Endlich weg!

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Schon seit einigen Stunden lag Frey wach in seinem Bett. Alex und Riley waren schon am frühen aufgebrochen und zu Sean gefahren, um alles noch mal genaustens zu planen. Seine Aufgabe war es nur, ans Handy zu gehen, wenn Riley anrufen würde.
Sie würden ihn abholen und dann sofort weiter fahren. Dank Sean konnten sie die Stadt unauffällig verlassen, da dieser für alles vorgesorgt hatte.
Als Alex ihm damals erklärt hatte, dass sie ein Leben auf der Flucht lebten, da hatte der Junge gar nicht nachgedacht, sondern hatte einfach zugesagt. Aus Liebe zu dem jungen Mann. Doch jetzt sah das ganz anders aus. Jetzt wusste der schwarzhaarige, was Alex damals gemeint hatte und Frey begann zu zweifeln.
Vielleicht würden sie es gar nicht aus der Stadt schaffen und Sean verriet sie? Auch wenn das wohl nicht passieren würde, wäre es doch in einem gewissen Sinne auch möglich. Kopfschüttelnd drehte sich der sechzehnjährige in seinem Bett um und sah auf die Uhr.
10:02 Uhr.
Schon seit fünf Stunden waren die beiden Männer weg. Dauerte das denn wirklich so lange?! Und was war eigentlich mit Lucas? Würde er mitkommen?!
Frey wusste es nicht.
Lucas hatte sich seit zwei Tagen nicht mehr gemeldet, was nicht nur ihn selbst, sondern auch Alex beunruhigte. Der schwarzhaarige wünschte sich wirklich für den Mann endlich mal glücklich zu werden, weshalb er es auch gut heißen würde, wenn Lucas mitkommen würde.
Dieser müsste jedoch seine Familie aufgeben, für die Liebe. War das denn wirklich so eine gute Idee?
Er selbst hatte damals nicht lange gezögert, da er ja niemanden hatte, der ihn brauchte, ihn wollte. Aber bei dem achtzehnjährigen sah das wieder ganz anders aus.
Unmotiviert schlug Frey die Bettdecke zur Seite und kroch regelrecht aus dem Bett. Immerhin musste er sich ja noch duschen, anziehen und noch das Nötigste einpacken, da er dies noch nicht getan hatte.
Riley hatte gedacht, dass die Polizei sicher nicht noch einmal hier auftauchen würde, aus dem einfachen Grund, da diese ja dann alle zur Bank fahren müssten.
Hoffentlich hatte der braunhaarige recht.
Mit langsamen Schritten trat der Bursche nach draußen in die Küche. Alle Lichter waren aus und nicht ein Geräusch war zu hören, außer die tappenden Schritte des schwarzhaarigen, welcher sich nun eine Tasse aus dem Regal holte, sie mit Wasser füllte und für fünf Minuten in die Mikrowelle stellte, ehe er zurück in sein Zimmer huschte. Dort durchwühlte er den Schrank nach einem von Rileys Pullovern und verzog sich dann, mit ein paar weiteren Kleidungsstücken, ins Badezimmer. Dort entledigte er sich seiner Kleidung und stieg dann in die Duschkabine.
Angenehm warm und vor allem ein wenig beruhigend prasselte das Wasser auf den blassen und zierlichen Körper des Jungen. Das ganze nahm auch ihn wirklich mit. Er schlief nachts nur noch sehr wenig und tagsüber aß er nicht mehr sehr viel. Riley hatte ihn gestern Abend schon darauf angesprochen, doch Frey war diesem Thema sofort ausgewichen.
Die Türklingel?
Die Türklingel!
Unsicher stellte der schwarzhaarige das Wasser ab und horchte. Er hatte sich tatsächlich nicht geirrt. Was wenn der Sheriff wieder da war? Oder vielleicht war es doch nur Lucas!
Eilig stieg der Bursche aus der Kabine, schlang sich ein großes Handtuch um seinen Körper und hastete nach draußen. In der Küche angekommen, schlich er zur Sicherheit zu der Tür und sah durch den Spion.
Tatsächlich stand Lucas dort!
Sich noch einmal vergewissernd ob das Handtuch auch alles verdeckte sperrte der die Türe auf und sah zu Lucas auf.
,,Hey. Du kommst doch mit? Was ist mit deiner Familie und deinen Freunden?", wollte der sechzehnjährige neugierig und auch ein wenig besorgt wissen, während er zur Seite trat und den achtzehnjährigen herein ließ.
Schnell schloss Frey die Haustüre wieder, sperrte zu und wandte sich dann dem anderen Jungen zu, welcher ihn ein wenig amüsiert musterte.
,,Ich sehe ich habe dich gestört?", grinste er und folgte dem jüngeren ins Wohnzimmer.
,,Ehrlich gesagt, ja. Aber du hast meine Frage nicht beantwortet."
,,Ich habe meinen Eltern gestern gesagt, dass ich endlich einen Job gefunden habe. Im Ausland. Wo habe ich ihnen nicht gesagt, aber trotzdem haben sie sich damit zufrieden gegeben. Ich muss sie nur hin und wieder mal besuchen und so. sie wissen nicht, dass ich mit euch gemeinsam wohne. Dann würden die mich sowieso ermorden. Aber naja, da ich schon seit längerer Zeit einen Job suche oder eine andere Möglichkeit ins Ausland zu kommen, habe ich mir gedacht, dass wäre doch eine gute Geschichte. Whitefish Bay ist sicher sehr schön. Ich kann ja per Telefon mit meinen Eltern in Kontakt bleiben. Also geht das schon klar. Willst du dir nichts anziehen?", meinte Lucas nachdem er die Fragen des jüngeren beantwortet hatte.
,,Ja,klar. Ich bin gleich wieder da. Du kannst dir so lange einen Tee machen oder was auch immer du willst. Ich bin gleich wieder da.", erklärte Frey und lief eilig in sein Zimmer, wo er sich schnell umzog und dann eine Sporttasche vom Schrank holte.
In diese packte er nur ein paar Kleidungsstücke, ehe er den Reißverschluss zu machte und wieder zurück zu Lucas ins Wohnzimmer ging. Erst jetzt bemerkte Frey, dass dieser auch eine Sporttasche dabei hatte.
,,Glaubst du, dass wir es schaffen werden, die Stadt zu verlassen? Ich meine, klar hat Sean für alles vorgesorgt, doch was wenn er uns verrät? Ich meine er ist ein Gangster. Dazu noch der mächtigste in New York!", gab Frey zu bedenken. Doch ehe Lucas etwas erwidern konnte, klingelte das Handy des sechzehnjährigen.
,,Riley?", rief der Junge besorgt und auch erleichtert.
,,Hey, du musst in exakt fünf Minuten vor dem Haus sein, klar? Wir sind gleich da! Bis jetzt ist alles ganz gut gelaufen. Sean hat uns ein neues Auto besorgt. Mach dich fertig. Ist Lucas auch gekommen?", wollte Riley schließlich wissen.
,,Ja, er ist hier. Er wird mitkommen. Ist bei euch alles in Ordnung?", erkundigte sich der schwarzhaarige bei dem jungen Mann.
,,Ja. Ich wurde nur von einer Kugel gestreift. Zufällig befand sich ein Beamter in der Bank und hat auf mich geschossen. Es geht uns aber gut. Ist nur halb so schlimm. Wir beeilen uns. Bitte seid rechtzeitig draußen. Ich muss jetzt auflegen. Ich liebe dich.", meinte Riley noch, ehe er auflegte.
,,Ist alles in Ordnung?", wollte Lucas wissen, woraufhin Frey nur nickte.
,,Ja, soweit ist alles gut gegangen. Wir sollen in fünf Minuten vor der Tür sein. Sie kommen uns holen.", teilte der sechzehnjährige dem anderen mit.
Nickend erhoben sich die beiden.
,,Ich werde das Haus vermissen. Immerhin haben wir jetzt ein halbes Jahr hier gelebt.", dachte sich der Junge und hob seine Tasche auf.
,,Gehen wir?", meinte der dunkelbraunhaarige und trottete zur Tür. Frey folgte seinem Beispiel und sperrte die Türe auf. Erst trat Lucas nach draußen und dann er selbst, immerhin musste er wieder zu sperren. Den Schlüssen würde der sechzehnjährige behalten, als Erinnerungsstück.

