Familie?!

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  Als Frey wieder aufwachte, spürte er ein leichtes Pochen in seiner Nasengegend, und zwei starke Arme, die sich um seine Taille gelegt hatten. Zögernd öffnete er seine Augen. Es war nicht Sean, der ihn fest hielt. Auch keiner der Türsteher. Es war Riley. Dieser hatte selbst auch seine Augen geschlossen und schien zu schlafen. Die Lichter im gesamten Haus waren ausgeschaltet und auch von Alex fehlte jede Spur. Wie spät war es eigentlich?
Ein Blick auf die Armbanduhr seines Freundes verriet ihm, dass es schon nach Mitternacht war. Ein wenig benommen, stützte sich der Junge auf der Brust des älteren ab und versuchte aufzustehen.
,,Du bist endlich wach?", bemerkte plötzlich der braunhaarige Mann und öffnete seine Augen.
,,Ja, sieht ganz so aus. Hab ich dich geweckt?", wollte Frey sofort wissen und legte seinen Kopf wieder auf die muskulöse Brust des anderen.
,,Nein, ich konnte nicht schlafen. Du hast uns ganz schön etwas eingebrockt. Sean war außer sich, als Alex noch einmal mit ihm telefoniert hat, weißt du. Er hatte sogar vorgehabt, den Deal platzen zu lassen. Alex hat ihn schließlich noch beruhigen können. Was sollte das, Frey? Du hast dich selbst und uns in Gefahr gebracht. Ich habe dir schon oft erzählt, dass Sean gefährlich ist und du keine Dummheiten machen sollst! Du hast Glück, dass deine Nase nicht gebrochen ist. Sonst hätten wir dich in ein Krankenhaus bringen müssen und ich denke, dass du weißt, was dann passiert wäre! Ich habe dir vertraut, Frey. Du hast mir versprochen nicht dummes zu machen! Bin ich dir wirklich nur so wenig wert, dass du mir nicht einmal diesen einen Gefallen tun kannst?", knurrte Riley leise. Man konnte deutlich hören, dass er wütend und auch enttäuscht war.
,,Riley, ich hatte Angst! Was wenn dieser Sheriff wieder gekommen wäre? Er war ja schon einmal da und hat gesagt, dass er wieder kommt. Ich habe nicht nachgedacht, sondern einfach gehandelt. Es tut mir leid, wirklich! Ich wollte das alles nicht. Ich wollte doch einfach nur bei dir sein. Ich komme gar nicht zurecht wenn ich alleine bin. Zu Lucas konnte ich nicht gehen, da sein Dad ja bei der Polizei ist und der kennt mein Gesicht sicher. Da bleibt nur ihr beiden! Es tut mir wirklich leid, Riley. Ich wollte nicht, dass ihr solchen Ärger bekommt.", murmelte Frey leise und kaum verständlich.
,,Das solltest du Alex sagen. Der war kurz davor dich rauszuwerfen. Die ganze Sache nimmt ihn mehr mit als du denkst. Er hat endlich einmal jemanden gefunden der ihn liebt und jetzt muss er sich wahrscheinlich wieder von ihm trennen. Wenn Lucas nicht mitkommt, dann wird Alex noch unangenehmer als sonst sein. Glaub mir, so willst du ihn nicht erleben. Jetzt aber mal zu etwas anderem. Hast du Hunger? Ich kann mir vorstellen, dass du Kohldampf hast. Verprügelt zu werden, streiten und dann auch noch fast entführt werden macht hungrig, soweit ich weiß. Ich koch uns was schönes.", meinte der braunhaarige ebenfalls sehr leise und schob den Jungen sachte von sich herunter.
Er liebte Frey, mehr als alles andere und gerade deshalb wollte er nur das Beste für den Kleinen. Er wollte sich gar nicht vorstellen, was Sean mit dem schwarzhaarigen angestellt hätte, wirklich nicht. Aber auch Alex hatte Recht. Frey hatte sie alle in Gefahr gebracht. Sean war ihr letzter Anhaltspunkt. Wenn der Deal geplatzt wäre, dass hätten sie sich alle drei von selbst der Polizei stellen können, das wäre dann eine bessere Option gewesen, als ohne Geld und wenn man ihre Gesichter überall kannte. Alex hatte Sean in ihren Plan eingeweiht und dieser hatte sich dazu entschlossen ihnen zu helfen, warum auch immer, war den Männern unbekannt. Der Gangster kannte sehr viele Leute und hatte selbst bei der Polizei seine Leute. Deshalb würde es vielleicht sogar einfach für sie werden, über die Grenze zu kommen.
