Kapitel 2

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| Ariana |

Zügig laufe ich den Gang entlang und versuche dabei die anderen um mich herum auszublenden, was nicht gerade leicht ist. Es ist einfach zu voll, stickig und als wäre all das nicht schlimm genug bekomme ich jedes Mal wenn ich an einer Gruppe von Schülern vorbeilaufe die neusten Gerüchte zu hören.

Und fast jedes einzelne mal fällt der Name Edon Parker.

Es ist ja eigentlich nichts neues, denn er ist und bleibt eben Gesprächsthema Nummer eins hier und das wird sich wahrscheinlich auch nicht so schnell ändern.

Seufzend schultere ich meinen Rucksack und begebe mich an meinen Spind. Massen an Schülern ziehen an mir vorbei und in diesem Moment bin ich mehr als nur glücklich darüber, dass ich nicht besonders auffalle. Stumm öffne ich meinen Spind und krame mein Mathebuch heraus, das ich gleich darauf in meinem Rucksack verstaue.

Die meisten würden nun wahrscheinlich schlecht drauf sein, doch ich freue mich auf die nächste Stunde. Mathe ist mein Lieblingsfach, es macht mir Spaß und ich bin auch gut darin, was wahrscheinlich der ausschlaggebende Punkt ist.

»Ariana«, ertönt es neben mir, was mich dazu bringt, mich zur Seite zu drehen und geradewegs in Nova's Gesicht zu sehen. Sie kommt lächelnd neben mir zum stehen und schließt mich zur Begrüßung in eine Umarmung. »Ab heute haben wir zusammen Mathe.« Während sie mir das erzählt strahlt sie übers ganze Gesicht. Ich wiederum ziehe nur die Augenbrauen zusammen.

Nova ist eine gute Freundin, soweit man das sagen kann. Wir begrüßen uns wenn wir uns über den Weg laufen und sprechen auch ab und an miteinander. Es ist keine enge Bindung oder so, eher flüchtig, doch ich mag sie und wir kommen eigentlich gut miteinander aus.

»Ich dachte du hast Mathe bei Mrs. Cooper.«, sage ich, während ich meinen Spind wieder schließe und mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht streiche. Ich mustere Nova aufmerksam und muss abermals feststellen, dass sie zu der Sorte Mensch gehört, der immer gute Laune hat.

»Das habe ich eigentlich auch..«, fängt sie an, während sie sich bei mir einhakt und mich durch den Flur zieht. »Aber ich habe den Kurs gewechselt. Ich hatte einfach keine Lust mehr auf Mrs. Cooper, du kennst sie ja.«, fährt sie fort und verzieht bei ihrem Namen kurz ihr Gesicht.

Ja, ich kenne Mrs. Cooper. Sie ist eine der langweiligsten und zugleich strengsten Lehrerinnen auf unserer Highschool. Ich bin wirklich mehr als nur glücklich darüber, dass ich sie in keinem Fach mehr habe, denn dann wäre mir die Lust auf Schule wahrscheinlich schon längst vergangen.

Obwohl... die war ja noch nie so richtig da.

»Ach übrigens« Nova hält mitten in der Bewegung inne und dreht sich ganz zu mir. »Ich wollte dich fragen, ob du nach dem Lacrosse Spiel am Freitag mit feiern kommst? Du weißt schon, ein bisschen Spaß und Ablenkung von der Schule.« Sie grinst mich bis über beide Ohren an und scheint mehr als nur begeistert von ihrem Plan zu sein.

Innerlich verdrehe ich die Augen, denn ich habe es satt, immer wieder das selbe gefragt zu werden. Denn meine Antwort auf diese Frage - die übrigens Nein ist, ändert sich wahrscheinlich nicht. Es ist nicht weil ich Partys verabscheue oder so, es geht mir auch nicht ums trinken. Ich mag Partys aus einem ganz einfachen Prinzip nicht: Dort klärt sich Edon meistens seine neuen Eroberungen. Und ich kann einfach nicht immer aufs neue dabei zusehen.

»Ich denke nicht, dass das so eine Gute Idee ist.«, bemerke ich deshalb, während ich durch die Tür unseres Kursraumes spaziere.

Ein Blick über die Schulter genügt, um zu sehen, wie Nova entsetzt das Gesicht verzieht. Sie scheint es nicht nachvollziehen zu können, weswegen ich mir ein Schmunzeln verkneifen muss. »Aber ich denke noch einmal darüber nach.«, füge ich dann hinzu, da ich weiß, dass sie sonst keine Ruhe lässt.

Sie nickt zufrieden. »Sag mir dann einfach Bescheid.«

Nun bin ich diejenige, die nickt. Nova ist ein sehr spezieller und doch liebenswürdiger Mensch. Und obwohl ich sie nicht besonders gut kenne, fällt es mir schwer, ihr eine Bitte abzuschlagen.

Ich schenke ihr noch ein kurzes Lächeln, ehe ich mich auf meinen Platz setzte, der sich Gottseidank etwas weiter hinten befindet. Langsam packe ich meine Materialien raus, doch halte inne, als mein Handy vibriert. Hastig fische ich es aus meiner Hosentasche und entsperre es, um mir die neue Nachricht durchzulesen.

Edon: Sag Mace bitte Bescheid, dass ich heute bei euch übernachte.
Ich kann ihn nicht erreichen.

Ich erstarre, sobald ich sehe, von wem die Nachricht ist. Mein Herz macht einen kleinen Luftsprung, doch als ich dann so richtig realisiere, was genau er da geschrieben steht, halte ich erneut inne.

Er will heute bei uns übernachten, dass heißt also, dass ich das mit dem Distanzieren vergessen kann. Aber wem mache ich hier was vor, es wäre sowieso schwer, wenn nicht sogar unmöglich, da ich Edon täglich über den Weg laufe, zumal er nicht nur der beste Freund meines Bruders, sondern auch mein Nachbar ist.

Ich fahre mir frustriert durch die Haare, ehe ich ihm kurzgebunden antworte.

Mach ich.

Schnell lasse ich mein Handy wieder verschwinden, gerade rechtzeitig, denn genau in diesem Moment betritt Mr. Black den Klassenraum. Benommen erhebe ich mich von meinem Stuhl und warte, bis wir uns alle begrüßen und ich mich wieder auf meinen Platz niederlassen kann.

Doch Edon's Nachricht lässt mir auch während des Unterrichts keine Ruhe.

Wie soll ich es bitte eine Nacht zusammen mit ihm unter einem Dach aushalten? Verdammt. Ja, er hat schon einige Male bei uns übernachtet, doch das letzte mal ist nun schon eine lange Zeit her und ich habe gehofft, dass ich meinem Herz sowas nicht erneut zumuten muss.

Ich werde das niemals schaffen.

Verfluchst seist du, Mace.

Casanova ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt