11 Neugierde

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"HEY JEN. Komm mal her, du solltest dir das ansehen.", ruft Liu laut von unten. Ich liege mit Jack in seinem Bett. Er hält mich fest, als müsste er mich beschützen oder hätte Angst um mich. Als ich meinen Bruder höre, löse ich mich aus seinem Griff und laufe runter. "Alles okay?"
"Ja klar, was soll sein?", frage ich getan verwirrt.
"Naja, deine Klamotten und deine Haare sind ganz nass?", entgegnet er. Ich hatte mir nichts Trockenes angezogen, da ich dazu keine Kraft hatte. Jack hatte mich auch nicht mehr losgelassen.
"Was ist los? Wieso hast du mich gerufen?", lächel ich dann und setze mich zu Jeff, auf die Couch. Es macht ein schlürfendes Geräusch, als ich mich niederlasse.
"Ihh, du bist nass!", lacht er und schubst mich weg. Ich verdrehe die Augen und grinse.
"Gib mir deinen Pulli.", forder ich ihn auf. Erst sieht er mich etwas stutzig an, gibt ihn mir dann aber. Außer Liu, Jeff und mir war keiner im Raum, also zog ich schnell mein Kleid aus und den Pulli über.
"Willst du dir keine Hose anziehen?", fragt Liu, der auf dem Boden hockt, zu uns umgedreht. Ich schüttel unschuldig den Kopf, da Jeffreys Pulli relativ groß ist. Er geht fast bis zu meinen Knien. Nicht, dass ich klein bin, er ist auch ihm zu groß.
"Jetzt geht's. Okay, zeig es uns.", sagt er dann und setzt sich zu uns. Im Fernsehen läuft eine Art Video, eine Live-Übertragung die das Haus der Linus' zeigt. Krankenwagen, Polizisten...alle taten ihren Job, wussten aber nicht genau was sie tun sollten. Überall war Blut verteilt, menschliches Blut, aber keiner hatte Wunden. Auf einmal hört man jemanden die Treppe runterstolpern und direkt ins Wohnzimmer.
Eyeless sieht sich um und scheint erleichtert als er mich sieht. Etwas beschämt schaue ich zu Boden.
"Okay, will uns jetzt jemand aufklären?!", fragt Liu streng und steht auf. Jack will gerade ansetzen, da falle ich ihm ins Wort.
"NEIN!", schreie ich schon fast. "Alles ist gut.", füge ich dann bestimmt und ruhiger hinzu, als zuvor. Dann stehe ich auf und laufe an den Jungs vorbei. In der Tür drehe ich mich nocheinmal um. "Ich ziehe mich um. Ich will Nudeln mit Tomatensoße. Und es geht mir gut." Den letzten Satz sage ich an Eyeless gewendet.
Die Treppen knarren unter meinem Gewicht, aber irgendwas ist anders. Ich schließe die Tür hinter mir ab und lege mich in mein Bett.
Ich bin fertig. Fertig mit allem. Fertig mit den Nerven. Ich liege ein paar Stunden nur rum und denke nach.
Später trotte ich wieder runter, nachdem ich mir Shorts angezogen hatte.
"Was ist das schlimmste, das einem erwachsenen Mann passieren könnte? Was quält ihn am meisten?", spreche ich vor mich hin und laufe durch die Wohnung bis ins Wohnzimmer.
"Familie ist altbewehrt.", antwortet mir mit einmal jemand. Ruckartig drehe ich mich um und starre in seine leuchtend roten Augen. "Hallo, Kleines.", grinst Ben mich keck an. Ich falle ihm quieckend um seinen Hals und ignoriere gekonnt seine triefend nassen Haare und Klamotten. "Ich hab' dich vermisst.", spricht er. Ich gebe dies zurück und löse mich dann von ihm.

"Bekomm' ich eigentlich meinen Pulli wieder?", fragte Jeff, der im Wohnzimmer sitzt. Neben ihm Liu und Eyeless. Sie alle sehen Nachrichten oder schreiben am Handy.
"Wo sind die anderen?" "Weg", dann nicke ich und ziehe mir Jeffs Pulli über den Kopf aus. Ich habe nur ein schwarzes Bralette und die Shorts an, was mich aber nicht sonderlich stört.
"Willst du dir nichts anziehen?", fragt Liu, nach einem kurzen Moment. Ich höre ihm gar nicht zu. Ich schaue in einen Spiegel in der Ecke. Meine Finger gleiten über die unzähligen Narben auf meinem Körper. Die von Connor, die die ich mir selber zugefügt habe. Ich sehe schon fast nicht mehr menschlich aus. Meine Haut ist nicht mehr nur blass, sie ist weiß. Ich habe tiefe Augenringe. Alles in allem, sehe ich ziemlich tot aus.
"

