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Nach ein paar Minuten, in denen ich in der Eingangshalle gewartete hatte, kam eine Person auf mich zu. Ich konnte nicht sagen wie sie aussah, geschweige denn wer es war, denn ich sah durch die helle Sonne von draußen nur ihre Umrisse. Als sie sich näherte erkannte ich ein wunderschönes blondes Mädchen, mit strahlenden blauen Augen. Sobald sie mich sah, fing sie an ihre hell rosanen Lippen zu einem sanften Lächeln zu verziehen, sie hatte leichte Grübchen, die ihre markanten Gesichtszüge betonten. Ohne es zu merken starrte ich sie schon eine Weile an, "Salut, ich bin Annabelle, ich soll dich ein bisschen rum führen und dir dein Zimmer zeigen. Ich hoffe du bist keine von diesen Zicken, die die ganze Zeit über nichts anderes als über Jungs oder Make-Up reden? Ach egal, du siehst auf jeden Fall nicht so aus! Warum kommst du eigentlich so mitten im Schuljahr? Bist du irgendwo geflogen? Naja, wenn deine Eltern das nötige Kleingeld haben, würdest du vielleicht sogar dann noch genommen werden... Solange es nicht an den Noten gelegen hat, die nehmen hier nur die, die gut genug waren um die Schuljahre bisher zu bestehen! Eigentlich ist das ja nicht so schwer und die meisten sind ja sowieso schon seit ihrem ersten Highschool Jahr hier." Sie plapperte direkt los, Annabelle hatte einen leichten französischen Akzent, aber da sie mich sowieso auch auf Französisch begrüßt hatte ging ich mal davon aus, dass sie Französin ist. Als sie immer noch nicht aufhörte zu reden fing ich an zu lachen, "Ganz ruhig, ich glaub wir laufen noch ne Weile, und wir haben genug Zeit um uns noch ein bisschen zu unterhalten, du musst nicht alles in den ersten 5 Minuten raushauen..." Sie fiel in mein Lachen ein, "Pardon, ich bin nur einfach neugierig, die anderen sagen, ich würde wie ein Wasserfall reden sobald ich mal angefangen habe!" sie schien mir nicht böse zu, sie unterbrochen zu haben. "Dann will ich mal deine Fragen beantworten, also ich würde mich selbst nicht zu den 'Zicken' zählen und ich bin jetzt hier, weil ich gestern einen Brief vom Internat erhielt, dass ich angenommen wäre, obwohl ich mich noch nicht einmal angemeldet hatte!" beantwortete ich ihr die Fragen. Es ging aber gleich weiter, "Oh, und woher kommst du? Ach das wichtigste: Wie heißt du überhaupt? Wie alt bist du? Auf was für einer Schule warst du davor? Was sind deine Hobbys?" Ihre Fragen schienen kein Ende zu haben, also fing ich erstmal an sie zu beantworten. "Ich komme aus den USA aus Chicago, ich heiße Clary, bin 16 Jahre alt, ich war einfach auf ner normalen Schule und meine Hobbys sind eigentlich nur tanzen." Ich hoffte keine Frage vergessen zu haben. "Auf einer ganz normalen Schule??" Ich verstand nicht ganz warum sie das wissen wollte, bis mir wieder einfiel auf was für einem Internat sie war... "Ja du weißt schon, ne staatliche..." Wahrscheinlich würde ich jetzt direkt zum Außenseiter werden, als einzige mit normaler Bildung und nicht so besonderes Etwas, dass man sein musste um hier her zu kommen. Doch gegen meine Erwartungen sprang sie begeistert auf der Stelle, "Oh wie cool! Erzählst du mir wie das ist? Es muss toll sein, nicht die ganze Zeit von so gestriegelten Schnöseln und verzogenen Gören begleitetet zu werden! Ich mein, was erwartest du hier, die denken alle sich alles erlauben zu können, nur weil ihnen alles seit sie Babys waren in die Wiege gelegt wurde!" Ehrlich, ich dachte nicht hier jemanden mit dieser Einstellung zu finden, und schon fuhr sie fort: "Also ich mein der Unterricht ist wahrschlich besser gestaltet, weil mehr Geld reingesteckt wird und auch die Schule an sich und die Lehrer sind toll. Aber an manchen Charaktern kannst du verzweifeln!" Ich lachte: "In meiner Schule war das nicht anders, ich mein es gibt doch überall irgendwelche verzogenen Gören, wie du das so schön gesagt hast!" "Bien ich muss dich nachher unbedingt den Anderen vorstellen!"

Ohne es zu merken, waren wir ein ganzes Stück gelaufen, wir standen in einem Flur am anderen Ende des Schlosses und ich konnte in den vorderen Bereich des weitläufigen Gartens sehen. "Hum. Wir haben ziemlich viel verpasst, aber das waren nur unwichtige Räume... Hier im Flur sind ein paar Klassenzimmer und Lehrer-Büros. Dann die Treppe hoch das gleiche nochmal, jeder Lehrer hat seinen eigenen Klassenraum und daneben ein kleines Büro, das Klassenzimmer kann mit den Schülern gestaltet werden. Also auch Farbe und Möbel und so! Ich find's klasse..." wir gingen eine Runde durch die Flure, bis wir wieder in der Halle standen. "Die Flügeltür da auf der anderen Seite führt zum Speisesaal, auch Ballsaal genannt. Die richtig großen Feierlichkeiten werden dort drin abgehalten, dafür werden dann einfach die Stühle und Bänke raus geschafft. Ich glaub oben gibt abgesehen von den Büros und ein paar Klassenzimmern nichts interessantes, also können wir auch gleich runter! Komm mit." Direkt neben der breiten Treppe öffnete sie eine unscheinbare graue Tür, "Früher waren das die Dienstbotengänge, aber es wurde alles restauriert und der Keller wurde gebaut! Der ist fast so groß wie der Garten! Sie haben alles untergraben, dadrin könnte sich eine zweite Schule einquartieren!!" Sie fing mit großem Enthusiasmus an von den Katakomben zu schwärmen. Also machten wir uns auf, gingen die Treppen runter und kamen in einem breiten, freundlichen Flur mit großen Türen zu beiden Seiten und Teppichbesatz auf dem Boden zum stehen.

"Hier sind wir im Zentrum der Schächte, die Türen führen größtenteils nicht in Räume sondern in angrenzende Flure und sind meines Wissens zum Feuerschutz da. Sonst sind die restlichen Gänge eigentlich offen. Wenn du mal irgendwas Bestimmtes suchst, fragst du mich einfach. Hm... Auf deinem Tablet könnte auch schon eine Karte vorgespeichert sein! Ich zeig dir jetzt nur mal grob die Richtungen. Einfach Gerade aus gehst zu den Unterkünften, Die Türen sind mit ihrem jeweiligen Bereich beschriftet, zum Beispiel geht's hier rechts zur Sporthalle, rechts zur Bowlingbahn und da hinten sind die Fitness und Tanzstudios!" Ich musste mir nachher auf meinem Tablet nochmal genau angucken wo ich hin musste...

Eine Weile hörte ich ihr noch interessiert zu, doch irgendwann wurde es immer langweiliger für mich, ich gähnte, was von ihr auch nicht unbemerkt blieb. "Upsi", sie fing an zu lachen: "Hab vergessen das du sehr wahrscheinlich einen Jetlag hast und das hier nicht ganz so spannend ist, solange ich es nur erzähle! Glaub mir, sobald du hier deine Freizeit verbringst ist dir nie wieder langweilig!" Und schon wieder fing sie an abzuschweifen. Resigniert schaute ich sie an, "Sorry aber irgendwie zieht sich das grade ziemlich... Lass uns das irgendwann wiederholen, aber ich fall gleich um!" Erst wirkte sie doch leicht verstört, doch dann nickte sie einsichtig und ging Richtung der Nebengebäude voraus.

ChangesWhere stories live. Discover now