Blumen

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Ich fliege auf meine Position, atme die kalte Luft ein und überblicke das Quidditchfeld. Ich hatte schon zu oft in meiner Rolle als Sucher versagt, ich darf mir keinen einzigen Fehler erlauben. Meine Mannschaft ist gut und wir spielen gegen Ravenclaw, dass sollte eigentlich zu machen sein. Madame Hooch lässt den Schnatz frei und auch die Klatscher schwingen sich empor. Ich puste in meine kalten Hände.

Ich lasse meinen Blick über das Feld schweifen. Ravenclaws, Gryffindors und Hufflepuffs rufen die Namen von gegnerischen Spielern. Ich seuftze. Dann schaue ich geradeaus. Ein Meer aus grünen Schals. Unsere Verstärkung aus Slytherin. Plötzlich blitzt etwas rotes aus den grünen Wogen auf. Tasache, ein lebensmüder Gryffindor hat sich inmitten der Slytherins hingepflanzt.
Meine Mutter hatte mir früher mal gesagt, dass man immer etwas braucht, für das man kämpfen soll. Und ich beschließe für den mutigen Gryffindor zu kämpfen.

Madam Hooch wirft den Quaffel nach oben und das Spiel beginnt. Jeden Muskel angespannt sitze ich auf meinem Besen und beobachte sowohl das Spiel, als auch den gegnerischen Sucher. Es ist eine sie, mehr kann ich auch nicht erkennen.

Da, etwas goldenes, kaum sechs Meter unter mir. Ich gehe in plötzlichen Sturzflug über und bekomme fast einen Klatscher gegen den Kopf. Doch ich lasse mich davon nicht beirren und rase weiter auf den Schnatz zu. Er schwirrt flink umher, schlägt Hacken, Saltis und saust plötzlich hinter mich. Ich reiße meinen Besen herum und will weiter hinter dem Schnatz herjagen, als mich plötzlich die gegnerische Sucherin brutal in die Seite schlägt. Ich taumel und kralle mich an meinen Besen.

Schnell nehme ich die Verfolgung auf und fliege ihr hinterher. Zwei Meter vor ihr, der Schnatz. Wenigstens habe ich den besseren Besen und hole schnell auf. Doch da macht das kleine, goldene Ungeheuer eine Kehrtwendung und rast direkt auf mich zu. Kurz vor mir dreht er ab, nach unten. Sofort stürze ich ihm hinterher. Knapp fünf Meter über dem Boden bin ich noch eineinhalb Meter von dem kleinen Ball entfernt.

Ich denke an den mutigen Gryffindor und springe. Vom Besen, direkt auf den Schnatz. Ich berühre das kühle Metall und schließe meine Hand darum. Dann stürze ich nach unten. Ein unschönes Knacksen ertönt und mein Arm sendet stechende Schmerzen aus. Aber das wichtigste ist... Ich reiße meinen gesunden Arm nach oben und zeige allen den Schnatz. "Slytherin gewinnt!"
Dann sacke ich zu Boden.

°°°°°°

Ich blinzel. Stöhnend sehe ich meinen Arm hinunter. Er ist verbunden, soweit ich das beurteilen kann, ist der Knochen wieder verheilt, aber mein Gewebe arbeitet noch. Es tut ziemlich weh, ist aber zu ertragen. Neben meinem Bett steht ein Blumenstrauß und es liegen auch ein paar Geschenke rum. Das meiste Knabberzeug und der Rest Genesungskarten.

Ich schnappe mir einen Schockofrosch und kaue genüßlich. "Hey, du bist wach!", ruft jemand. "Morgen, Blaise!", antworte ich. "Morgen? Wir haben Mittag!", er lacht. "Naja, du hast ziemlich lang geschlafen! Du hast dir den Arm ziemlich kompliziert gebrochen und bist auch auf den Kopf gefallen!" Ich nicke bloß. "Wer hat die Blumen da hin gestellt?", frage ich. "Keine Ahnung, jedes mal wenn ich hierher kam, waren neue Blumen da! Ich weiß nicht von wem, ich habe auch sonst niemanden gesehen hier.", meint Blaise nur. Ich zucke mit den Schultern. Da fällt mir etwas ein. "Wer war eigentlich dieser Gryffindor, der bei den Schlangen saß?", ich hebe eine Augenbraue. "Er war komplett vermummt! Er hatte eine schwarze Kapuze auf und den Schal um den kompletten Kopf gewickelt... Wir konnten ihn nicht erkennen, außerdem mussten wir ja deinen Sprung begutachten!", er runzelt die Stirn. "Warum?" Ich begutachtete die Blumen. "Naja is halt auffällig!", murmel ich.
Ich schließe die Augen. "Ich glaub ich schlaf noch ne Runde!" Blaise verlässt mit einem "Schlaf gut!" den Raum.

°°°°°°

Als ich das nächste mal aufwache, höre ich die Tür gerade ins Schloss fallen. Ich halte meine Augen geschlossen für den Fall, dass es Blaise ist. Denn ich bin nicht in der Stimmung zum quatschen. Ich lausche. Leise Schritte nähern sich meinem Bett und etwas klirrt. Hm, was könnte das gewesen sein? Dann tropft etwas. Ein kleiner Knall ertönt und ich reiße die Augen auf.

"M-malfoy!", stammelte er. "Was machst du denn hier, Potter?", sage ich in meinem normalen abfälligen Ton. Dann sehe ich die frischen Blumen in seiner rechten Hand. "Warum machst du das?", frage ich verwirrt. "Ich gehe jetzt!", murmelt er. Warte kann es sein, dass er... "Warte!", ich schnappe mir sein Handgelenk. Er schaut zu Boden. "Warst du bei dem Spiel bei den Schlangen?", frage ich ihn neugierig. "Ich...uhm", er kratzt sich im Nacken. Gott sieht das süß aus! Ich ziehe Harry auf meine Bettkante. "Warum machst du sowas? Wir hassen uns doch!", flüstere ich. Traurig sieht er mich an. "Ich hasse dich nicht, Draco!" Mir stockt der Atem. Noch nie habe ich meinen Namen als schön empfunden, aber wenn Harry ihn ausspricht... "Ich hasse dich auch nicht...H-harry!", hauche ich. Ich richte mich auf und Harry stützt mich. Dann umarme ich ihn. "Freunde?", fragt er schüchtern. Doch ich schüttel den Kopf. Traurig sieht er mich an. Ich beuge mich zu ihm und lege meine Stirn an seine.
"Das würde mir nicht reichen!", hauchte ich, dann senke ich meine Lippen auf seine.

Wir bewegen unsere Lippen sanft aufeinander und lösen uns schließlich zum Luftholen. Ich stehle mir noch einen kleinen Kuss. "Ich liebe dich, Harry Potter!" Er wird leicht rosa. "Ich dich auch, Draco Malfoy!"
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Drarry One-ShotsWhere stories live. Discover now