Unschlüssig darüber ob Riley nun wütend war oder nicht, erhob sich der sechzehnjährige und stand auf.
,,Bist du jetzt wütend auf mich oder willst mich nicht mehr sehen? Mehr als entschuldigen kann ich mich nicht! Es tut mir ja leid, ich habe nicht nachgedacht. Ich hatte einfach zu große Angst.", versuchte Frey noch einmal, den anderen zu besänftigen.
,,Nein, ich bin nicht sauer. Alex ist auch nicht sauer auf dich. Wir sind alle nur so gestresst. Und Alex am meisten. Er wartet immer noch auf Lucas' Antwort. Aber jetzt komm, ich habe auch Hunger und ich glaube mir fällt schon noch etwa ein, wie du dich mehr als nur entschuldigen könntest.", grinste der ältere der beiden und stand elegant auf, ehe er seine Hände auf die Taille des kleineren legte. Natürlich wusste dieser sofort, was Riley meinte und grinste leicht.
,,Später. Nachdem du die ganze Zeit über Hunger und Kochen geredet hast, habe ich wirklich Hunger bekommen.", erklärte Frey ausweichend und schob den braunhaarigen von sich, um in die Küche zu gehen. Wenigstens seine Nase war nicht gebrochen.
,,Frey, bist du irgendwie sauer auf mich? Du wirkst ein wenig abweisend, mir gegenüber. Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?", wollte Riley ein wenig besorgt wissen und schlang noch einmal, jetzt von hinten, da Frey ihm den Rücken zu gewandt hatte, seine Arme um den schmalen Jungen.
,,Ja, ich bin nur müde und wirklich hungrig. Mir geht es gut. Ich habe keinen Grund, sauer auf dich zu sein. Den hast eher du.", antwortete der schwarzhaarige leise und legte seine kleineren Hände auf die des älteren, welche dieser auf seinem Bauch platziert hatte.
,,Ich bin nicht sauer! Wirklich nicht. Aber wenn du willst, dann können wir das Kochen ach auf später verschieben und uns jetzt wieder versöhnen. Was sagst du dazu? Ich bin mir sicher, dass sich das einrichten lässt, oder? Immerhin, willst du doch, das ich nicht mehr sauer auf dich bin, oder?", nuschelte Riley in das Ohr des kleineren und begann daran zu knabbern.
,,Bist du wirklich so notgeil? Du hast mir jetzt drei mal versichert, dass du nicht sauer auf mich bist, also von dem her würde ich sagen, dass wir keinen Versöhnungssex haben werden. Und außerdem habe ich jetzt Hunger, da kann ich mich nicht konzentrieren und meine Nase tut weh. Und ich will nach dem Essen erst einmal duschen. Aber vielleicht lässt sich da ja noch etwas einrichten. Wenn du mir etwas schönes kochst, kann ich solange unter die Dusche springen und nach dem Essen, werden wir und dann, nenn es von mir aus versöhnen.", sagte Frey und löste sich ein weiteres Mal aus den Armen des anderen, ehe er sich auf den Weg in die Küche machte.
,,Von mir aus. Was will euer Gnaden denn essen?", knurrte Riley und folgte seinem jüngeren Freund.
,,Überrasch' mich. Ich gehe jetzt duschen und mir etwas anderes anziehen. Versuch etwas schnelles zu kochen. Ich beeile mich. Versprochen. Ich bin mir sicher, dass du so lange warten kannst.", meinte der Junge noch und ließ Riley in der Küche stehen.

