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• One Time - Marian Hill •

"Was hast du da an? Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du einen Freund hast? Habt ihr schon miteinander geschlafen? Wie heißt er? Wie sieht er aus? Kann ich ihn kennenlernen? Wie lange seid ihr schon zusammen? Sollte ich-", überfiel mich meine Mutter sofort mit Fragen, doch ich unterbrach sie schließlich.

"Mom, mach mal halblang! Ich habe keinen Freund, okay?! Ich bin in den Pool meiner Freundin Lila gefallen und da mir ihre Klamotten nicht passen, hat mir ihr Bruder seine geliehen. Noch Fragen?"

"Nein. Schade, es hätte mich gefreut, wenn du einen Freund hättest, statt immer nur deine Liebschaften für ein paar Nächte."

Mit diesen Worten war das Thema für meine Mutter offenbar abgeschlossen, denn sie aß ihre Fenchel-Rhabarber-Suppe weiter und vertiefte sich in die Zeitung. Sobald sie einen Gesichtsmuskel bewegte, würde ihre Maske zerbröckeln und in ihre komische Suppe fallen. Das sagte ich ihr aber nicht.

Stattdessen wendete ich mich schulterzuckend ab und schmiss mich in meinem Zimmer angekommen erschöpft auf mein Bett. Dieser Tag war wirklich ereignisreich gewesen und ich konnte nicht beurteilen, ob er gut oder schlecht verlaufen war.

Ich war im Gang mit Lila zusammengestoßen, aber andererseits hatte ich so Anschluss und eine neue beste Freundin gefunden.

Außerdem war ich in den Pool der Rodríguez gefallen, doch dafür hatte ich jetzt unheimlich gemütliche und gutriechende Kleidung von Ashton an. Ja, ich roch immer noch an den Klamotten, aber das musste ja keiner erfahren.

Kurz schrieb ich noch May eine Nachricht, dass ich heute zu müde wäre, aber ihr dafür morgen sämtliche Fragen, die sie hatte, ehrlich beantworten würde.

Danach duschte ich noch und zog wieder Ashtons Shirt an, da ich einfach unbedingt dessen Geruch einatmen wollte.

Irgendwie beruhigte er mich, sodass ich bereits nach wenigen Minuten tief und fest schlief.



"Delia, stehst du jetzt endlich auf?", wurde ich von meiner Mom geweckt, die mich anschrie und mir grob die Decke wegzog.

"Wie spät ist es und was machst du überhaupt noch hier?", wollte ich verschlafen blinzelnd wissen.

"Zwei Minuten vor acht Uhr. Ich hab Spätschicht. Und jetzt steh sofort auf, Schwänzen wird bei mir nicht geduldet!"

Ich erschrak mich dermaßen, sodass ich seitwärts aus dem Bett fiel. Meine Mutter fing an, böse zu lachen und spazierte aus meinem Zimmer. Guten Morgen, ich hab dich auch lieb, Mom.

Erst jetzt realisierte ich, was meine Mutter gesagt hatte. Zwei Minuten vor acht! Scheiße, mein Bus fuhr um fünf nach acht!

Ich sprang auf, hetzte zum Schrank, zog mich an, putzte mir im Eiltempo die Zähne und schmierte mir farblosen Lippenbalsam auf die Lippen.

Dann stürzte ich in die Küche, wo mir meine Mutter eine blaue Brotzeitbox zuwarf, die ich auffing und aus der Wohnung lief.

Ich stürmte die Treppen hinunter ins Freie und die Straße entlang.

Keuchend kam ich an der Bushaltestelle an und sah gerade noch die Rücklichter des Busses aufblitzen, bevor er um die nächste Ecke bog.

"Fuck!", fluchte ich und fuhr mir entnervt durch die Haare. Was sollte ich denn jetzt machen? Der nächste Bus fuhr erst um halb zwölf. Argh, ich hasste mein Leben in diesem Moment.

"Soll ich dich mitnehmen?"

Und ich liebte mein Leben wieder!

Ashton| ✓ #TeaAward2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt