Oh Gott, Mace wird uns umbringen.

Erst Edon, und dann mich.

Schnell winde ich mich aus seinem Griff und umfasse sein Gesicht, um an diesem zu rütteln. »Steh endlich auf du Brocken!«, zische ich und verziehe frustriert das Gesicht.

Er gibt nur ein widerwilliges Brummen von sich. »Lass mich in Ruhe. Wir haben noch Zeit...«

Ich schnappe verdattert nach Luft. »Edon! Es ist zwanzig vor und mein Bruder wird in kürze in mein Zimmer kommen, weil er wahrscheinlich denkt, dass ich immer noch nicht aufgestanden bin. Und wenn er uns so sieht, dann sind wir sowas von geliefert..«

»Das ist mir egal..«, höre ich ihn nur ins Kissen murmeln, ehe er sich auf die andere Seite dreht und mir somit den Rücken zukehrt.

Ich schnaube leise. »Das ist doch nicht dein Ernst!«

Als ich keine Antwort bekomme, möchte ich gerade erneut zum Sprechen ansetzten, halte aber mitten in der Bewegung inne, als ich höre, wie sich Schritte meinem Zimmer nähren. Der Holzboden knarzt und mich übermannt wie auf Knopfdruck die schneidende Angst.

Panisch lausche ich den Schritten, die immer näher kommen und kneife fieberhaft meine Augen zusammen. Keine Sekunde später schlage ich sie wieder auf und dann geht alles plötzlich ganz schnell. Ich schubse Edon mit einer einzigen, schnellen Bewegung vom Bett und krieche in Blitzgeschwindigkeit wieder unter die Decke.

Genau in diesem Moment wird die Zimmertür geöffnet und Mace erscheint im Türrahmen, der die Brauen zusammengezogen hat, während er seinen Blick aufmerksam durch mein Zimmer schweifen lässt.

»Was machst du hier?«, piepse ich einige Oktaven zu hoch und kann nicht anders, als panisch einen halben Blick zurück auf Edon zu werfen, der hinter meinem Bett auf dem Boden liegt. Aus Mace's Position aus müsste man ihn nicht sehen können, doch die kleine Wahrscheinlichkeit, dass er es dennoch tut, treibt mir den Angstschweiß die Stirn hinab.

»Ich dachte, ich habe Stimmen gehört.«, kommt es von Mace, der ziemlich verwirrt aussieht und nach einer gefühlten Ewigkeit endlich zu mir sieht.

Ich stoße möglichst leise die angestaute Luft aus, ehe ich zum antworten ansetze und dabei versuche, möglichst glaubwürdig zu klingen. »Was? Das hast du dir wahrscheinlich nur eingebildet. Oh nein, warte! Ich hab vorhin mit Malia telefoniert, dass muss es gewesen sein.«

Mace zuckt mit den Achseln. »Achso, na dann. Du solltest langsam aufstehen, falls du nicht zu spät kommen willst.« Mit diesen Worten und einem letzten unschlüssigen Blick verlässt er mein Zimmer und lässt mich mit einem hämmernden Herzen zurück.

Sobald die Tür ins Schloss fällt, ertönt ein leises Stöhnen. Mein Blick schießt zu Edon, der sich langsam aufstemmt und mich mit einem Blick voller Unglauben anstarrt. »Was verdammt sollte das?«

Ich bin so überrumpelt von seiner Frage und seinem intensiven Blick, dass es mir für einen Moment die Sprache verschlägt. Dann jedoch, als ich bemerke, dass er auf eine Antwort wartet, räuspere ich mich heiser. »Ich.. i-ich wollte verhindern, dass er uns so erwischt.«

Edon hebt eine Augenbraue. »Und dir ist kein besserer Weg eingefallen, als mich vom Bett zu schmeißen?«

Ich schlucke hart. »Nein... nein, natürlich nicht. Ich stand unter Druck. Das erschien mir am logischsten. Was hätte ich deiner Meinung nach bitte sonst tun sollen?«, rufe ich dann aufgebracht.

Edon verschränkt die Arme vor seiner Brust und ich kann nicht anders, als fasziniert das Muskelspiel zu bewundern, dass sich mir bietet. »Du hättest schreien können, dass er nicht reinkommen soll, weil du nackt bist.«, entgegnet er ohne mit der Wimper zu zucken.

Ich keuche erschrocken. »Edon!«

»Was?« Er sieht mich mit einem vollkommen unschuldigen Blick an und treibt mich somit nur noch mehr in den Wahnsinn.

»Hör auf damit!«

»Mit was?«

»Mit alldem.« Ich deute auf ihn, halte dann aber inne, da mir bewusst wird, wie dumm ich mich gerade benehme. Mace ist immer noch nebenan. Ich schätze ich sollte langsam aufstehen. Ich seufze. »Steh jetzt auf, du musst verschwinden. Bevor Mace dich noch entdeckt.«, fahre ich dann fort und fahre mir kurz durch die Haare.

Edon nickt und mustert mich noch einen Moment lang, was mich unruhig macht. Dann erhebt er sich ganz und blickt auf mich herunter, was mich nicht kalt lässt. Ganz und garnicht.

»Ai ai, Ma'am.«, erwidert er dann und salutiert, was mir wiederwillig ein Grinsen entlockt.

Edon bewegt sich auf meinen Balkon zu, was mich dazu bringt, ebenfalls aufzustehen. Verwirrt folge ich ihm nach draußen und verziehe das Gesicht. »Was hast du vor?«, frage ich dann, da er nicht Anstalt macht, etwas zu sagen.

»Nach was sieht's aus? Ich kletter runter.«, antwortet er kurzgebunden und schwingt sich mit einer Bewegung auf die andere Seite, um dann langsam herunterzuklettern.

Ich reiße erschrocken die Augen auf. »Was um alles in der Welt machst du da?!«, kreische ich hysterisch und renne aufs Gelände zu, um Edon dabei zuzusehen, wie er heil auf dem Rasen aufkommt.

Sein Blick findet wieder den meinen und er grinst so großspurig, dass mein Herz wieder anfängt wie verrückt gegen meine Brust zu schlagen. »Ich gehe, wie du es mir befohlen hast.«

»So meinte ich das nicht, und das weißt du ganz genau! Ich wollte, dass du wie ein normaler Mensch aus der Haustür verschwindest.«, rufe ich möglichst leise, da ich nicht möchte, dass Mace etwas mitbekommt.

Edon fährt sich durch die Haare, ehe er mir wieder ein unwiderstehliches Lächeln schenkt. »Das Einzige was zählt ist, dass ich draußen bin. Hab ich übrigens gern gemacht, Eiskönigin.«

Ich schnaube empört. »Mach dich lieber fertig, bevor wir zu spät kommen, Dornröschen!«

Darauf antwortet Edon nur mit einem Lachen. Einem verdammt heißen Lachen, dass mich um den Verstand bringt.

Oh nein, dass ist garnicht gut.

Casanova ✓Where stories live. Discover now