Frey suchte sich einen Pullover von Riley aus dem Schrank heraus und schnappte sich noch ein paar eigene Kleidungsstücke, ehe er im Bad verschwand. Im Spiegel betrachtete der Junge seine Nase. Sie war ein wenig blau und violett und schmerzte ein wenig, doch der schwarzhaarige hatte schon schlimmeres erlebt. Viel schlimmeres.
Er wandte sich ab und legte die frische Kleidung auf einen Stuhl, ehe er sich auszog und in die Duschkabine stieg.
Das heiße Wasser half dem sechzehnjährigen sich zu entspannen. Der Tag war nicht nur für Riley und Alex anstrengend gewesen sondern auch für ihn. Auch wenn er daran selbst Schuld war. Noch immer plagten ihn Sorgen , wegen dem Sheriff aus Nashville. Er würde sicher wieder kommen und dann nicht einfach wieder gehen. Für alle Fälle musste er einen Plan schmieden, falls es wirklich dazu kommen würde, dass dieser Mann wieder hier auftauchte. Die beiden jungen Männer würden die nächsten Tage sehr beschäftigt mit planen und ausrauben sein. Vielleicht würde Frey dann ja wieder auf sich alleine gestellt sein. Nach einigen Minuten schaltete der Bursche das Wasser wieder ab und griff nach einem Handtuch, welches er um sich schlang und stieg dann wieder aus der Duschkabine.
Frey musste zugeben, dass er müde war. Sein Hunger jedoch war so groß, dass er sicherlich nicht ohne etwas zu essen ins Bett gehen würde und außerdem hatte Riley ihm doch so ein verlockendes Angebot gemacht, dass der schwarzhaarige nun einmal nicht ausschlagen konnte. Wenn der braunhaarige nicht so verdammt gut in seinem Job wäre, sähe das alles natürlich ganz anders aus. Rasch zog er sich an und rubbelte seine Haare mit einem Handtuch ein wenig trocken, sodass sie zumindest nicht mehr ganz so nass waren, ehe er zurück zu dem jungen Mann in die Küche trottete.

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Schon seit zwei Stunden lag Sam in seinem Bett. Er konnte einfach keinen Schlaf finden. Der Mann hatte das Gefühl, so nah dran zu sein, seinen Neffen zu finden und doch schien es ihm so, als wäre er gerade diesem so entfernt wie vor einem halben Jahr.
Sams Bruder war mit nur achtzehn Jahren Vater geworden, die Mutter war erst sechzehn gewesen, und hatte einen kleinen Sohn bekommen. Frey sah dem Bruder des Sheriffs so ähnlich, dass dieser einen DNA Test hatte machen lassen, weshalb auch er damals im Krankenhaus bei Frey, kurz nachdem er ihn zurück in das Heim gebracht hatte, war, um an dessen DNA zu kommen.
Der Test hatte übereingestimmt Frey war tatsächlich der Sohn seines Bruders. Jedoch gab es noch ein weiteres Problem. Sam war sich nicht sicher darüber, ob die beiden Kriminellen, den Jungen wieder entführt hatten, oder ob dieser aus freiem Willen mit den Männern gegangen war. Gerade das war es, was dem Mann solche Sorgen bereitete. Zudem vermisste er auch Nashville. Seine Frau und seinen Sohn, der Mittlerweile so alt war, wie Frey.
Sam hatte sich vorgenommen, den Jungen zu finden und nach Hause zu bringen, wenn das möglich war, und nicht ins Gefängnis. Vielleicht würde sein Bruder sich ja freuen, seinen Sohn kennenzulernen. Der Mann konnte nur hoffen, dass alles einfach werden würde. Dass er den Jungen mit nach Nashville bringen konnte, zu seinem Vater, und die beiden Männer endlich im Gefängnis landen würden. Erst dann, würde Sam mit sich selbst zufrieden sein.
Der Bursche hätte es mehr als nur verdient, endlich seine richtige Familie kennenzulernen, nachdem, was der Polizist in der Akte des schwarzhaarigen Jungen gelesen hatte.
Das was diesem Kind widerfahren war, wollte er wirklich niemanden zumuten. Sexuelle Praktiken und andere Misshandlungen. Niemand hatte so etwas verdient und erst recht nicht ein unschuldiges Kind.   

CriminalWhere stories live. Discover now