Wie zwei Magnete

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James P. o. V.

Seit Lily und ich wieder zueinander gefunden hatten, war die Anziehungskraft zwischen uns stärker denn je.

Um ganz ehrlich zu sein fragte ich mich nun, wie ich es geschafft hatte, mich so lange von ihr fernzuhalten.

Nun, das Feuer war neu entfacht und loderte unaufhaltsam. Nur leider hatten wir kaum Zeit, die wir miteinander hätten verbringen können. Wir waren wieder in der Realität angekommen, egal wie traurig das klang. Die siebte Klasse war angebrochen und - scheiße - das war einfach nicht zu ignorieren.

Die Lehrer stressten jetzt schon wegen den Abschlussprüfungen rum, der Hausaufgabenberg wuchs pausenlos und auf einmal wollte jeder von dir wissen, was du nach den UTZ-Prüfungen mit deinem Leben anstellen willst.

Im Moment wollte ich meine Lippen auf Lilys pressen und ihr schmutzige Dinge ins Ohr flüstern, aber ich glaube, Professor Flitwick wäre bei dieser Antwort dezent verstört gewesen.

Wenn ich nicht gerade an einem Aufsatz über den illegalen Handel von Dracheneiern brütete oder mich verzweifelt daran erinnern zu versuchte, wann der erste Riesenkrieg begann, war ich auf dem Quidditchfeld und trainierte meine Mannschaft härter denn je.

Und wenn ich dann, spät abends, müde und ausgelaugt zurück zum Schloss kehrte und alles was es bräuchte um mich glücklich zu machen, Lily und ein kuscheliges Bett gewesen wären, waren da noch die Rumtreiber, die mich zu einer Runde 'Snape explodiert' herausforderten. Normalerweise war ich Feuer und Flamme für das magische Kartenspiel, was wir selber erfunden hatten, aber auch das war jetzt etwas anders.

Lily war so ziemlich das Einzige, woran ich denken konnte.

Den anderen hatte ich allerdings noch nicht davon erzählt. Nicht einmal Sirius. Ich wollte ihre Meinung dazu nicht hören, es war mir egal was sie dazu dachten.

Unsere zufällige Begegnung im Regen auf den Ländereien war jetzt schon zwei Wochen her. Zwei Wochen, in denen ich ihre Lippen schmerzlich vermisst hatte. Lily nur aus der Ferne beobachten zu dürfen war noch blöder als gar nicht an sie zu denken.

Momentan tat ich allerdings kaum etwas anderes, als an sie zu denken.

Auch wenn ich nie Physik in der Schule gehabt habe, so wusste ich, dass Lily und ich wie zwei Magneten voneinander angezogen wurden. Wenn wir im selben Raum waren, fiel es mir ausgesprochen schwer mich zu konzentrieren. Da wir aber fast alle Kurse zusammen hatten, war das wohl kaum zu vermeiden. Keine besonders guten Voraussetzungen, wenn man als 17-Jähriger bald seine UTZ-Prüfungen bestehen wollte, bei McGonagalls Frage, was man bei der Verwandlung in ein Tier beachten müsse, aber nur an ein 17-jähriges Mädchen mit nach Apfel duftendem, rotem Haar denken konnte . . .

Doch heute, heute würde ich alles geben. Ich würde im Unterricht mitarbeiten, aufpassen, meine Hausaufgaben machen . . .

Meine guten Vorsätze wurden allerdings rasch ins Wanken gebracht, als ich am Morgen - unausgeschlafen und mit verstrubbeltem Haar - in die Große Halle tapste und mich auf der Holzbank neben Sirius niederließ.

Hellwach wurde ich schneller als gedacht, in der Sekunde, als Lily die Große Halle betrat. Sie trug diesen rot-goldenen, gestrickten Pulli, der ihr etwas zu groß war und bei dem ihre Hände nur zur Hälfte zu sehen waren. Ihr langes, feuerrotes Haar war lang und offen, sie hatte es sich über die linke Schulter gelegt. Mit einem fast schüchternen Blick guckte sie umher, strich sich mit einer langsamen Bewegung eine Strähne hinter das Ohr.

Kurz gesagt, ihr ganzer Anblick war schlichtweg atemberaubend.

Ich merkte, wie meine Hände sich verkrampften, was mir einen irritierten Blick von Tatze einbrachte. "Hast du etwa wieder Durchfall?", wollte er wissen. Man muss hinzufügen, dass er sich im selben Moment einen gigantischen Löffel Rührei in den Mund schob, während ich angeekelt mein Marmeladentoast von mir wegschob und keinen einzigen weiteren Bissen herunterbekam. Obwohl, vielleicht lag das auch an ihrer Anwesenheit.

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