Nikko is Nippon

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03.10. Dienstag


07:05, Ueno Station

Endlich bin ich hinter das Geheimnis gekommen, wie die Japaner es schaffen, dass ein wunderschön rechteckiges Fenster im Spiegel nicht beschlägt: Der ist beheizt! So einen Luxus würde ich mir auch für Zuhause wünschen. Für uns steht nun die erste Fahrt mit dem weltbekannten Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen an, wir fahren nach Nikko. Im Bahnhof ist es ungewohnt laut nach all der Zeit im ruhigen Tokyo, aber ich freue mich schon sehr auf die Fahrt Richtung Norden


08:30, Nikko Line

Nachdem wir Tokyo in atemberaubender Geschwindigkeit verlassen haben, sitzen wir nun wieder in einem kleineren Zug und fahren durch die beschaulichen Dörfer mit ihren traditionell kleinen Häusern, den zahlreichen über den Häusern hängenden Stromleitungen und kleinen Schreiben. Es ist bezaubernd, genau wie in einem Chili Film. Sobald der Zug einmal hält und man nicht mehr das Rattern der Bahngleise hört, wird einem bewusst wie unglaublich still es in diesem Zug ist. Man traut sich kaum zu reden. Kein Wunder, dass die Japaner hier reihenweise einschlafen. Ich würde mich das nie im Leben trauen, mal abgesehen davon dass ich in Fahrzeugen eh nicht schlafen kann


14:05, Nikko

Die Stadt in bergigen Gelände hat wirklich wunderschöne Tempel zu bieten. Sie wirken hier ganz anders als die verhältnismäßig schlichten der Edo-Ära in Tokyo, sind deutlich prunkvoller und stark chinesisch beeinflusst. Dennoch bildet sich auch hier eine große Naturverbundenheit ab, besonders eindrucksvoll in Szene gesetzt mit den riesigen Zedern die überall auf dem Gelände wachsen. Besonders die in den Innenräumen ausgelegten Tatami Matten gestalten den Besuch als besonders angenehm. Hier können wir auch ein wohl einzigartiges Schauspiel bewundern: Der Schrein bekommt ein neues Dach. Das gesamte Gebäude wurde zu diesem Zweck in ein ausgesprochen hässliches Verhüllungskunstwerk verwandelt und man kann von einigen Plattformen aus den Arbeitern zusehen. Hier bietet sich eine besonders interessante Möglichkeit seinen Wunsch anzubringen, für eine Spende von 2000 Yen darf man eine der Kupferplatten beschriften, mit der das Dach anschließend gedeckt wird.  Das wohl bekannteste Symbol Nikkos sind die drei Affen, die sich Augen, Mund und Ohren zuhalten, als Symbol dafür, dass man nichts Böses sehen, hören oder sagen sollte. Aber auch sonst ist es auf jeden Fall einen Tagesausflug wert. Das scheinen auch die zahlreichen Grundschulklassen so zu sehen, die sich mit ihren gelben Hüten vor die Schreine drängen.


17:50, Nikko

Die japanischen Grundschüler sind schon alle sehr kawaii. Mit blauen Haaren ist man da natürlich der Hit, also hab ich fröhlich gelächelt, gewunken und... Ne warte, hier sollte es um den Wasserfall gehen. Hier kann man nämlich neben Schreiben auch dieses wunderschöne Naturschauspiel beobachten, wenn sich zwei Tonnen Wasser pro Sekunde 90m in die Tiefe stürzen. Aber auch der Wald rundherum war wunderschön, leider hat die Blattfärbung noch nicht seine volle Pracht entfaltet. Mein Vater regt sich inzwischen über seine zweite unerwartete Ausgabe auf, als ihm das Ladekabel kaputt geht, nachdem er bereits beinahe den Reiseführer im Schrein vergessen hätte und noch einmal Eintritt bezahlen musste um ihn zu holen.

100% Japan - Erfahrungen aus dem Land der aufgehenden SonneWhere stories live. Discover now