Beste Freunde

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James P. o. V.

Auf dem Weg zum Quidditchfeld versuchte ich wirklich, mir meine Wut nicht zu sehr anmerken zu lassen.

Ich lachte halbherzig über Sirius Witze und erzählte leicht entnervt zum hundertsten Mal auf Peters Wunsch hin die Geschichte von meinem legendären Schnatzfang beim Finale letztes Jahr. Trotzdem war meine gute Laune angesichts der unverhofften Trainingseinheit dahin.

Lily war Schuld.

Glaubte ich zumindest.

Ich verstand sie einfach nicht.

Hatte sie etwa von mir erwartet, dass ich sie vor allen anderen zum Quidditchspielen einlade? Da hätte ich auch gleich Wurmschwanz, der Tratschtante, stecken können, dass bei uns wieder etwas lief, und der hätte es dann allen erzählen können. Auffälliger ging es kaum.

Es sei denn, sie wollte wirklich lieber Zeit mit Remus verbringen. Die wildesten und Fantasien über Remus und Lily fanden heimtückisch einen Weg in meinen sowieso schon durch Schlafmangel nicht denkfähiges Gehirn und brachten mein Herz angstvoll zum Rasen.

Das bisschen Rationalität, das mir noch erhalten geblieben war, zwang mich zur Vernunft.

Natürlich hatten die beiden nichts am laufen. Natürlich wollte Lily Zeit mit mir  verbringen.

Diese selbstgefälligen Gedanken taten meinem Ego ausgesprochen gut, jedoch verstand ich Lily - und alle anderen Frauen dieser Welt - noch immer nicht.

Jetzt, wo sie oben im Schloss und ich auf dem Weg zum Quidditchfeld war, zerrte meine Sehnsucht an mir und ich wäre am liebsten auf der Stelle zurück gerannt.

Während ich so vor mich hingrübelte, bemerkte ich einen skeptischen Seitenblick von Sirius. "James", sagte er schließlich mit einem herausforderndem Unterton. "Was ist los?"

Mit einem Rumtreibergrinsen der feinsten Art schulterte ich meinen Besen und fuhr mir mit der freien Hand durchs schwarze Haar. "Ich weiß nicht, was du meinst", gab ich ungezwungen zurück und wollte den Weg zum Quidditchfeld fortsetzen, doch Tatzes Hand hielt mich zurück.

Wut lag in seinen funkelnden grauen Augen. "Oh nein, mein Guter, so nicht!"

"Bitte was?", fragte ich verwirrt.

Tatze zeigte mit bebendem Zeigefinger auf mich. Im Ernst, manchmal bereitete dieser Junge mir Angst. "Ich kenne diesen Ausdruck, Kumpel, du musst mir gar nichts erzählen, du Schlawiner!"

Seit wann bei Merlins Bart nannte Tatze mich "Schlawiner"?

"Ich weiß wirklich nicht, was du meinst-", setzte ich gelassen an, doch Tatzes nächster Satz wischte mir jegliche Gelassenheit vom Gesicht.

"Das ist dein typischer Lily-Evans-Bricht-Mir-Das-Herz-Blick, ich warne dich, mein junges Fräulein! Den habe ich oft genug gesehen, also lüg mir nicht so frech ins Gesicht, du . . . Frechdachs! Seit wann haben du und Lily wieder etwas am Laufen?"

Mein Gesicht lief knallrot an und der Besen rutschte von meinen schlaffen Schultern und fiel auf den Boden. Tatzes begehrte Lippen umspielte ein selbstzufriedenes Grinsen und er verschränkte die Arme vor der breiten Brust. Er war muskulös geworden im Sommer, er steckte all seinen Schmerz in den Sport. Wahrscheinlich ursprünglich aus der Hoffnung heraus, Mannschaftskapitän zu werden.

Peterswässrige Augen wurden kugelrund und Marlene ließ einen spitzen Schrei los, als ich nur hilflos mit den Schultern zuckte. "Und diese Hexe erzählt mir nichts!"

"Es ist ja auch nichts Richtiges", beeilte ich mich zu sagen. "Wir haben uns nur geküsst . . . ein paar Mal . . ."

Jetzt war es mit der Beherrschung der drei endgültig vorbei. Peters Augen fielen ihm fast heraus, Marlene bekam Schnappatmung und Sirius schloss dramatisch die Augen und bekreuzigte sich, wobei er den Vater mit dem Heiligen Geist verwechselte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 15, 2017 ⏰

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