Arbeit

127 4 0
                                    

Ich fühlte mich nicht wohl bei dem Gedanken weiter zur Uni zu gehen, aber ich musste. Tante Lexa hatte einen Kredit für mich aufgenommen. Und sollte ich ihr davon erzählen? Nein, sie würde sich nur unnötig Sorgen machen.

Also beschloss ich zu schweigen, ich würde ihr nichts von erzählen. Vorerst jedenfalls. Und die Uni war groß. Ich würde ihm ja nicht ständig über den Weg laufen, oder? Ich stieg aus der S-Bahn und sah auf die Uhr. Um zwei hatte ich wie Vorstellungsgespräch in einem kleinen Cafe, Tante Lexa hatte es zwar nicht verlangt aber ich wollte etwas zur Miete bei steuern. Also musste ich arbeiten und meine Kenntnisse als Heilerin waren hier nicht zu gebrauchen. Ich konnte nicht in einem Krankenhaus der Menschen arbeiten. Das ging einfach nicht.

Ich hatte noch fünf Minuten bevor das Gespräch anfangen sollte also beeilte ich mich über die Straße zu gehen und erreichte Rechtzeitig das kleine Cafe. Es war wirklich klein, die Tische umfassten höchstens 80 Leute.

Der Ladenbesitzer kam mit einem Lächeln auf mich zu. „Du bist bestimmt Sienna!", sagte er und gab mir seine Hand. „Ich bin Hank. Komm mit in mein Büro, dann können wir weiter reden"

Ich sah mich um, das Cafe war mit viel Liebe zum Detail eingerichtet worden. Es wirkte gemütlich und sympathisch. Er bat mich in sein Büro und setzte sich hinter den Schreibtisch und deutete auf den Stuhl gegenüber von ihm. Ich setzte mich mit einem komischen Gefühl hin. Ich hatte noch nie so etwas wie ein Vorstellungsgespräch.

Hank sah auf meine Unterlagen. „Du hast keine Erfahrung als Kellner?", fragte er dann und legte meinen Lebenslauf zur Seite.

Vorsichtig nickte ich. „Nein, die habe ich nicht. Aber ich bin sehr lernfähig und auch fleißig", sagte ich schnell. „Ich habe vor meinem Umzug als Krankenschwester gearbeitet aber mit dem Studium schaffe ich leider nicht mehr."

„Wie oft kannst du unter der Woche?", fragte Hank und beugte sich vor. „Da mein Neffe ausfällt brauche ich dich dienstags, donnerstags, freitags und samstags. An einigen Tagen auch sonntags"

Ich schluckte. „Das ist kein Problem", ich konnte an den anderen Tagen lernen. Je mehr Beschäftigung ich hätte desto weniger Trübsal konnte ich blasen. Also war viel Arbeiten eine gute Ablenkung und wenn ich dafür auch noch gutes Geld bekam war das sehr gut.

„Könntest du auch mal spontan einspringen?", fragte Hank dann und nahm seine Brille aus dem Brillenetui.

Schnell nickte ich. „Wenn ich keine Vorlesungen habe, kann ich auch spontan"

Hank zog einen Zettel aus dem Schrank. „In deinen Arbeitsvertrag stehen 10 Stunden pro Woche, aber du wirst in der ersten Zeit mehr arbeiten. Deine Überstunden werden dir mit + 20% bezahlt. Bitte prüfe einmal ob die Daten stimmen und unterschreib ihn. Und bitte schreib mir deine Handynummer auf, dann kann ich dich jeder Zeit anrufen."

Ich schluckte, Tante Lexa hatte mir gestern zum Glück ein Smartphone aufgedrängt. Unsicher zog ich das aus der Tasche, es war mir fremd aber eigentlich selbst erklärend also konnte ich es auch bedienen. Langsam schrieb ich die Nummer auf den Zettel bevor ich meinte Unterschrift darunter setzte.

Da war er. Mein erster Arbeitsvertrag. Ich würde Geld verdienen, zum ersten mal in meinem Leben.

„Ich brauche deine Kleidergröße. 36?", fragte er und öffnete den Schrank hinter sich. Ich nickte und bekam ein Stapel mit Anziehsachen in die Handgedrückt. „Da drüben ist die Toilette, da kannst du dich umziehen. Hier der Schlüssel für deinen Spind. Wir sehen uns gleich vorne!"

„Aber meine Vorlesung fängt um vier an!", sagte ich schnell. Ich konnte heute nicht voll arbeiten und es war Mittwoch.

„Kein Problem. Ich will dich nur eine Stunde lang einarbeiten", sagte Hank entspannt und hielt mir die Tür auf. Ich trat in die Toilette und schloss ab, dann sah ich mir die Arbeitskleidung an und schluckte. Es war ein weißes T-Shirt, eine kurze schwarze Hose und eine grüne Schürze. Es war ein sehr knappes Outfit und unter normalen Umständen hätte ich es niemals angezogen aber es war nun mal meine Arbeit. Also zog ich mich um und band mir die Schürze um. Meine Roten Haare machte ich mir zu einem Zopf bevor ich zu Hank ging. Dieser stand bereits wieder hinter der Theke und gab mir einen kleinen Block. „Hierauf kannst du die Bestellung schreiben. Schreibe immer erst die Tisch Nummer auf. Die sind kaum zu überlesen auf den Tischen. Getränke und Essen immer zwei verschiedene Zettel schreiben", erklärte er und sah zu zwei Kunden, die an einem Tisch saßen. „Los versuch es. Denk Daran immer lächeln!"

Ich drückte meinen Rücken durch und lief mit einem Lächeln zu Ihrem Tisch. „Hi, ich bin Sienna. Wissen Sie schon was Sie trinken möchten?", fragte ich höflich.

Die eine Dame lächelte. „Ja, Ich nehme einen Milchkaffee", sagte sie. „Und dazu hätte ich gerne eine Waffel mit Kirschen"

Ich schrieb Milchkaffee und Waffel mit Kirschen auf bevor ich mich an die andere Dame wandte. „Und Sie?", fragte ich höflich.

„Ich hätte gern einen Latte und den Apfelkuchen", auch sie schlug die Karte zu und beide sprachen weiter. Ich drehte mich um und lief zu Hank, dieser grinste. „Für den Anfang nicht schlecht. Getränke gibst du an der Bar ab, Essen in der Küche", er drehte sich um und machte den Kaffee. Es dauerte einen Moment bis beide Getränke fertig waren und ich sie zum Tisch bringen konnte. Dann stellte mir Hank den Küchenchef vor.

Er hatte blonde kurze Haare und einen Bart. „Du bist also die neue Kellnerin", sagte er und gab mir die Hand. „Ich bin Christoph."

„Sienna", stellte ich mich und ließ zu, dass er mir die Zettel aus der Hand nahm.

„Apfelkuchen und Waffeln, welch gute Wahl", er fing an die Sachen fertig zu machen. „Wenn ich mit den Essen fertig bin stell ich sie in die Schleuse und Klingel. Du holst die Sachen ab und bringst sie zu den Kunden. Wir machen hier also Teamwork", als er sich erneut umdrehte stellte er den Teller mit der fertigen Waffel und den Apfelkuchen in die Schleuse. „Ich denke, wir werden ein gutes Team!", grinste er.


DrachenjagdWhere stories live. Discover now