Wieso? Weil mein Freund, mein bester Freund und meine Brüder hier sind?", antworte ich jetzt schließlich und drehe mich zu ihm. Ein Kuchen steht in der Küche und duftet köstlich.
"Hmm, der ist lecker, woraus besteht der?", frage ich nachdem ich ein paar Bissen gegessen habe. Die Jungs grinsen mich nur an, sagen jedoch nichts.
"Den üblichen Zutaten, doch statt Obst, Herz und Hirn.", antwortet dann doch jemand. Ich spucke das Stück in meinem Mund wieder auf den Teller und stelle ihn weg.
"VERGO!", ruft Ben und springt den Koch an, der gerade rein kommt.
"Das ist widerlich.", unterbreche ich das Ganze und betonte jedes einzelne Wort.
"Nein, das sind die Innereien eines Vergewaltigers. Niemand hat gesagt, dass du meinen Kuchen essen sollst."
"Die Innereien eines Vergewaltigers...", wiederhole ich leise.
"Jetzt ist Vergo da. Willst du dich jetzt anziehen?", fragt Liu. Ich blicke zu Vergo um ihn zu mustern. Dann sehe ich wieder zu Liu und schüttel den Kopf.
"Ich will mir den Magen rausschneiden. Oh Gott, mir wird schlecht." Ich versuche mich nicht zu über geben, aber es ist schwer. Ich halte mir meinen Bauch. Angewidert versuche ich die Gedanken zurückzuhalten. "Jack, kann ich kurz mit dir reden?", frage ich, als sich mein Magen wieder beruhigt hat. Er sieht mich an und scheint heraus finden zu wollen, was in mir vor geht. "Bitte..." Er steht auf und stellt sich vor mich.
"Vielleicht solltest du mit Jeff oder Liu reden...", sagt er, küsst mich und verschwindet mit Vergo in den Keller. Ich verschränke die Arme und sehe meine Brüder an. Die Fragezeichen stehen ihnen ins Gesicht geschrieben. Ich atme tief durch und sage dann: "Nein." Ich drehe mich Richtung Keller und gehe ebenfalls runter. "Ich werde nicht mit ihnen da-..." ich stoppe als ich sehe was die Jungs machen. "Das ist genau das was ich jetzt brauche!", murmel ich dann und laufe schnell zu ihnen. Ich schubse Vergo weg, nehme ihm das Messer aus der Hand und schneide an einem Mann rum. Er liegt halb offen auf dem Tisch und ist augenscheinlich noch nicht tot. "Ich hasse es. ICH HASSE ES." sage ich immer wieder und steche in alle Körperteile bei denen ich die Innereien nicht verletzen kann. Es sieht grauenvoll aus, aber ich fühle mich besser. Mein ganzer Körper ist voller Blut. Lächelnd lasse ich das Messer auf den Boden fallen. Ich sehe an mir hinunter. Mit einem Finger schmiere ich durch das Blut. Ich male ein kleines Herz, bevor ich es mit meiner ganzen Hand wieder verschmiere. "Ich wollte mich nicht umbringen. Niemals.", sage ich. "Nein, ich.. Ich war nur neugierig. Es ist eine Sache, die Person mit dem Messer zu sein, aber die Person..die stirbt, aus der das Leben schwindet, ist etwas ganz anderes." Ich schaue weiter auf den Körper vor mir. Der Mann stöhnt leise, hechelnde Laute entkommen seinem Mund, doch sobald er ihn öffnet, läuft Blut heraus. "Jackson, ich will etwas von dir." Ich drehe mich jetzt zu den Beiden um. Ernst sehe ich ihn an. Ich gehe auf ihn zu und schiebe seine Maske ein Stück hoch. "Bring mich um.", flüster ich leise.
"Nein! Dein Bruder bringt mich um.", sagt Jack bestimmt. Ich gehe einen Schritt rückwärts und springe auf den Tisch.
"Mein Bruder würde uns beide umbringen, wenn er wüsste was wir sonst so machen.", murmel ich, Beine baumelnd. "Vergo, raus!", sage ich dann normal aber bestimmt ohne auch nur einmal weg zusehen. Er geht ohne weiter zu fragen und schließt die Tür hinter sich.
"Du hast es tatsächlich geschafft mich alleine anzutreffen.", seufzt Jack. Seine Hände liegen an meinen Hüften. Er sieht mir direkt in die Augen. "Warum? Warum hast du das gemacht?", fragt Jack. Er streicht meinen Arm lang. Ich hatte mir eine Flüssigkeit gespritzt, sie betäubte mich, deswegen wurde ich so schnell benebelt bei der Party, sie vertrug sich nicht mit dem Alkohol. Ich öffne meine Beine ein Stück, damit er sich dazwischen stellen kann.
"Jack, wieso bist du mit mir zusammen?" Er sieht mich direkt an. Sein Kopf ist leer, keine Gedanken die ich lesen könnte. Ich lege meine Arme um seinen Hals und ziehe ihn etwas näher. Ich lege meine Stirn an seine und beiße mir auf die Lippe. Meine Hände hinterlassen blutige Abdrücke überall, auf seiner Kleidung und seinem Körper. "Bring mich um. Jeff und Liu sind bald weg für einige Tage, tu es. Du kannst mich zurück holen, ich weiß es. Du kannst das, Jack."

Ziemlich beste Freunde 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt