(12) Zweiter Halt

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Ich liege schon den ganzen Tag unter einem Dornbusch im Wald. Ich warte, dass Neumond auftaucht, doch vergeblich.

Nach meiner Suche und der wachsenden Verzweiflung habe ich aufgegeben und gehofft, sie würde mich wie beim ersten Mal finden.
Ich legte mich unter einen Strauch und schlief. Ich träumte nicht, weil ich mir zu viele Sorgen machte.

Nachdem ich versucht hatte, ihre Spur zu finden fiel mir ein, dass sie nie einen Geruch hatte.
Ich wusste es schon, als wir im Tunnel waren, der uns aus dem Wald geführt hat. Der Geruch nach Gras kam aus dem Wald, der nach Erde aus dem Tunnel. Es war, als wäre sie nur ein Geist.

Und nun liege ich hier und warte, dass sie zurück kehrt. Dich mit jedem Moment verstreicht meine Hoffnung weiter.

Ich mache mir Vorwürfe, weil ich dem Stern gefolgt bin und nicht auf sie gewartet habe. Was, wenn sie von einem Tier angegriffen wurde während ich dem Stern gefolgt bin.

Ich stehe auf. Dornen stechen in meinen Rücken. Ich ignoriere sie.
Was auch immer Neumond mir zeigen wollte, ich suche es einfach allein. Dieser Stern wird schon wissen, wohin. Das haben die Waldkatzen doch auch behauptet, oder?

Ich trete aus dem Schatten. Zuerst werde ich jagen. Das Hauskätzchenfutter macht nicht satt.

Ich laufe tiefer in den Nadelwald. Alles riecht intensiv nach den Nadeln und dem Harz. Nur dazwischen kann ich leichte Spuren von Maus entdecken.

Ich habe noch nie wirklich gejagt, aber so schwer kann es nicht sein. Ich folge einer der Spuren und kauere mich dicht auf den Boden. Den Schwanz halte ich gerade, leicht darüber und atme ganz flach. Der Wind kommt von vorn, also riecht mich die Maus nicht. Ich mache noch einen Schritt und springe ab.

Die Maus quiekt noch kurz, dann erschlafft sie unter meinem Biss.
Ich trage meine Beute zum nächsten Strauch, als mich eine Stimme überrascht: "Hey! Was fällt dir ein?"

Geißels ChanceWhere stories live. Discover now