Schulsprecher unter sich

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Bitte hört euch unbedingt den Song oben an: Do I wanna know? von den Arctic Monkeys. Diese Band muss man einfach kennen! Außerdem passt es so perfekt zur aktuellen Jily-Situation und bedeutet mir verdammt viel.


James P. o. V.

Es wäre eine glatte Lüge zu behaupten, dass ich mir nicht vorgestellt habe, wie es wäre, wieder mit Lily zusammen zu sein.

Ich habe es mir vorgestellt, mehr als nur einmal. Immer und immer wieder habe ich mir ausgemalt, wie unser erstes richtiges Gespräch nach unserer Trennung verlaufen würde. So oft habe ich mit geschlossenen Augen daran gedacht, wie ein scheues Lächeln auf ihren Lippen erscheinen würde, wie ihre grünen Augen mich unternehmungslustig anfunkelten . . .

Hunderte Male, ach, tausende Male habe ich mir vorgestellt, wie Lily und ich wieder miteinander redeten.

Und nicht einmal war eine Situation dabei, die dieser Realität auch nur annährend ähnelte.

Mit einem Gesichtsausdruck, der unsicherer nicht sein könnte, trat sie in das Abteil der Vertrauensschüler ein und ließ zögerlich ihre Tasche auf den einzig freien Sitz fallen. Die Gespräche der Fünftklässler verstummten sofort, binnen weniger Sekunden ruhten alle Blicke auf ihr.

Mein eingeschlossen, versteht sich.

Ich schluckte schwer, als ich sie von oben bis unten musterte. Ihre geschwollenen Augen waren gerötet, genau wie der Rest ihres Gesichtes. Ihr Make Up war total verschmiert und ihre grünen Augen funkelten nicht wie früher, sondern huschten eher nervös hin und her.

Sie hat wieder geweint. Ich habe es gesehen. Habe sie beobachtet, wie sie draußen auf dem Bahnsteig in Tränen ausgebrochen und von Remus getröstet worden war. Zugegeben, ein Stich von Eifersucht hatte meinen ausgezehrten Körper durchfahren, als ich hatte mitansehen müssen, wie sie sich so plötzlich in seine Arme geworfen hatte.

Zum wiederholten Mal hatte ich mich gefragt, warum bei Merlins Bart ich sie nicht so im Arm halten durfte. Natürlich war mir bewusst, dass sie und Remus nur Freunde waren und er mich nie so hintergehen würde, aber trotzdem war er es gewesen, der den blumigen Duft ihres roten Haares hatte einatmen dürfen. Er hatte ihre weiche, zarte Haut auf seiner gespürt, ihre Rundungen fest an seinen Körper gepresst gefühlt, ihre lieblichen Worte in sein Ohr gehaucht bekommen.

Aber am wichtigsten: Er hatte sich ihre Probleme anhören dürfen. Die Zeit, in der sie mit ihren Sorgen zu mir kam, war lange vorbei. Aber dennoch nicht vergessen. Nicht von mir.

Ein Stich von Eifersucht?

Weit gefehlt.

Sie hatte an mir genagt, diese Eifersucht, hatte ganz fest an meinem Herzen genagt. Sie hatte mich bissig daran erinnert, was für schöne Momente Lily und ich gemeinsam erlebt hatten und mir versucht einzureden, dass all die Gründe, die gegen eine Beziehung mit ihr sprachen, schlichtweg bedeutungslos waren. In diesem Moment hat alles in mir danach geschrien, dass ich Lily zurück brauchte, dass ich sie wollte.

Nur, wollte sie mich auch?

Es gab Menschen, die sagten, dass man nie wirklich aufhörte, ehemalige Beziehungspartner zu lieben. Sie behaupteten, dass das Gefühl der Sehnsucht nie ganz verschwand, dass man stets beim Anblick dieser einst so geliebten Person das alte Verlangen in sich aufflammen spürte, obwohl man doch geschworen hatte, dass eben dieses Verlangen verschwunden war. Dass es vorbei war, für immer. Dass man die Person für alle Ewigkeit hassen oder - in diesem Fall war es die noch größere Lüge - nur gut mit ihr befreundet sein würde. Ich wusste nicht, was schlimmer wäre.

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