Nur wenige Minuten später kam ein schwarzer Wagen angefahren.
,,Eisteigen! Schnell!", rief Riley, der auf dem Rücksitz saß und die Türe öffnete. Lucas stieg vorne neben Alex ein und knallte die Türe zu.
Frey ließ sich neben Riley auf den Rücksitz fallen und legte seine Sporttasche auf den Platz vor seinen Füßen hin, ehe er Riley in die Arme fiel.
Das Zischen des älteren ließ den Jungen zurückschrecken.
,,Tut mir leid. Das habe ich ganz vergessen! Ist es sehr schlimm? Lass mal sehen!", forderte Frey den jungen Mann auf, welcher das Kleidungsstück, welches er auf die Wunde presste etwas widerwillig wegnahm.
,,Okay, ich hab genug gesehen. Muss man das nicht verbinden?", erkundigte sich der schwarzhaarige und sah erst zu dem braunhaarigen und dann zu Alex.
,,Was denkst du warum ich jetzt hier hinten sitze und auf dich gewartet habe? Alex hat dir extra den Koffer aus dem Kofferraum geholt.", erklärte der junge Mann grinsend und reichte dem Jungen das rote Köfferchen.
Grinsend öffnete der sechzehnjährige den roten Koffer und holte erst einmal etwas zum desinfizieren heraus.
Während sich Frey um den braunhaarigen kümmerte, sprach Alex mit Lucas.
,,Du bist also wirklich mitgekommen, trotz der Tatsache dass ich ein gesuchter Krimineller bin.", stellte der Mann fest und legte seine Hand auf den Oberschenkel des Jungen.
,,Naja, was tut man nicht alles für die Liebe? Immerhin hast du mir versprochen aufzuhören. Also wie sollte ich denn das einfach hier bleiben.", murmelte der achtzehnjährige und lehnte seinen Kopf gegen die Scheibe.
,,Hoffentlich geht alles gut. Sean hat gesagt, er regelt alles und wir könnten ganz einfach aus der Stadt fahren. Hoffentlich hat er recht.", nuschelte Alex zu sich selbst und drehte sich kurz zu den beiden auf dem Rücksitz um.
,,Verschluckt euch bitte nicht.", grinste er und wandte sich wieder der Fahrbahn zu.


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