nachdem ich gerufen wurde. Ich renne die Treppe hoch und gehe ins Wohnzimmer. Tobi sitzt mit Hoodie auf der Couch und starrt den Fernseher an.
"Ich glaube du solltest dir das ansehen.", sagt Tobi. Ich setze mich hin und schaue mir den Bericht an.
"Die Person die wir suchen ist weiblich, vermutlich im Alter zwischen 25 und 30. Noch weiß die Polizei nicht mehr. Wir sind dran und hoffen, dass es bald vorbei ist.", sagt ein Polizeisprecher.
Im Hintergrund sieht man das Haus von Monti und weinende Eltern. Heuchler.
"Er spielt nicht mit.", flüster ich. "Er spielt nicht mit...", wiederhole ich immer wieder flüsternd und stehe auf. "ER SPIELT NICHT MIT!" Voller Wut schmeiße ich alles vom Tisch runter, bleibe dann stehen und denke nach. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Linus spielte nicht mit. Das hatte ich nicht geplant. Ich brauchte das Blut.
"Geht es dir gut?", fragt jemand. Ich drehe mich zur Seite und lege den Kopf schief.
"Sieht es IRGENDWIE SO AUS, ALS WÜRDE ES MIR GUT GEHEN?!", schreie ich die Person an, die ich nicht einmal kenne. "Jacky?" rufe ich und laufe durch das ganze Haus. Er war nicht da, niemand ist da, außer Tobi, dem Typen und Hoodie. "Wenn ich Blut wäre, wo würde ich mich verstecken?", säusel ich, wieder auf dem Weg ins Wohnzimmer. Plötzlich bleibe ich ruckartig stehen und sehe auf meine Arme. Tobi springt auf und rennt zu mir.
"Was auch immer du tun willst, lass es!" Ich sehe ihn an, denn ich weiß genau was ich tun muss.
"Ihr müsst mitkommen!", funkel ich die beiden an und ziehe Tobi auch schon mit in den Keller. Unten angekommen suche ich alles zusammen.
"Ich kann mir selber kein Blut abnehmen und ihr garantiert auch nicht. Ich werde mir jetzt die Pulsadern aufschneiden und ihr müsst die Blutung stoppen.", weise ich die Jungs an.

POV Linus

Ich saß zuhause und dachte nach. Was spornte dieses kleine Mädchen an Menschen zu töten, überlege ich mir und lese mir noch einmal die Briefe durch.

Alles passiert aus einem Grund, nicht wahr, Linus?
Xo

Guten Abend, Linus.
Wie geht es Ihnen? Es ist eine wunderschöne Nacht um die Sterne zu beobachten, finden Sie nicht? Sie sollten sich einen Moment Zeit nehmen und das Blut um Sie rum vergessen. Was sagen die Sterne? Können Sie mich aufhalten?
Ich werde Ihnen etwas von mir erzählen. Ich bin kein Einzelgänger, doch ich bin immer alleine, obwohl immer jemand bei mir ist. Ich könnte Ihnen erzählen weshalb ich diesen Jungen getötet habe, doch es gab keinen besonderen Grund. Er war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort, wie Ihr Sohn.
Sagen Sie, Linus, wie spät ist es?

Sie schreibt persönlich. Sie spricht mich direkt an, als würde sie mich kennen. Aber sie widerspricht sich. Oft.
"Hey, was ist los?", fragt Marie, meine Frau. Besorgt sieht sie mich an, wie schon einige Tage. Oft tut sie das, wenn ich mich sehr in einen Fall reinsteiger.
"Nichts. Alles gut, dieser Fall lässt mich nur nicht los.", antworte ich und reibe mir über die Stirn. Nicht, dass sie das noch nicht wüsste.
"Vielleicht solltest du einfach mal weg davon kommen und dich ablenken lassen.", schlägt sie vor. Sanft streicht sie mir über die Brust. Ich schüttel den Kopf und stehe auf.
"Nein, ich muss die Kleine finden. Ich komm nur nicht drauf, warum ich, oder warum sie tötet...ich...", stotter ich verzweifelt. Das Schloss unserer Tür dreht sich um. John, mein Sohn, kommt vom Training wieder. Mir fällt der Brief wieder ein.
"John?", rufe ich und laufe auf ihn zu. Ich fragte ihn, ob er womöglich jemanden kennen würde, auf den das Beschriebene zutrifft. Er verneinte. Ich war wieder ganz am Anfang.

Ziemlich beste Freunde 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt