Oh man.

Ich bin so dumm.

So dumm, so dumm, so dumm.

Schluckend richte ich mich im Sitz auf und wende mich wieder der Windschutzscheibe zu, um ihm zumindest den Blick auf mein Gesicht zu verwehren. Die ganze Situation wird immer unangenehmer und ich weiß nicht mehr, was ich tun soll.

»Es ist wirklich nichts, ich bin einfach nur ein bisschen müde.«, sage ich dann mit mehr Nachdruck und stelle erleichtert fest, dass es diesmal glaubwürdiger klingt. Edon's Blick liegt wieder auf mir, dass spüre ich genau, doch er antwortet nicht, wofür ich ihm unglaublich dankbar bin.

Nach einigen weiteren stillen Minuten kommen wir endlich an. Die Gegend in der wir wohnen ist friedlich und wie in einem Bilderbuch, was ich persönlich total schön finde. Ich mag es einfach, wenn es ruhig ist, dementsprechend ist dieser Ort wie für mich geschaffen. Viel Natur, Ruhe und vor allem tolle Nachbarn.

»Falls meine Mutter dich fragt wie es mit Mathe läuft-«

»Dann werde ich ihr sagen, dass du immer besser wirst.«, beende ich seinen Satz und kann mir kein Grinsen verkneifen.

Ich gebe Edon seit einer geraumen Zeit Nachhilfe in Mathe, da er wirklich eine totale Niete darin ist. Doch egal wie oft wir üben, er schafft einfach keine bessere Note als eine vier, doch auch diese Note gleicht bei ihm einem Weltwunder.

»Danke, du bist die beste, Ari.« Er schenkt mir ein breites Grinsen, ehe er aus dem Auto steigt. Benommen tue ich es ihm nach und laufe zusammen mit ihm auf das Grundstück zu, auf das sich sein Haus befindet. Ich muss zugeben, es ist wirklich schön. Es gleicht dem unseren, doch das ist eigentlich ganz normal, denn so sehen alle Einfamilienhäuser in dieser Gegend aus.

»Na dann, ab in's Unglück«, murmelt Edon neben mir und ich weiß sofort, was er damit meint.

Stumm sehe ich ihm dabei zu, wie er die Haustür öffnet, ehe wir zusammen ins Innere treten. Es herrscht eine angenehme Stille und ich habe kurz die Befürchtung, dass doch niemand hier ist. Das ändert sich jedoch schlagartig, da ich im nächsten Moment in eine feste und vor allem liebevolle Umarmung gezogen werde.

Ich erkenne sofort den braunen Haarschopf, der mir sehr bekannt ist. Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. »Ariana! Ich freu mich, dich endlich wieder zu sehen!«

»Ich freu mich auch, Lorena«, grüße ich Edon's Mutter zurück, nachdem wir uns voneinander gelöst haben.

Sie strahlt mich aus ihren warmen braunen Augen an und ich bemerke abermals, dass Edon die Augen seiner Mutter hat. Da ist einfach die selbe Wärme und die hellen Sprenkel, die alles noch tiefer wirken lassen.

»Ariana, gut, dass du gekommen bist. Ich hatte kurz die Befürchtung, dass du mich versetzt hast.«

Ich öffne gespielt empört den Mund. »Das würde ich doch wagen!«, beteuere ich, doch kann mir dabei einfach kein Lachen verkneifen. Es ist wirklich schön Lorena zu sehen, denn sie ist für mich nicht nur Edon's Mutter. Sie ist viel mehr als das. Lorena hat einfach einen verdammt großen Platz in meinem Herzen.

»Du wolltest mit mir sprechen?«, frage ich dann, da ich mich wieder daran erinnere, warum ich überhaupt hier bin.

Lorena lächelt trüb. »Ja, lass uns das aber lieber unter vier Augen besprechen.« Mit einem kurzen Nicken zur Seite macht sie deutlich, dass sie Edon nicht dabeihaben will.

Kurz muss ich grinsen, da Edon's Blick einfach unbezahlbar ist.

»Was? Du willst deinen einzigen Sohn nicht dabeihaben?« Empört sieht Edon zu seiner Mutter, zwinkert mir aber keinen Moment später unauffällig zu.

Loren macht ein ernstes Gesicht. »Das ist eine Sache zwischen Ariana und mir.«, erklärt sie dann, worauf Edon nickt, obwohl ich bemerke, dass er immer noch nichts versteht.

»Ich geh dann mal hoch in mein Zimmer und lasse... euch beide alleine.«, kommt es noch von Edon, der ein letztes Mal zu mir sieht, ehe er sich umdreht und die Treppen nach oben läuft.

Sobald er auser Reichweite ist, atme ich erleichtert aus und blicke langsam zu Lorena, die mit einer Handbewegung in die Küche deutet.

Zögernd laufe ich ihr nach und versuche dabei das mulmige Gefühl zu unterdrücken, dass mit einem Mal in mir hochkommt. Denn ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, scheint das, worüber sie mit mir sprechen möchte, alles andere als schön zu sein.

Und genau das ist das Problem. Denn ich weiß, was nun kommen wird. Ich weiß es. Doch ich will nicht mehr darüber reden. Genauso, wie ich nicht daran denken möchte.

Casanova ✓Where stories live. Discover now